ISLAND ANNO DAZUMALS :
Von Säurebatterien und verrückten Urgroßvätern
Der Siegeszug der Massenmedien , der sich im Island der vierziger Jahre abzeichnete , brachte „ Sinfoniegejaule " und Politiker in die Wohnstuben . Vorausgesetzt die Kühe auf der Weide duldeten das Spektakel .
Bödvar Guömundsson
Als meine Augen das Licht dieser Welt erblickten , gab es draußen auf dem Land in meiner schen Heimat drei mit den Zaubermitteln der Technik gefertigte Massenmedien - Zeitungen , Rundfunk und Telefon . dings kamen die Zeitungen nicht jeden Tag , sie kamen im Packen einmal die che mit der Post und wurden dann eine nach der anderen gelesen , bis der nächste Packen eintraf . Auch ein paar blätter fanden den Weg zu uns ins Tal ; die wurden von den Leuten gesammelt , und häufig ließ man sie zusammenbinden . Diese Bücher wurden später von einem Gehöft zum anderen ausgeborgt . Zu der Zeit , an die ich mich mit vollem sein erinnern kann , in den Jahren des Zweiten Weltkriegs , wurden zeugnisse nicht gleich nach dem Lesen weggetan . Einige der Bauern hatten einen derartigen Verwahrungstick , daß sie drucktes weder fortwarfen noch brannten und sogar die Tageszeitungen oben auf dem Dachboden oder unten im Keller aufhoben - obwohl die dingungen damals weitaus beengter ren als heutzutage . Die Zeitungen ten nahezu ausschließlich zur Welt der Erwachsenen , in ihnen wurden Wohl und Weh des Landes besprochen , ten über Kriege und politische Kontrover -
Bödvar Guömundsson ( geb . 1938 im Borgarfjord / Westisland ) lebt und tet freiberuflich als Schriftsteller und Übersetzer in Dänemark .
sen unter die Leute gebracht . Vereinzelte Wochenblätter enthielten - zumindest teilweise - auch Stoff für Kinder wie zum Beispiel Rätsel , Suchbilder oder Witze . Schließlich waren da aber noch schriften , die einzig und allein für Kinder gedacht waren wie , , / Eskan " ( Die Jugend ) und „ Dyraverndarinn " ( Der Tierschützer ) . Häufig wurden solche Hefte erst nach zwei - oder dreimaligem Lesen beiseite legt , und nicht selten dauerte es geraume Zeit , bis die nächste Nummer erschien .
Rundfunk
Der Rundfunk hingegen war ein senmedium gleichermaßen für Kinder wie für Erwachsene . An jedem nachmittag gab es eine besondere sendung ; das waren herrliche Stunden und so kostbar , daß keine Minute verpaßt den durfte . Ein Radiogerät vor fünfzig ren war aber keine so einfache Sache wie heutzutage . Es war ein mächtiger und komplizierter Apparat , nicht zuletzt auf dem Lande , wo man elektrischen Strom bestenfalls als Lampenlicht kannte . Die Rundfunkempfänger wurden mit Batterien betrieben - teils mit sogenannten terien , die man wiederaufladen konnte , teils mit Trockenbatterien , die man warf wenn sie leer waren . Die en luden die Leute bei sich zu Hause auf . Nach 1940 gab es auf vielen Bauernhöfen 12 - Volt - Windkraftgeneratoren , mit denen der Strom für die Lichtanlage erzeugt
de , und mit ihnen konnte man die batterien neu laden . Eines der ältesten der , an das ich mich aus meiner Kindheit erinnere , ist , wie ich in der Dunkelheit des Winters neben meiner Mutter daherlaufe - an der einen Hand hält sie mich , in der deren trägt sie eine soeben aufgeladene Säurebatterie . Der Windkraftgenerator auf unserem Gehöft war kaputtgegangen , so daß die Säurebatterie bei unseren barn aufgeladen werden mußte . Ich zählte damals vermutlich drei Jahre , und ich weiß noch , wie erwartungsvoll ich war und wie lang mir der Nachhauseweg erschien , denn nun konnte ich wieder die Kindersendung hören .
Es waren jedoch mehr Dinge dig als eine Batterie , um die dung hören zu können , ja überhaupt alle Rundfunksendungen . Die Empfänger ren auf Langwelle ausgerichtet , und man benötigte daher eine Antenne und einen Antennenmast . Die Antenne hatte eine besondere Schutzvorrichtung : Wenn ein Blitz in sie einschlug , wurde sie tisch ausgeschaltet , so daß der apparat nicht zerstört wurde oder gar das Haus in Flammen aufging . Bei uns stand der Antennenmast draußen auf einem Hügel , und ein langes Kabel führte von dort ins Haus . Häufig saßen viele Vögel auf dem Antennenkabel , und ich kann mich erinnern , wie seltsam es mir kam , daß der Empfang dadurch nicht stört wurde .
Ich kann mich aber nicht daran nern , daß jemals der Blitz in die Antenne
NORDEUROPA
forti' "
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