Full text: (1992)

sogenannten „ badstofa " , verarbeiteten Wolle oder verrichteten andere leichte Tätigkeiten . Man nimmt an , daß es nigstens eine Person in jedem Haushalt gab , die fließend laut vorlesen konnte , während die übrigen zuhörten , ten oder über die Moral der Geschichten diskutierten . Ursprünglich waren es wohl mündlich überlieferte ten , aber das geschriebene Wort wurde immer bedeutender und Texte men die Rollen der erzählten Geschichte der mündlichen Überlieferung . lich wurden auch Radio und Fernsehen , die in ihren Anfängen von 1929 bzw . 1966 auf die Abendstunden beschränkt waren , für kurze Programme sehr lich dem Kvöldvaka - Vorlesen benutzt . Der Unterschied war nur , daß der schichtenerzähler in Reykjavik saß . Auch heute noch sendet der nationale Rundfunk ein Programm mit dem Titel „ Kvöldvaka " . Keiner weiß genau , wie die Verschmelzung von Erzähltradition , isländischer und religiöser Literatur und Lesen - Lernen zustande kam . Auch die Beziehungen zwischen religiösen und nicht - religiösen Inhalten sowie chen und schriftlichen Formen der tur erfordern noch viele weitergehende Untersuchungen . Entscheidend sind doch die Mythen zur Erziehung selbst : Wie haben Mythen wie die Kvöldvaka bestimmte Formen des Wissens miert ? 
3 . Der Einfluß des Nationalismus auf die Erziehung in Island wird etwa am Schulfach Geschichte sichtbar . Gunnar Karlsson , Professor für Geschichte an der Universität von Island , hat sche Geschichtsbücher und thoden für den Geschichtsunterricht im 20 . Jahrhundert analysiert ( 1982 ) . Er sieht diese Methoden im Kontext ropäischer Traditionen . Geschichte wurde im Europa des 19 . Jahrhunderts nationalistisch . Das Ziel des neuen schichtsunterrichts war , Patriotismus zu wecken und die Vorstellung zu gen , daß die Menschen Bürger einer herausragenden Nation wären . Ein deres Ziel war , die Rolle des ums und seine Fähigkeiten und stungen zu verherrlichen . Demgemäß sollten Lehrmethoden begeistern und Geschichten über Helden erzählen , die kämpfen und das Böse zum Wohle der Nation besiegen . 
Jonas Jónsson , Pädagoge und cher Politiker , schrieb seine berühmte Islandssaga ( ursprünglicher Titel : landssaga handa bornum , d . h . schichte Islands für Kinder ) als er am Lehrerausbildungsinstitut ( Kennarasköli Islands ) zwischen 1910 und 1920 amtsstudenten betreute . Seine Bücher erzählen die Geschichte des ten Kampfes zwischen Isländern und nen , die Island unterdrücken wollten . Jonas lobt die großartigen isländischen Männer ( und eine Frau ! ) der te , ihren Anteil am kampf und ihren Beitrag zur nationalen kulturellen Identität . Der Einfluß dieses Werkes steht natürlich in kung mit der Erzähltradition der meinde - Pädagogik , auf der die Bücher beruhen . Ironischerweise war der Kampf gegen die Dänen , den das Buch stützen sollte , 1918 mit dem trag beendet , also nur drei Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes . Mit der Islandssaga baute Jonas Jónsson wollt ein Wissensfundament auf , das ständig die meisten politischen gen ansprach , nicht nur das Bürgertum und die Bauern , sondern auch die zialisten , die in Island zum mus tendieren . 
4 . Als viertes Argumentationsmuster nenne ich hier den Objektivismus - ein ment des 20 . Jahrhunderts in diesem stem . Nach Gunnar Karlsson zeigt jektivistische Geschichte keine spezifisch pädagogischen Ziele und jenigen , die sich in der Erziehung auf die objektivistische Perspektive berufen , ben nichts außer den konventionellen Unterrichtsinhalten ( Fakten , Ereignisse etc . ) , auf die sie bauen können . Die plizite Angabe von Werten wird lassen . Gunnar Karlsson vermutet , daß die Lehrer es frühzeitig aufgaben , die Kinder mit den nationalistischen , dänischen Ideen aus Jonas Jónssons schichtsbüchern zu indoktrinieren , dern lieber bei den Fakten dieser Bücher blieben . In Übereinstimmung mit dieser veränderten Einstellung wurde in den 60er Jahren eine Reihe neuer richtsbücher herausgegeben , ben von dem Pädagogen und ler Thórleifur Bjarnason . Von der neuen Reihe nahm man an , daß sie ein stück zu den Jonas - Büchern darstellen sollte ; tatsächlich legitimierten sie - wie 
Karlsson durch Textvergleiche zeigte - den gleichen Gehalt ohne explizite tung . Ähnliche Veränderungen in tung Objektivismus sind in Geographie - , Landes - und Gesellschaftskunde - Lehr - büchern zu finden . Ebenso wurde logie bis zur Reform als rungsübung unterrichtet , im Grammatik - Unterricht sollten starre Strukturen und Regeln gelernt werden , und Gedichte waren auswendig zu lernen . 
5 . Tests sind ein Beispiel , das die lung gefährdet , Pädagogik habe vor der Reform in Islands Schulen aus „ rein " triotischen Kulturtraditionen bestanden . Folglich bekämpften die Reformer die Test - und Prüfungsmethoden als ditionelle Praxis , nicht als „ moderne findung " . Schriftliche Tests sind dabei so verbreitet , daß mit ihnen an allen len und auf allen Stufen Woche für che gerechnet wird . Und viele spräche in den Lehrerzimmern drehen sich um Testresultate und Testfragen . Tests scheinen in Island von den sten Erziehern und der Öffentlichkeit in gleicher Weise als selbstverständlich vorausgesetzt zu werden . 
Zusammengefaßt : Die Beschreibung des hier angedeuteten Systems von kulturellen Vorannahmen ermöglicht zu sehen , wie diese Muster zu einem ster verknüpft werden , das bestimmte Schultypen und Lehrpläne vor anderen günstigt . Jedes Paradigma dieses Systems schneidet sich diskursiv mit anderen : Schriftliche Test , das strument der isländischen Schule , sind ein typischer Schnittpunkt des Diskurses über Szientismus und Gemeinde - Pädagogik . Sie sanktionieren die Vermittlung einer nalistischen und fragmentarischen bildung , die sich schwer austauschen läßt , wenn sie erst einmal etabliert ist , und die als objektiv erscheint , weil sie sich ter Werte entledigt hat . Schriftliche Tests passen gut zu den kulturellen men über Wissen und Leistung , die unter Isländern vorherrschen , weil sie „ objektiv " darstellen , wer das kenntnisreichste ( ligenteste ) Kind ist . 
Die Pädagogik vor der Reform hatte bei soziale und historische Ursachen und sollte daher nicht monokausal betrachtet werden . Zum Beispiel ist das lernen , wie es in der isländischen Schule vorherrscht , nicht „ reinen " Ursprungs , 
26 
nordeuropa 
Ihrii'H
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.