33 . NORDISCHE IIIMTAGE LÜBECK
Verfolgungswahn des KGB - Apparats und die befürchtete „ Westinfiltration " . Der Film findet immer wieder Sinnbilder , ren atmosphärische Stimmigkeit tief eindruckt . So etwa eine endlose , wüste lee von fahlen Korbweiden , auf der nur rohe Gewalt zu herrschen und die ins Nichts zu führen scheint . Aus all dieser zukunftslosen Leere flüchtet sich der tagonist , ein litauischer Kleinbauer , in ne Traumwelt von fernen indischen chenpalästen wie dem Taj Mahal . Es ist nicht nur eine Art innere Emigration , die ihn treibt , sondern eine unbändige sucht nach Herrlichkeit und Größe . Sie hat etwas Donquichotisches an sich , aber scheint seine Seele , trotz aller physischen Pein , die ihm zugefügt wird , vor dem Grauen zu retten .
Ansonsten wußten im Wettbewerb vor allem humorvoll gestaltete Spielfilme zu gefallen . Im norwegischen Jugendfilm „ Frida und die Liebe " von Berit Nesheim werden allgemein erheiternd die altklugen Liebesrezepte einer pfiffigen jährigen ins Bild gesetzt . Frida hat lich „ Die Kunst des Liebens " von Erich Fromm für sich entdeckt und versucht ne „ Anweisungen " auf ihre Bedürfnisse zurechtgestutzt in die Praxis umzusetzen . Dabei entwickelt sie erstaunliche „ tankapazitäten " für mehrere ben und bringt auch noch erfolgreich ihre geschiedene Mutter wieder unter die be . Das ganze geht natürlich nicht ohne Hindernisse und Komplikationen ab , die herzhaftes Gelächter hervorriefen . Ein Publikumserfolg also , bei dem sich die Jury freilich die Frage gefallen lassen muß , ob sie ausgerechnet einer reinen TV - duktion den mit 25 000 DM am höchsten dotierten Preis , nämlich den Förderpreis der Fernsehanstalt NDR , zukommen sen mußte .
Unterhaltsam auch die dänische komödie „ Der große Badetag " von Stellan Olsson , die amüsant und tröstlich geschichte kleiner Leute im Dänemark der beginnenden 30er Jahre nacherzählt : heit während der Weltwirtschaftskrise . Aber die Geborgenheit der chen Familie wird durch sie nicht wirklich gefährdet . Gezeigt wird das trotz Armut und fehlender gleichaltriger Freunde liche Leben des zehnjährigen Gustav -
Adolf . Eine lebendig - warme Mutter und ein aufschneidender Vater , der seine ten Abenteuer zum Besten gibt , sind seine Orientierungs - und Ruhepole im mos einer anheimelnd in Szene gesetzten Welt . Als der Vater eines Tages einen ausflug für die gesamte Nachbarschaft ganisiert , überschlagen sich die Ereignisse . Gustav - Adolfs bisher heiles Weltbild kommt Risse , und er muß fortan mit einem weniger idealisierten Bild seiner Eltern recht kommen . Milde Ironie und eine bis ins Detail liebevolle Schilderung von bürgeralltag zeichnen diesen Film aus , dem allerdings seine Welt oftmals allzu heil raten ist .
Filmforum Schleswig - Holstein
Dem Hauptprogramm vorangestellt war nun schon zum vierten Mal das Filmforum Schleswig - Holstein mit neunzehn schen Produktionen sowie acht men aus Mecklenburg - Vorpommern . Dort konnte man auch Früchte ernten , die der erst zweieinhalb Jahre jungen kulturellen Filmförderung des nördlichsten landes zu verdanken sind . Mit Hilfe von rund 400 000 DM Filmförderungsmitteln vom Kultusministerium hat der Verein „ Kulturelle Filmförderung Schleswig stein e . V . " eine kleine , aber quirlig dige Filmszene initiieren und unterstützen können . Daß die bisherigen finanziellen Mittel zur Filmförderung sowie zur haltung des Filmbüros in Lübeck und der Filmwerkstatt in Kiel zu gering sind und deshalb nur einen bescheidenen Anfang markieren können , ist allen Beteiligten klar ( außer der Kieler Staatskanzlei , wie es manchmal scheint ) . Ein Anfang aber , der sich in seinen Resultaten schon sehen lassen kann .
So dominierten beim Filmforum den niedrigen Produktionsetats angemessen kurze Zeichentrickfilme , Experimentalfil - me und Spielfilme , sowie mittellange kumentarfilme . Viele der Kurzfilme gaben sich frech bis listig und ideenreich , so z . B . der fünfminütige Zeichentrickfilm „ ster , dunkel , knapp belichtet " der beiden Kieler Kurt Denzer und Michael Zamjat - nins . Auf rauhem Karton flott gezeichnet entfaltet er die unruhige Geschichte Schleswig - Holsteins . Eine rasante
se von den meereshaften Anfängen bis zur atom - brokdörflichen Gegenwart , voller ironischer Übergänge und sarkastischer Hiebe . Ein Heimatfilm zum hen .
Den nachhaltigsten Eindruck ließen beim Filmforum aber die ten Dokumentarfilme . Der 48 - minütige Videofilm „ Youth Wars " von Karl Siebig beobachtet sehr eindringlich das rauhe Klima zwischen und in Kieler den , ohne dabei unbedingt den Ursachen dafür nachzugehen . Neben Interviews mit Cliquenmitgliedern , die Aufschluß über die Psychologie der Gruppen geben , tokolliert die Kamera sehr offen , wie sich der Frust dieser sozial Benachteiligten in blindwütigen und gewalttätigen Kämpfen zwischen den Gangs entlädt .
Nachdenklich stimmte auch „ Töchter zweier Welten " der in Lübeck lebenden Türkin Serap Berrakkarasu , der schon auf der letzten Berlinale erfolgreich lief . Der Film schildert die Konflikte einer jungen Türkin in Deutschland und setzt dazu das türkische Patriarchat ihrer ehemaligen Heimat ins Licht . Die vierundzwanzig - jährige Meral versucht erfolgreich aus der traditionellen türkischen Frauenrolle zubrechen und ihr Leben selbst zu men . Der Brauch , daß sich die Frau bei Heirat und Ehe dem Willen der Familie und vor allem dem der Männer zu fügen hat , wird von ihr überwunden . In views geben die junge Türkin und ihre Mutter Auskunft über ihre schmerzlichen Lern - und Emanzipationsprozesse . Im Kontrast dazu werden die traditionellen Heiratssitten aus der ländlichen Türkei zeigt . Eine Dokumentation , die auch durch die einfühlsame , genaue beit von Gisela Tuchtenhagen besticht .
Geradezu versteckt wurde ein anderer aufregender Dokumentarfilm eines wig - Holsteiners . Er wurde am gen um 9 . 30 Uhr vor nur wenigen schauern im Filmforum gezeigt . „ Tag wie ein Traum " des Kielers Dierk - Eckhard Becker schildert die brisanten Fakten des namibianischen Befreiungskampfes gegen Südafrika , der mit der Unabhängigkeit ser jungen schwarzen Nation im April 1990 zu enden schien und dennoch nicht zu tatsächlicher Selbständigkeit dieses