sehe Rücksicht zu nehmen sei , wirkte der finnische Außenminister „ tend " und „ vermittelnd " , in dem er für das gesamtskandinavische Kommunique be - schwichtigendere Formulierungen als „ Putsch " und „ gen " forderte . Man solle ja nicht so hart verurteilen . Hauptsache , daß die Sowjets möglichst schnell ( und glatt ? ) zur len Tagesordnung zurückkehren . Fragt sich nur , zu welcher Tagesordnung , hätte das Ganze eine weit unerfreulichere wicklung genommen . Aber , nicht zu gessen , man wollte sich wohl auch mal souverän , neutral und selbständig aus allem heraushalten . Wie das nun so ist ,
wenn Leute auf der Straße angegriffen , gar ermordet werden , und keiner der santen eilt dem Opfer zu Hilfe - warum sollten Regierungen anders handeln ? Oder sollten sie es doch ? Als die Welt nach Tagen unerträglicher Anspannung aufatmete und die Menschen , die ihre Freiheit bereits als verloren betrachtet hatten , vor Freude und Erleichterung weinten , hatte die politische Führung in Finnland auch einen Grund zum Weinen . Leider nicht vor Freude oder aufgrund brillianter diplomatischer Leistungen , sondern vor Scham .
Das Beschwichtigen der mehr als ärgerten skandinavischen Nachbarn und die Loyalitätsbeteuerung an die östliche Adresse unterstrichen nur das Versagen der finnischen Realpolitik . Der letzte Akt dieser Politfarce war damit sen . Wie war das nun mit dem Satz : Wer zu spät kommt , den bestraft das Leben ? Und dafür liefert die politische wartsgeschichte mittlerweile reichlich
Beispiele . Daß die finnische Regierung zu ihrem Glück glimpflich davon kam , liegt nicht an ihrem Geschick mit schwierigen Politpannen konstruktiv umzugehen , sondern eher an den geduldigen schen Bürgern , die sich kaum oder nur selten mit den Aktivitäten von „ denen da oben " ( allgemeiner Orginalton ) öffentlich beschäftigen wollen . Eine senheit , die die Finnen wohl mit den sten Bürgern westlicher Demokratien len .
Und jetzt rückt den Finnen auch noch Europa auf die Bude . Die EFTA - Front bröckelt und man gerät immer mehr in Zugzwang . Der selbstbewußte Ton , man
wolle aus dem „ Europakuchen " nur die süßen Rosinen für sich herauspicken - sich Rechte ohne Pflichten sichern - ist genauso absurd wie die langgehegte und gepflegte Vorstellung zur gung , daß Europa ohne Finnland ein wohl politisch als auch wirtschaftlich vollständiges Gebilde wäre . Solche Verhandlungspositionen interessieren den Europäer in der Gemeinschaft wohl lich wenig .
Und was ist mit der finnischen Europa - Diskussion überhaupt los ? Erst durfte gar nicht geredet werden , bis der dent selbst seine Kinder aufforderte , sich doch ein bißchen mit der Frage zu schäftigen . Es durfte und mußte also kutiert werden . Nur , wer eine sachlich - formative Auseinandersetzung über die Zukunft Finnlands im europäischen men erwartet hatte , mußte sich schnell getäuscht sehen . Gerade die politischen Parteien zierten sich vor klaren Aussagen zu Europa wie die Jungfrau vor der
zeitsnacht . Interessanter war es schon zu erfahren , wie die Sozialministerin ihre Karriere mit Kind und Mann auf die he bekommt . Als Schlußlicht der lichkeit fanden einige Abgeordnete der Christlichen Partei Finnlands auf ihrem Parteitag die Antwort auf alle zweifel in der Bibel : Die EG sei eindeutig ein „ Zeichen des Ungeheuers " , eine enhafte Vision also , die die heilige sche Nation in die Verderbnis führe . Das Amen nicht zu vergessen . Während sich Politiker aller Parteien gegenseitig derten , zu Europa Stellung zu nehmen , oder damit beschäftigt waren , nahmen einzelner Abgeordneter heftigst zu dementieren , stellten finnische schaftsforscher lapidar fest , daß es mit der Nation nun unausweichlich bergab gehe . Wenn von politischer Seite schon auf das voraussehbare Wegfallen des Clearing - Handels mit dem Osten nicht mit einer rechtzeitigen Umorientierung reagiert wurde , fragt sich , ob das Zögern und umreden bezüglich Europa angebracht ist . Über Vor - und Nachteile zu ren , geht eben erst , wenn man sich mit dem Sachverhalt vertraut gemacht hat . Nicht allzuviel spricht dafür , daß dies schehen ist .
Ein finnischer Wirtschaftsforscher mutete , es müsse mittlerweile jedem klar sein , daß der EG - Beitritt Finnlands nur eine Zeitfrage ist , und stellte fest , daß er es sehr bedauern würde , wenn das Volk am Ende mit dem Gefühl leben muß , se Entwicklung nicht selbst gesteuert zu haben . Die langwierigen EWR - Verhand - lungen zeigten wohl auch den Finnen , daß es keine vertretbare Alternative zu Europa gibt , ob nun erst assoziiert mit der EG oder später als Vollmitglied . Die ge ist nur , ob man den anderen stellern im Schnellzug nachwinken te und sich selber gezwungen sieht , mit dem Bummelzug nach Brüssel hinterher zu zuckeln .
Wie war das nun ? 75 und kein bißchen weise ? Nicht doch . Die Geburtstagsparty wird den Finnen hoffentlich den Anlaß geben , sich selbstbewußt der Zeit zu len , die durch Öffnung und Integration gekennzeichnet ist . Und der feierliche Rahmen , der schadet ja nicht . Immerhin geht es um die Zukunft . ■
Ulla Skoglund ist Finnin und lebt in Berlin .
JL rJL an tut sich nun schwer mit der Tradition des „ klugen Schweigens " zu brechen , wundert sich aber gleichzeitig , daß eine konstruktive Diskussion auf Grundlage einer gesunden Streitkultur auch in einer Demokratie gelernt sein will
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