Full text: (1992)

wendet worden und für so grundlegende Dinge wie die Anschaffung von richtungen etc . 
Dabei ist die konzeptionelle Arbeit leicht etwas zu kurz gekommen , was auch daran liegen mag , daß die glieder zum Teil sehr verschiedene fassungen von den Aufgaben dieser richtung haben . Ich persönlich fände es am besten , wenn das Institut nicht für sich alleine arbeitete , sondern in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule , dem Kulturministerium und anderen richtungen . Insgesamt aber ist die wicklung so gut , daß wir schon längst personell unterbesetzt sind . Das Interesse von außen an unserer Arbeit ist groß . 
Nehmen Sie ein wachsendes esse an Island wahr ? 
Úlfar Bragason : Ja , ganz eindeutig , vor allem von jungen Leuten in der dung . So hatte die Universität in ihrem Programm „ Isländisch für Ausländer " noch nie so viele Teilnehmer wie jetzt , und noch viel mehr hatten sich ben . Dasselbe gilt für den kurs . Das freut uns natürlich , denn wir hoffen , daß durch diese Leute in den nächsten Jahren das Interesse an der ländischen Kultur und Sprache im land wächst . Aber auch Forscher1 aus der ganzen Welt zeigen daran Interesse , ( der ) nach Island zu kommen oder sogar Neuisländisch zu lernen . Generell scheint sich auch durch den wachsenden mus nach Island ein zunehmendes esse am Land und seiner Kultur den . 
Wie definieren Sie „ isländische Kultur " ? 
Úlfar Bragason : Das ist natürlich schwer zu definieren . Wir haben ganz zu Beginn unserer Tätigkeit hier Seminare zu diesem Thema veranstaltet , um für uns diesen Begriff zu definieren , denn schließlich sollten wir ja die isländische Kultur im Ausland vertreten . Allerdings kam bei diesen Seminaren sehr wenig heraus . Anscheinend trauten sich auch viele der isländischen Teilnehmer gar nicht , etwas Neues zu diesem Thema zu sagen , denn es gibt bei uns einige , sehr fest im Volksbewußtsein verankerte , ditionelle Auffassungen von isländischer 
Kultur , an denen man als „ guter der " nicht rüttelt . 
Die traditionelle Auffassung der länder von ihrer Kultur kann auf die Formel : „ Isländisch = Natur und gas " gebracht werden . Das wußtsein unserer Gesellschaft ist eng verbunden mit den Lebensformen vor dem letzten Weltkrieg . Die städtische Kultur , die wir ja mittlerweile in kjavik mit allen ihren Vor - und teilen auch haben , kommt in diesem Bewußtsein nicht vor . 
Natürlich entspricht dieses Bild nicht mehr der Realität , aber unser trieb tradiert es weiter , weil wir noch keine neue Identität gefunden haben . Die Soziologie und die senschaften haben hier an der sität längst eine differenziertere Analyse begonnen , aber deren Ergebnisse den nicht auf breiterer Ebene diskutiert . Wir haben es zunehmend mit einer Kluft zwischen Laien und Fachleuten zu tun , deren Erkenntnisstand auseinanderläuft . Eigentlich fehlt eine Diskussion über dieses Thema , besonders auch zwischen den Generationen . Ich fände eine solche Debatte wichtig , auch wenn sie gentlich Gefahr liefe , zu konservativ zu werden . 
Wie beurteilen Sie den schaftlichen Austausch zwischen Island und dem Ausland in den wissenschaften ? 
Úlfar Bragason : Für die Beschäftigung mit der isländischen mittelalterlichen teratur gilt zunehmend , daß sich eine Kluft auftut zwischen denen , die ländisch verstehen und lesen können und denen , die auf Übersetzungen , z . T . sogar für die altisländischen Texte , angewiesen sind . Wer das nicht kann , verpaßt viele der Forschungsergebnisse aus Island , en sie nun aus dem Handschrifteninstitut ( Stofnun Árna Magnússonar ) , der turwissenschaft oder auch aus dem reich der Geschichte . Ich meine , daß man zumindest grundlegende Lese - und ständnisfähigkeiten im Neuisländischen haben sollte , wenn man sich mit terlicher isländischer Kultur beschäftigt . 
Sehen Sie die isländische Kultur „ bedroht " durch amerikanische Einflüsse ? 
Úlfar Bragason : Eigentlich nicht . Viele der aus Amerika importierten Aspekte der ländischen Gesellschaft sind vielleicht auch gar keine Einflüsse , denn es gibt viele Haltungen in unserer Gesellschaft , die der amerikanischen Mentalität sehr ähnlich sind : Seit Jahrhunderten , vielleicht schon seit der Besiedlung des Landes , meinen die Isländer , sie seien anders als alle anderen und beharren deshalb auch im Kontakt mit anderen Ländern auf ihrer Einzigartigkeit und Selbständigkeit . 
Wir sind trotz aller Heimatliebe nicht sehr ortsgebunden , was uns relativ schlossen für äußere Veränderungen und Reisen macht . Ich halte den rein nischen Einfluß deshalb für nicht so stark wie oft gesagt . Außerdem sollte man nicht übersehen , daß es hier auch , und zwar besonders unter den gutausgebildeten Leuten , eine ausgeprägt sche Haltung gibt , ganz ähnlich dem Haß auf die Dänen während der dänischen Herrschaft über Island . 
Eine letzte , persönliche Frage : Was halten Sie von der EG ? 
Úlfar Bragason : Uns Isländern erscheint die EG vor allem als eine unglaublich demokratische Organisation , in der kraten anstatt demokratisch gewählter litiker über alles bestimmen . Das halten wir für eine viel größere Gefahr als irgendwelche kulturellen Einflüsse . lich haben wir auch gewisse gen für unsere eigene Wirtschaft , sehen aber auch die neuen Möglichkeiten auf neuen Märkten . ■ 
1 Im Isländischen wird für fast alle Berufs - und Nationalitätenbezeichnungen eine grammatisch maskuline Form verwendet , die dann aber für Männer und Frauen verwendet werden kann . Besonders in den Pluralformen ist die sche Sprache dadurch ähnlich ambig wie das Deutsche , und nicht immer ist klar , ob jemand mit einer Pluralform wirklich beide Geschlechter gemeint hat oder nicht . Ich übernehme in der Übersetzung diese Ambiguität ( keit ) der Sprache , ohne zu unterstellen , es seien jeweils nur Männer gemeint . 
NORDEUROPA 
fnrunt 
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