Meinung nicht schon fest gebildet , dern sucht man in dem Artikel selbst , was sich Vogts wirklich hat zuschulden men lassen , so findet man , daß er auf die Frage eines Journalisten , welche Taktik er im Endspiel einzuschlagen gedenke , um den dänischen Spieler Povlsen zu pen , geantwortet habe , darüber habe er noch überhaupt nicht nachgedacht , aufhin der solchermaßen präzisierte wurf der Arroganz wenigstens mit einem Fragezeichen versehen wird . Auf der sekonferenz vor dem Finale hätten die Deutschen - wie der Journalist , wohl leicht enttäuscht , weiterhin konstatieren muß - sich keineswegs , etwa der Presse gegenüber , arrogant verhalten , im teil . Auch habe Vogts keine großen sprechungen gemacht . Aber irgendwie bringt der Verfasser des Artikels es dann doch noch fertig , ein an den Haaren beigezogenes „ Tyskland har nu lovat guld ! [ Deutschland hat jetzt Gold sprochen ! ] " hinzukonstruieren , obwohl er doch kurz zuvor hatte konstatieren müssen , daß ein solches Versprechen rade nicht abgegeben worden ist . . .
Sprache
Heute ist die erste Fremdsprache in Schweden das Englische , praktisch jeder Schwede unter vierzig hat heute che Englisch - Kenntnisse , und diese dürften - bedingt durch den schon ab der 3 . Klasse der neunjährigen obligatorischen schule erteilten Englisch - Unterricht und durch das extensive Angebot chiger Programme in allen schwedischen Fernsehkanälen - erheblich besser sein als die vergleichbarer Deutscher . Doch sind sich die meisten verantwortlichen den über die steigende Bedeutung der schen Sprache für Schweden im klaren , weshalb seit ca . zwanzig Jahren auch im tertiären Bildungsbereich einiges geschieht , damit Deutsch auch und besonders als Fachsprache der Wirtschaft und der nik gelehrt und gelernt wird .
Schweden erwarten im allgemeinen nicht , daß ihre Geschäftspartner disch sprechen . Manche Schweden chen glänzend Deutsch , viele können sich auf deutsch verhältnismäßig gut lich machen , ziehen aber trotzdem das Englische vor , zumal dies die sprache vieler in Schweden beheimateter
multinationaler Unternehmen ist . Wenn ein Schwede aber einem Deutschen den Gefallen tut , mit ihm Deutsch zu chen , dann ist es ein Gebot der Fairneß , daß der Deutsche Rücksicht nimmt , z . B . das Sprechtempo mäßigt , den Schweden auch nicht mit einem Wortschwall deckt , der es ihm nicht erlaubt , zu Worte zu kommen . Nachsicht sollte man als Deutscher dann haben , wenn ein de sich im Deutschen nicht immer so drückt , wie man das von einem deutschen Muttersprachler erwarten würde . Nur zwei sprachliche Probleme , mit denen Deutsch sprechende Schweden zu fen haben , seien hier kurz erwähnt . Beide ergeben sich daraus , daß schwedische Ausdrucksmuster direkt ins Deutsche übertragen werden .
Schweden gebrauchen im Deutschen oft gewisse Formulierungen , die bei ( und trotz ) völliger grammatischer heit einem Deutschen sehr direkt , manchmal fast unhöflich erscheinen . Die meisten Schweden , besonders doch die der jüngeren Generation , ben heute eine ausgeprägte Abneigung gegen Schnörkel aller Art , und als Schnörkel in der Ausdrucksweise finden sie schon vieles , was früher auch im Schwedischen als normale Form der Höflichkeit galt . Diese Abneigung hat z . B . dazu geführt , daß der konjunktiv aus dem Schwedisch der genwart weitgehend verdrängt ist . Im Deutschen jedoch gehört er ( z . B . im sammenhang mit denz ) immer noch zum normalen gangston , und sein Wegfall verleiht einer Äußerung oft einen schroffen Ton . Viele Schweden müssen also erst einmal über ihren eigenen Schatten springen , wenn sie sich im Deutschen einer weise bedienen sollen , die sie - in ihre eigene Sprache übertragen - als gestelzt und gekünstelt empfinden würden .
Ein anderes - allerdings schon älteres - sprachliches Problem , nämlich das der Anrede , birgt vergleichbare ten in sich . Im Schwedischen gibt es praktisch immer noch keine Anrede , die dem im Deutschen ganz neutralen Sie entspräche ; ni - dem deutschen Sie am nächsten kommend - hat sich trotz cher diesbezüglicher Bemühungen nicht allgemein als Anredeform durchsetzen können , weil ihr immer noch etwas von dem aus dem 19 . Jh . überkommenen
zialen Stigma anhaftet , wo die Anrede ni besonders für Leute niedereren Standes gebraucht wurde . Die heute üblichste rede mit du , deren Gebrauch keineswegs ein besonderes Maß an Vertrautheit mit der angeredeten Person voraussetzt , hat - obwohl die sogenannte „ du - reform " schon beinahe dreißig Jahre zurückliegt - immer noch ihre Begrenzungen : zwar wird der schwedische Ministerpräsident heute etwa bei Fernseh - Interviews ohne weiteres geduzt , aber Menschen , die man nicht gut kennt , besonders ältere schen oder auch Personen mit einem zialen Status , der dem eigenen net ist , redet man auch heute nicht einfach mit du an , und wer es trotzdem tut , gilt leicht als plump vertraulich oder respektlos . Die Anrede mit Titel in der dritten Person , eine Möglichkeit der rede , die früher ebenfalls zum normalen Umgangston gehörte , gilt heute allgemein als hoffnungslos veraltet . Deshalb wissen Schweden oft nicht , welche Anrede sie gebrauchen sollen , und deshalb den sie in solchen Situationen die Anrede lieber ganz und bedienen sich anderer Ausdrucksweisen , durch die z . B . die Ich - Perspektive in den Vordergrund tritt .
Deutsch sprechende Schweden nen sich nun im Hinblick auf das deverhalten oft der in ihrer che üblichen Ausdrucksmuster . Im Deutschen wirkt jedoch eine weise , die die Anrede vermeidet , oft recht schroff , besonders dann , wenn sie mit dem Wegfall des junktivs einhergeht . Schweden sagen oder schreiben also im Befehlston ( ohne daß ihnen dies bewußt ist oder von nen beabsichtigt wäre ) : „ Ich will eine Preisliste haben [ Jag vili ha en prisli - sta ] " an Stelle von : „ Ich hätte gerne eine Preisliste " oder „ Würden Sie mir bitte eine Preisliste senden ? "
Viele im Umgang mit Deutschen ger erfahrene Schweden gebrauchen auch im Deutschen unbefangen du und den Vornamen als Anrede , weil sie sich über die Voraussetzungen für den Gebrauch dieser Anrede , ihre soziale Funktion und ihre Wirkungen nicht im klaren sind . Als Deutscher wird man den Schweden dies weniger übelnehmen , wenn man über den Hintergrund dieser Ausdrucksweise scheid weiß .
Auch sollte man sich als Deutscher nicht zu falschen Schlußfolgerungen ver -
Nr . 4 , 1992
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