Full text: (1992)

Vinland 
Das Land , welches in den Sagas Vinland genannt wird , schien im Vergleich zu land und Island so verlockend gewesen zu sein , daß es in der Folgezeit zu einer Reihe von weiteren Fahrten kam , die von einem durchdachten Vorgehen zeugen . wegs planlos wurde nach Westen stoßen , sondern durch ausgedehnte dungsfahrten wurde zunächst das Land weiter erforscht , bevor es besiedelt wurde . 
Und auch die Entdeckung kas selbst paßte sich nahtlos an die hergegangene Ausdehnung der ropäer nach Westen an . Nach der Besiedlung Islands , der Färöer und lands schien auch der nächste Schritt programmiert , und tatsächlich hatte es nur zwölf Jahre gedauert , bis der Besiedlung Grönlands der verhältnismäßig kurze Sprung nach Nordamerika folgte . 
In der Zeit kurz nach der wende müssen die neuentdeckten Länder für ausgiebigen Gesprächsstoff gesorgt haben . Von Grönland aus drang die de von den Entdeckungen über Island nach Norwegen und von dort sogar ter bis nach Hamburg . Adam von Bremen erwähnte diese neuen Länder schon 1070 in seiner hamburgischen schichte . Er beschreibt Vinland als Land , in dem Wein und wilder Weizen sen , und es scheint , als ob er die antiken Vorstellungen Isidors , der von den tastischen Inseln der Glückseligen in den gleichen Tönen und mit fast denselben Worten schwärmt , mit den Berichten aus dem Norden verknüpft hat . Adam von Bremen nannte das neue Land „ Winland " . Auch in den altnordischen schriftlichen Quellen gibt es Hinweise auf die Entdeckung Nordamerikas durch die Nordleute . Vom Beginn der gaschreibung an bis ins 15 . Jh . kommt es zu kurzen Erwähnungen Vinlands in den verschiedensten Sagas . Es gibt sogar zwei Quellen , die sich ausschließlich mit ser Entdeckung beschäftigen , was auf die Bedeutung , die die Entdeckung neuer Länder in der damaligen Zeit hatte , deutet . 
Auf jeweils knapp dreißig heutigen schenbuchseiten berichten die dersaga und die Saga von Eirik dem Roten von den Ereignissen , die sich in Vinland abspielten und seit dem 17 . Jh . waren se Quellen der Ausgangspunkt einer 
ten Debatte , die sich im wesentlichen um zwei Hauptpunkte drehte : 
- Gab es das Vinland der Sagas wirklich oder ist es nur eine Erfindung der den - immer noch unbekannten - fasser dieser Sagas ? 
- Wie lassen sich die inhaltlichen schiede in diesen beiden Sagas erklären ? 
Eine Wikingersiedlung in Amerika 
Erst durch das Zusammenwirken von Philologie und Archäologie , von phie und nautischen Kenntnissen konnte Mitte dieses Jahrhunderts der Durchbruch erzielt werden . Der lange gesuchte Beweis für die Reisen von Nordleuten nach amerika konnte erbracht werden , und durch eine intensive Beschäftigung mit dem Verhältnis der beiden Sagas der konnte auch ein Großteil der schiedlichen Angaben erklärt werden . 
So gelang es zu Beginn der sechziger Jahre Helge Ingstad und seiner Frau Anne Stine an der Nordspitze Neufundlands die Überreste einer wikingerzeitlichen lung auszugraben . Sie waren den Angaben der Grönländersaga gefolgt und die zen Segelzeiten und Landbeschreibungen dieser Saga berücksichtigend , waren sie fündig geworden . Sowohl die Datierung , die auf die Zeit um 1000 n . Chr . tet , als auch die Anzahl der Häuser und die Lage der Siedlung sprachen dafür , daß sie die Hütten , die Leif Eiriksson der Grönländersaga zufolge in Vinland gebaut hatte , gefunden hatten . Dieser stimmung von Ausgrabungsergebnis und Textbeschreibung widerspricht jedoch die Aussage in der Grönländersaga , daß die Nordleute bei den Hütten Weinstöcke den , denn im Norden Neufundlands ist das Klima zu kalt , als daß dort Wein wachsen könnte . Auch die Vermutung , daß es sich um Beeren gehandelt hatte , läßt sich nicht halten , denn es wird in den Sagas ausdrücklich darauf hingewiesen , daß sie zusätzlich zu den Beeren Trauben fanden und Weinstöcke abschlugen , um sie als Fracht mit nach Hause zu nehmen . Da es sich in den Sagas also explizit um Weintrauben handelt , muß es eine andere Erklärung geben , warum sie erwähnt den , warum sie , wenn man von der einstimmung der gefundenen Siedlung mit der in den Sagas beschriebenen Siedlung 
ausgeht , eine Erfindung sein müssen . Die Vermutung , daß es sich bei den ben um eine Erfindung handelt , wird durch gestützt , daß in den Sagas men unglaubwürdige Angaben gemacht werden , wenn sie vom Wein berichten . So wird gesagt , daß sowohl im Sommer als auch im Frühjahr Trauben geerntet den konnten , daß die Nordleute vom bloßen Genuß der Trauben in einen stand der Entrückung gerieten , daß sie ganze Weinstöcke als Fracht schlugen und daß sie die geernteten Trauben im Beiboot nach Hause transportierten , d . h . über die offene See mehrere Wochen lang schützt den Einflüssen von Meer und Himmel ausgesetzt . Es ist schwer bar , daß die Nordleute an diesen dann entweder verfaulten oder sicherlich gut durch das Meerwasser gesalzenen ben ihre Freude gehabt hätten und ein ganzes Land nach dieser zweifelhaften Köstlichkeit benannten ! 
Ein Halbwissen über Wein , welches zur damaligen Zeit auf Island sicher nichts gewöhnliches war , d . h . die Vorstellung , daß er an Stöcken wächst und trunken macht , scheint Pate gestanden zu haben bei der Verarbeitung dieses Motivs in den Sagas . 
Außer diesen Aussagen in den Sagas könnte auch noch der Name Vinland , also Weinland , dafür sprechen , daß es in dem gefundenen Land Wein gegeben haben mußte . Doch auch dieser Name ist nicht unangefochten . Davon ausgehend , daß Vinland im Altnordischen zwei gen haben kann , je nachdem ob man es mit langem I oder mit kurzem I schreibt , kann es auch zwei Möglichkeiten für die Bedeutung dieses Namens geben . Die ste wäre Weinland , d . h . daß das deckte Land bewußt mit einem den Namen benannt worden wäre , um mehr Siedler anzuziehen und den Ruhm des Entdeckers zu vermehren . Die zweite Möglichkeit wäre Weide , bzw . Grasland und vom Zeitpunkt der Entdeckung bis zu der deutlich später erfolgten Niederschrift der Sagas wurde dieser Name durch ches , vielleicht unbewußtes Hinzufügen einer Länge über dem I so verändert , daß daraus Weinland wurde . Sogar ein cher Verursacher dieser Veränderung läßt sich heute noch feststellen , denn es ist leicht vorstellbar , daß Adam von Bremen aus dem mit kurzem I gesprochenen land auf das lateinische Vinus schloß und damit auch auf Weinland . Durch die 
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