Full text: (1992)

schwedischen . Schwedische Studenten der Betriebswirtschaft , die in deutschen nehmen ein Praktikum absolviert haben und denen ein Vergleich mit schwedischen Verhältnissen möglich ist , berichten in großer Übereinstimmung , daß ihnen in Schweden die Beziehungen zwischen gesetztem und Untergebenen als viel rer , die Distanz zwischen ihnen als viel ringer , der Führungsstil als viel kooperativer als in Deutschland erscheinen . - Dazu paßt auch , daß in Schweden die rolle als viel weicher aufgefaßt wird als in Deutschland : kein schwedischer Chef de jemals einen Untergebenen vor melter Mannschaft abkanzeln ( was in Deutschland immerhin noch vorkommen soll ) ; selbst unter vier Augen würde er ihm kaum glatt ins Gesicht sagen , daß er etwas schlecht gemacht hat . Der Chef würde in den meisten Fällen zu anderen Mitteln der 'Konfliktlösung' - wie z . B . Wegnahme von Aufgaben , Versetzung des Mitarbeiters in eine andere Abteilung - greifen . Die trautheit mit diesen Verhältnissen ist z . B . für deutsche Führungskräfte , die eine tergesellschaft in Schweden leiten sollen , nicht ganz unwichtig , damit sie nicht schon am ersten Tag anecken und Mitarbeiter gen sich aufbringen . 
Privater Umgang 
Schweden stehen im allgemeinen in dem Ruf , Distanz zu wahren , und oft ert es sehr lange , bis man Schweden , nen man beruflich oder geschäftlich begegnet , auch als Privatpersonen nenlernt . Schweden neigen überhaupt zu der Einstellung , daß Berufliches und vates recht streng voneinander zu den ist , ihr home betrachten sie als ihr castle . Aber wenn man zu ihnen nach Hause eingeladen wird , dann ist dies ein Zeichen dafür , daß sie einen voll tieren . 
Wenn es in Deutschland noch recht häufig vorkommen soll , daß ein schäftsmann am Nachmittag seine Frau zu Hause anruft und ihr mitteilt , daß er am Abend desselben Tages freunde zum Essen mit nach Hause bringt , dann gehört etwas Vergleichbares in Schweden sicher zu den absoluten Ausnahmen , zum einen schon deshalb , weil die Frau vermutlich überhaupt nicht zu Hause anzutreffen ist , sondern sich an 
ihrem Arbeitsplatz befindet , womit sich kurzfristige Einladungen ohnehin nicht vereinbaren lassen ; zum anderen ist es in Schweden seit je Sitte , Einladungen lange im vorhinein , oft zwei , drei oder vier chen vor dem geplanten Termin , sprechen . Zum dritten würden viele Schwedinnen dergleichen sowieso als mutung empfinden . 
Stellung der Frau 
In der Tat sind die meisten Schwedinnen heute berufstätig . Den meisten genügt ein Hausfrauendasein nicht , sozialer Druck - Nur - Hausfrauen führen nach schwedischer Auffassung ein ans Parasitäre grenzendes Luxus - Dasein - und finanzielle keiten kommen oft hinzu . Für die tung einer Familie , deren Lebensstandard auf einem Niveau liegen soll , das sich nicht nur an der Sicherstellung des baren bens orientiert , genügt ein Einkommen in der Regel nicht - u . a . wegen der Gestaltung der Einkommensbesteuerung , die z . B . ein Ehegatten - Splitting nicht kennt , und hinzu kommt , daß es seit einigen Jahren für gere Schwedinnen auch keinen Anspruch auf Witwenrente mehr gibt , was bedeutet , daß alle ihre Rentenanwartschaft selbst arbeiten müssen . 
Daß eine in einem anspruchsvolleren und dementsprechend bezahlten Beruf tätige Frau in Deutschland wenigstens stundenweise irgendeine Haushaltshilfe hat , ist sicher keine Seltenheit , niemand regt sich darüber auf , und es ist auch sozial akzeptiert , daß eine 'rüstige Rentnerin' , eine 'nicht ausgelastete Hausfrau' , die berühmte 'Jugoslawin' oder 'Türkin' sich etwas 'hinzuverdient' , und die deutschen Steuerbehörden sehen meist großzügig über solche 'Arbeitsverhältnisse' hinweg . In Schweden hingegen gehört die spruchnahme einer Haushaltshilfe zu den absoluten Ausnahmen , denn erstens sind viele Schwedinnen zu stolz dazu , flucht zu einer solchen Hilfe zu nehmen - es wäre für viele ein Eingeständnis von Schwäche , wenn sie zugeben würden , daß sie auf eine solche Hilfe angewiesen sind ; zweitens , und dies ist in Schweden ein sehr heikles Thema : mit der maßen regelmäßigen Beschäftigung einer Haushaltshilfe - auch wenn es sich nur um stundenweise Beschäftigung ein mal im Monat handelt - erwirbt man 
sofort Arbeitgeberstatus , mit allen sich daraus ergebenden Folgen ( wie zahlungen , Zahlung der Sozialabgaben etc . ) - und dies , ohne daß solche dungen steuerlich als Werbungskosten geltend gemacht werden könnten , auch wenn die Beschäftigung einer hilfe die unerläßliche Voraussetzung der Ausübung einer Berufstätigkeit ist . 
Normen und Tabus 
Insgesamt unterscheiden sich die sozio - kulturellen Normen , die in Schweden herrschen , nicht wesentlich von denen , die in den deutschsprachigen Ländern herrschen , aber es gibt doch eine Reihe von Unterschieden , deren man sich mindest bewußt sein sollte . 
Wenn ein Schwede einem nicht bei der Gelegenheit die Hand schüttelt , bei der dies in Deutschland als ständlichkeit angesehen würde - z . B . wenn man morgens am Arbeitsplatz scheint - , dann sollte dies einen schen nicht verwundern : der Schwede verhält sich nur so , wie er es von beinen an gewöhnt ist . 
In Schweden ist es durchaus üblich , daß man - besonders im Winter natürlich - bei Besuchen in Privatwohnungen die Straßenschuhe auszieht ; es ist durchaus denkbar , und es wird sogar erwartet , daß man - wofern man keine anderen Schuhe mitgebracht hat , die sich zum Betreten ner Wohnung eignen - lieber den ganzen Abend in Strümpfen herumläuft , als daß man Schmutz in die Wohnung trägt . Von dieser Sitte des Schuhausziehens lassen viele Schweden - oft sehr zur rung ihrer Gastgeber - auch bei Besuchen in Deutschland nicht ab . 
Kein Deutscher sollte sich auch dern , wenn ein Schwede beim Essen eine Kartoffel mit dem Messer teilt , oder wenn er beim Essen von Gerichten , bei denen es nichts zu schneiden gibt und bei denen man entsprechend deutschen Tischsitten auch kein Messer benutzt , das Messer trotzdem verwendet : beides verstößt in Schweden keineswegs gegen die guten Sitten . 
Auch wenn sich die früher in den streng formalisierten Trinksitten te erheblich gelockert haben , so schadet es bestimmt nicht , wenn ein Deutscher sich mit den wichtigsten einschlägigen 
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