KULTUR
MARTIN UND SARA GIERTZ :
Schwedische Weinagenten
Stephan Opitz
Wer sich von Jönköping aus auf in die Wälder Richtung Ostsee macht , bei Gränna die bahn verläßt , die Pelzstadt Tranás ert und von dort in Richtung Österbymo weiterfährt , ca . 18 km südlich von Tranâs bei einem Schild , auf dem 'Torpa' steht , einbiegt , der hat sicher nichts Böses im Sinn . Er kommt programmgemäß an nem der schönsten Seen Schwedens , Sommen . Und sollte er auch nur geöffnete Augen haben - der Tag war lang , die Fahrerei eintönig - , dann wird ihm Torpa Prästgärd nach ca . 1 km auf einer Anhöhe über dem See nicht entgehen : Ein klassischer Pfarrhof aus dem 18 . dert , zwei Flügelbauten und ein haus , rotgestrichenes Holz .
Hier wohnen und arbeiten Martin und Sara Giertz - Inhaber von Giertz Wine Agency AB .
Wie kommt Wein nach Schweden , wo doch alle Welt weiß , daß 1 . die Schweden unter ziemlich altvorderen Formen nur Aquavit & Bier trinken , 2 . Alkohol in Skandinavien teuer ist wie nungen in München und 3 . ein strenges staatliches Monopol die Lebern der on überwacht .
Also : AB Vin o Sprit in Stockholm ist einer der größten Weineinkäufer der Welt - ca . 100 Millionen Liter jährlich . Davon werden 80 Millionen im Tank nach Schweden gebracht , der Rest ist import . 5 Einkäufer testen täglich in Stockholm etwa 30 Weine , und zwar um
Dr . Stephan Opitz ist Direktor des nordkollegs Rendsburg .
10 Uhr , weil dann die Geschmacksnerven am besten funktionieren .
Diese 5 ( sie seien völlig unbestechlich ! ) men die Gesamtweinauswahl für ganz Schweden - immerhin 8 Millionen spektive Trinker . Jährlich kommen 250 neue Weine ins Angebot ( das waren früher mal 350 ! Wahlmöglichkeiten gut = lität gut , weniger Wahl = schlechtere lität : Dies Verhältnis gilt für alle mittel ) . Das Standardangebot der staatlichen Alkoholgeschäfte ( Systembola - get - Sie wissen schon , diese Geschäfte mit den Verkäufern , die wie gen aussehen ) besteht aus 150 Weinen ( daneben natürlich Bier , Spirituosen etc . ) . Eine Sonderliste ( muß jeweils extra stellt werden ) ergänzt das Programm . Nach der Besichtigung dieser - freundlich ausgedrückt oligarchischen , unfreundlich ausgedrückt vatikanmäßigen - onsstruktur wenden wir uns wieder dem Pfarrhaus am Sommen zu .
Martin und Sara Giertz sind eine von ca . 20 Weinagenturen , die , s . o . , die 5 bestechlichen zu beraten haben und für ihre Agenturdienste prozentual bezahlt werden - von der jeweils liefernden Firma . Und neben dem innerschwedischen Markt mit seinem Agenturgeschäft bedeutet der DutyFreebereich ein echtes schäft .
Die Firma ist nicht groß - aber fein . Der Wein zum Fisch beim 91er Nobelfest stammte aus der Vermittlung der Fa . Giertz , ein jeden nördlichen Fisch bender 89er Tokay Pinot Gris der genossenschaft Bennwihr im Elsaß . Einige
der besseren Chablis Schwedens , wächse , ein paar Mittelitaliener und seit neuestem australischer Wein ergänzen das vinologische Portefeuille des schen Hauses .
Martin und Sara Giertz sind immer noch mit einem halben Bein in ihrem sprünglichen Beruf tätig - rer in Geschichte und Kunstgeschichte . Die Beschäftigung mit WEin ist ihnen turelles Anliegen ; sie hoffen auf die EG , dieihr größtes Handicap aufheben könnte : das bisherige Monopol verhindert den port kleiner , interessanter Mengen nach Schweden . Und boykottiert damit tisch jeden nach besserer tion arbeitenden kleineren Winzerbetrieb . Und unterstützt so die zweifelhafte wicklung hin zu immer größeren tionseinheiten , um es sachlich drücken .
Das schöne Hauptquartier am Sommen wollen die ursympathischen Weinfreaks halten - die Geschäfte machen allerdings auch eine Dépendance in Stockholm nötig . Und einen eigenen Weinausschank am Sommen wird es in absehbarer kunft nicht geben - da sei das Monopol davor ! ■
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NORDEUROPA
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