sogenannten „ badstofa " , verarbeiteten Wolle oder verrichteten andere leichte Tätigkeiten . Man nimmt an , daß es nigstens eine Person in jedem Haushalt gab , die fließend laut vorlesen konnte , während die übrigen zuhörten , ten oder über die Moral der Geschichten diskutierten . Ursprünglich waren es wohl mündlich überlieferte ten , aber das geschriebene Wort wurde immer bedeutender und Texte men die Rollen der erzählten Geschichte der mündlichen Überlieferung . lich wurden auch Radio und Fernsehen , die in ihren Anfängen von 1929 bzw . 1966 auf die Abendstunden beschränkt waren , für kurze Programme sehr lich dem Kvöldvaka - Vorlesen benutzt . Der Unterschied war nur , daß der schichtenerzähler in Reykjavik saß . Auch heute noch sendet der nationale Rundfunk ein Programm mit dem Titel „ Kvöldvaka " . Keiner weiß genau , wie die Verschmelzung von Erzähltradition , isländischer und religiöser Literatur und Lesen - Lernen zustande kam . Auch die Beziehungen zwischen religiösen und nicht - religiösen Inhalten sowie chen und schriftlichen Formen der tur erfordern noch viele weitergehende Untersuchungen . Entscheidend sind doch die Mythen zur Erziehung selbst : Wie haben Mythen wie die Kvöldvaka bestimmte Formen des Wissens miert ?
3 . Der Einfluß des Nationalismus auf die Erziehung in Island wird etwa am Schulfach Geschichte sichtbar . Gunnar Karlsson , Professor für Geschichte an der Universität von Island , hat sche Geschichtsbücher und thoden für den Geschichtsunterricht im 20 . Jahrhundert analysiert ( 1982 ) . Er sieht diese Methoden im Kontext ropäischer Traditionen . Geschichte wurde im Europa des 19 . Jahrhunderts nationalistisch . Das Ziel des neuen schichtsunterrichts war , Patriotismus zu wecken und die Vorstellung zu gen , daß die Menschen Bürger einer herausragenden Nation wären . Ein deres Ziel war , die Rolle des ums und seine Fähigkeiten und stungen zu verherrlichen . Demgemäß sollten Lehrmethoden begeistern und Geschichten über Helden erzählen , die kämpfen und das Böse zum Wohle der Nation besiegen .
Jonas Jónsson , Pädagoge und cher Politiker , schrieb seine berühmte Islandssaga ( ursprünglicher Titel : landssaga handa bornum , d . h . schichte Islands für Kinder ) als er am Lehrerausbildungsinstitut ( Kennarasköli Islands ) zwischen 1910 und 1920 amtsstudenten betreute . Seine Bücher erzählen die Geschichte des ten Kampfes zwischen Isländern und nen , die Island unterdrücken wollten . Jonas lobt die großartigen isländischen Männer ( und eine Frau ! ) der te , ihren Anteil am kampf und ihren Beitrag zur nationalen kulturellen Identität . Der Einfluß dieses Werkes steht natürlich in kung mit der Erzähltradition der meinde - Pädagogik , auf der die Bücher beruhen . Ironischerweise war der Kampf gegen die Dänen , den das Buch stützen sollte , 1918 mit dem trag beendet , also nur drei Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes . Mit der Islandssaga baute Jonas Jónsson wollt ein Wissensfundament auf , das ständig die meisten politischen gen ansprach , nicht nur das Bürgertum und die Bauern , sondern auch die zialisten , die in Island zum mus tendieren .
4 . Als viertes Argumentationsmuster nenne ich hier den Objektivismus - ein ment des 20 . Jahrhunderts in diesem stem . Nach Gunnar Karlsson zeigt jektivistische Geschichte keine spezifisch pädagogischen Ziele und jenigen , die sich in der Erziehung auf die objektivistische Perspektive berufen , ben nichts außer den konventionellen Unterrichtsinhalten ( Fakten , Ereignisse etc . ) , auf die sie bauen können . Die plizite Angabe von Werten wird lassen . Gunnar Karlsson vermutet , daß die Lehrer es frühzeitig aufgaben , die Kinder mit den nationalistischen , dänischen Ideen aus Jonas Jónssons schichtsbüchern zu indoktrinieren , dern lieber bei den Fakten dieser Bücher blieben . In Übereinstimmung mit dieser veränderten Einstellung wurde in den 60er Jahren eine Reihe neuer richtsbücher herausgegeben , ben von dem Pädagogen und ler Thórleifur Bjarnason . Von der neuen Reihe nahm man an , daß sie ein stück zu den Jonas - Büchern darstellen sollte ; tatsächlich legitimierten sie - wie
Karlsson durch Textvergleiche zeigte - den gleichen Gehalt ohne explizite tung . Ähnliche Veränderungen in tung Objektivismus sind in Geographie - , Landes - und Gesellschaftskunde - Lehr - büchern zu finden . Ebenso wurde logie bis zur Reform als rungsübung unterrichtet , im Grammatik - Unterricht sollten starre Strukturen und Regeln gelernt werden , und Gedichte waren auswendig zu lernen .
5 . Tests sind ein Beispiel , das die lung gefährdet , Pädagogik habe vor der Reform in Islands Schulen aus „ rein " triotischen Kulturtraditionen bestanden . Folglich bekämpften die Reformer die Test - und Prüfungsmethoden als ditionelle Praxis , nicht als „ moderne findung " . Schriftliche Tests sind dabei so verbreitet , daß mit ihnen an allen len und auf allen Stufen Woche für che gerechnet wird . Und viele spräche in den Lehrerzimmern drehen sich um Testresultate und Testfragen . Tests scheinen in Island von den sten Erziehern und der Öffentlichkeit in gleicher Weise als selbstverständlich vorausgesetzt zu werden .
Zusammengefaßt : Die Beschreibung des hier angedeuteten Systems von kulturellen Vorannahmen ermöglicht zu sehen , wie diese Muster zu einem ster verknüpft werden , das bestimmte Schultypen und Lehrpläne vor anderen günstigt . Jedes Paradigma dieses Systems schneidet sich diskursiv mit anderen : Schriftliche Test , das strument der isländischen Schule , sind ein typischer Schnittpunkt des Diskurses über Szientismus und Gemeinde - Pädagogik . Sie sanktionieren die Vermittlung einer nalistischen und fragmentarischen bildung , die sich schwer austauschen läßt , wenn sie erst einmal etabliert ist , und die als objektiv erscheint , weil sie sich ter Werte entledigt hat . Schriftliche Tests passen gut zu den kulturellen men über Wissen und Leistung , die unter Isländern vorherrschen , weil sie „ objektiv " darstellen , wer das kenntnisreichste ( ligenteste ) Kind ist .
Die Pädagogik vor der Reform hatte bei soziale und historische Ursachen und sollte daher nicht monokausal betrachtet werden . Zum Beispiel ist das lernen , wie es in der isländischen Schule vorherrscht , nicht „ reinen " Ursprungs ,
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nordeuropa
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