BERICHTE &
So hat beispielsweise Norsk Hydro schon vor Jahren seine Düngemittelproduktion ausgeweitet . Parallel hierzu wurden die Kraftwerkskapazitäten vergrößert , um weltmarktbedingte Ölpreisschwankungen zum eigenen Vorteil nutzen zu können . Steigt auf den Weltmärkten der Ölpreis , höhen sich normalerweise auch die gemittelpreise , da Stickstoffe elektrolytisch produziert werden . Düngemittelhersteller anderer Länder , die auf Erdölbasis stellten Strom beziehen , müssen den höheren Strompreis auf die Verkaufspreise vorwälzen . Somit wird eine globale Anhe - bung der Wettbewerbspreise quasi gänglich , welches bei konstanter Kaufkraft zu starken Umsatzeinbußen führen kann . Anders bei Norsk Hydro : Die Gunst der Natur beschert billige , erneuerbare gie . Unternehmenseigene Kraftwerke , die in der Nähe der konzerneigenen tensiven Produktionszweige angesiedelt sind , liefern transportkostenoptimale gie ( Norsk Hydro produziert etwa 60 zent des benötigten Stroms in eigenen Kraftwerken ) und sorgen auf diese Weise für naturbedingte Wettbewerbsvorteile auf den Weltmärkten . Der um 8 Prozent stiegene Überschuß für das Jahr 1990 ist ein deutliches Ergebnis dieser auf zierung ausgerichteten tegie . Durch die Nahostkrise wurde auf den Metallmärkten ein Preisverfall gelöst , der in der Aluminiumsparte zu satzeinbußen führte . Dieser wurde durch eine gute Entwicklung im reich aufgefangen , da die von Norsk dro zu kalkulierenden Energiekosten lich niedriger sind als die der ausländischen Konkurrenten .
Norwegen als viertgrößter Aluminiumproduzent der Welt
Nach den USA , Kanada und der union ist Norwegen der viertgrößte niumproduzent der Welt . 1990 wurden von der Hydro - Tochtergesellschaft Hydro Aluminium ca . 645 . 000 Tonnen nium produziert ; hinzu kamen noch rund 35 . 000 Tonnen seitens des Konzerns Sör - Norge Aluminium . Über 80 Prozent dieses Rohaluminiums werden in anderen ischen Staaten weiterveredelt . Hydro uminium selbst besitzt in zehn Ländern 22 Preßwerke , in denen 1990 ca . 250 . 000 Tonnen Metall verarbeitet wurden .
kenswert ist zudem , daß Hydro heute pro Jahr etwa 65 . 000 Tonnen Aluminium recy - celt , und zwar in Anlagen in und außerhalb Norwegens .
Insgesamt stammen über 20 Prozent der westeuropäischen Aluminiumproduktion aus Norwegen . Die Hauptabnehmerländer sind Großbritannien und die blik ; die stärksten Handelsverflechtungen bestehen mit dem Bundesland Baden - Württemberg und dem Großraum chen . Die ökonomische Ursache hierfür ist in der Wirtschaftsstruktur dieser Regionen zu sehen ( Automobilbau , Maschinenbau , Straßenfahrzeugbau , Luftfahrzeugbau ) . Die Alu - Exporte in diese Räume dürften in den nächsten Jahren noch weiter ansteigen . Beispielsweise wird nach Schätzungen der Automobilindustrie erwartet , daß der Alu - Anteil je Kraftfahrzeug bis zum Jahr 2000 von zur Zeit durchschnittlich 75 kg auf 272 kg ansteigen kann . Diese Ergebnisse resultieren aus der geplanten Hinwendung zur leichteren Alu - Bauweise , die die global angestrebte Reduzierung von CC^ - Ausstös - sen realisieren helfen soll . Unter Umwelt - und Kostengesichtspunkten scheint die norwegische Aluminiumindustrie lich eine national - strategische Bedeutung zu haben , wie dies von einheimischen tikern und Konzernleitern immer wieder betont wird .
Die Norweger haben für die hende Entwicklung mit deutlich ren Maßnahmen reagiert : In den tendsten automobilgeprägten Regionen Europas werden Handelsvertretungen und Produktionsstätten errichtet , um durch mehr Marktnähe wettbewerbsfähiger zu sein . So hat beispielsweise Hydro um Ende 1990 in München eine schaft , die Hydro Aluminium Automotive GmbH , gegründet , die entsprechende vitäten im Automobilbereich koordiniert . Das strategische Management wird ergänzt durch eigene Preßwerke in land , Frankreich und den USA . Aus dem sprünglich rein norwegischen men ist in den letzten Jahren eine internationale Gesellschaft entstanden , die in über 36 Ländern tätig ist . Für sche Unternehmen , die auf den Export gerichtet sind , scheint diese Vorgehensweise unumgänglich : Transport - und tionsbedingte Nachteile , verursacht durch die periphere Lage in Norwegen , müssen durch Verlagerung von Produktions - ,
triebs - und Forschungszentren ins Ausland relativiert werden .
Politik und Wirtschaft :
Eine gelungene Kooperation ?
Die Ausführungen haben gezeigt , daß die norwegische Diversifizierungspolitik zu einer Trendwende für die eigene schaft geführt hat . Der Importüberschuß wurde durch einen eindeutigen überschuß abgelöst . Die Abhängigkeit von dem globalen Preisniveau auf den märkten hat sich deutlich verringert ; in wissem Maße gilt dies auch für die gigkeit vom Erdölsektor . Es ist jedoch nicht zu übersehen , daß diese Industriepolitik zu weiteren nationalen Zielkonflikten führte . Auf der einen Seite zwingt der globale Wettbewerb zu Standortverlagerungen ins Ausland , wodurch volkswirtschaftliches kapital in andere Länder fließt . Auf der ren Seite soll der sogenannte staat erhalten werden , wofür ein hohes nationales Wertschöpfungspotential zur Verfügung stehen muß . Nicht zu vergessen ist die nationale Diskussion um eine EG - Mitgliedschaft , die vor einigen Wochen bei den Kommunalwahlen - so zumindest bundesrepublikanische Pressestimmen - eine unerwartete Niederlage für die renden Sozialdemokraten unter präsidentin Gro Harlem Brundtland , einer Befürworterin der EG - Mitgliedschaft , sachte .
Für die norwegischen Wirtschaftspolitiker dürfte die Lösung dieser Konstellation keine leichte Aufgabe sein . Trotzdem ist halten , daß das norwegische potential und die Aluminiumindustrie für die zukünftige Entwicklung des Landes nen großen Stellenwert haben . Die gangs formulierte Frage kann bis dato noch nicht beantwortet werden . Der Blick auf den Nachbarstaat Schweden ( Stichwort „ Regierungswechsel " ) und die Erinnerung an die Kommunalwahlen lassen allerdings vermuten , daß das wohlfahrtsstaatliche Modell zukünftig einigen Veränderungen ausgesetzt sein dürfte . ■
Diplomvolkswirt Udo Biedinger ist Doktorrand an der Universität zu Köln , Dr . Ewald G läßer ist Professor am Wirtschafts - und Sozialgeographischen Institut an der Universität zu Köln .
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