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Wörterbuch. Romanischer Stil—Runenschrift.
geht auch da wahrscheinlich nichts (ausser
dem Westteile zu Warder) vor das u. Jahrh.
zurück. Die Blüte fallt offenbar in das 12.
Jahrh., in dessen 2. Viertel der Ziegelbau
die ersten, zunächst mehrschiffigen Kirchen,
besonders im Süden, hervorbringt, während
etwa gleichzeitig im Nordwesten der Tuff bau
(s. d.) eine reichere Gliederung ermöglicht,
der nur vereinzelt der Quaderbau nachstrebt.
Der Gewölbebau begnügt, sich mit Wölbung
der Apsis, aber in der 1134—38 gebauten
Kirche zu Segeberg (gleichzeitig und vom
selben Urheber, wie die Kirche zu Königs
lutter) tritt ein reiner Gewölbebau in Guss
werk auf; im Anschluss an diess Vorbild
wölben die granitenen Vizelinskirchen sämt
lich auch das Chorquadrat. Andere Werke
sind untergegangen (Schlamersdorf, St.
Michaelis vor Schleswig). Hierher, eher als
zur nächsten Zeit, könnte noch St. Peter und
Tönningen gehören. Die Wände sind in
diesem Stil stark, die Gewölbe massig. Wie
lang er dauert, dafür fehlt es vielfach an
der Möglichkeit der Zeitbestimmung, weil
einfache Bauten des Uebergangsstils von
den einfachen des romanischen nicht sicher
zu unterscheiden sind. Zu Lütjenburg, Eutin
und Altenkrempe stehen jedoch Kirchen, von
denen die erste bestimmt zwischen 1156 und
63, die letzte wenigstens noch vor 1190 ge
baut ist; dazwischen die mittlere; diese drei
Kirchen sind dem Uebergangsstile zuzuzählen,
der hier fast zugleich mit der Einführung des
Ziegelbaues sich zu entwickeln begann.
Rondel 2, 624, 19, rundes Bollwerk.
Rose, goldene 2, 355, 6, ein vom Papste zu ver
leihendes Ehrengeschenk.
Rosenkranz dient sehr häufig als Umrah
mung der Mutter Gottes mit dem Kinde,
die gewöhnlich im Strahlenkränze (wie in
der Abb. 1320) steht. So Abh. 249.
341, 20. 386, 19. Vgl. 427, 12. Der kleine R.
mit 5 Kreuzen und 33 Blumen deutet auf
die Zahl von Christi Lebensjahren hin.
Rosenkranzaltäre S 88.
Rosette, allseits ausgebildeter Fächer oder Mu
schel (s. d.). Abb. 122 f. 126. 127. 533.
Oft an Leuchtern als -schale, -licht
halter.
Rost 47, 32, Abzeichen des hl. Laurentius
Abb. 1563.
Röteln (rotulus, Rädchen), die am Knaufe der
meisten gotischen Kelche vorstehenden, in
früherer Zeit runden (Abb. 140), später meist
rautenförmigen Flächen. Abb. 913. 954.
In Abb. 1532 quadratisch. Sie zeigen bis
weilen Edelsteine, gewöhnlich jedoch Buch
staben (-buchstaben) in Schmelz, meist
ihesvs. Hie und da sind die Buchstaben
der -Inschriften (wie an Glocken und
Taufschüsseln) unverständlich oder fehlerhaft,
oft nur fehlerhaft umgestellt. S. Kelchinschr.
Rotgiesser, ein Giesser in -guss (Zinn oder
Zink mit viel Kupfer). Daraus bestehen die
meisten älteren Leuchter. Die Grapengeter
durften angeblich den Rotguss nicht an wen
den; daher ist apengeter (s. d.) öfters gleich
Rotgiesser.
Rotstift 2,631, 27 Zeichenstift aus einer rot
braunen natürlichen Masse (Rötel).
Rotunde 279, 16, Rundbau.
Rthlr. (Thlr. Cour.) = 3 Mark lübsch =
3 Mark 60 Pf.
Rücklage, Hinterlage, fester Hintergrund
2. 35°. .37-
Rückpositiv s. Doppelorgel.
Rücksprung s. ausgekantet. Gewände mit Rück
sprüngen Abb. 149.
Rücktäfelung eines Gestühles 2, 125, 28 die
Täfelung seiner Hinterwand.
Ruinen S 131.
Rumpelkammer vgl. Gerätkammer.
Rundbild = Medaillon (s. d.) Abb. 94. — - b o -
genfeld, der sich oben ergebende Halb
kreis in einer rundbogig geschlossenen Oeff-
nung. bogenfries: s. Fries. S 72. —
— -bogengotik 2,232, I, eine moderne
Richtung, welche Rund- statt der Spitzbogen
anwendet, im übrigen gotisierend ist. Rb. ge
kreuzt als Fries S72. — -bogenstellung,
Bogenstellung (Laube, Arkade) aus Rund
bogen 4,8. Abb. 570. 26,2; Reihe von
Bogen wie Abb. 401. 542. — Runde Fi
guren, solche, die nicht als Relief erscheinen,
sondern allseits bearbeitet sind. — -eisen:
Eisenstäbe, die nicht als Vierkant, sondern in
runden Stäben verwandt werden. gesims
s. Gesims. ki r chenS59. r elief 166,19
s.Medaillon. stab. Derselbe kommt, ausser
als Säulenschaft, selten frei vor als ganzer
Stab; in eine Ecke gelehnt, ist er gewöhn
lich Dreiviertelstab, und als solcher, im
Rücksprunge umlaufend, charakteristisches
Glied des Uebergangsstils. S 76. Abb. 275.
Oft erscheint er als halber, Abb. 367.
sehr oft als Viertelstab, so besonders als
Kämpferprofil S 76 (s. angerundet), als
Sockelschluss u. a. m. Ist er aus 2 Kreis
teilen mit Kante gebildet, so ist er ein zu ge
schärfter^, d.) Stab; in bimförmigem, oft in
der Spätzeit nur durch aufgelegte schwache
Platte angedeutetem Profil erscheint er als
Birnstab (s. d.). Bei der Verkalkung der
meisten Kirchen sind Birnstäbe von Rund
stäben oft kaum zu unterscheiden. — -stab-
gesims, aus einem (halben) R. gebildetes
Gesims 316, 19; vgl. Doppelwulst, Taustab,
Zopfwulst. — Runde Säule alsGewölb-
stütze S 79. — -stück = Medaillon,
runde bildliche Darstellung in Malerei oder
erhabener Arbeit. — -türme S63.
Runenschrift, die Schrift der alten Deutschen
und der Skandinavier; bei letzteren in Blüte
im 11. Jahrh. 446,40. Abb. 31.