Wörterbuch. Renaissance—Romanischer Stil.
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Gestaltung und Ausschmückung durch. das
Cartuschewerk und was damit zusammenhängt,
in die Spätrenaissance über. Von dieser
ist der Schritt zum Barock, dessen Ein
wirkungen ja schon in allerhand Freiheiten des
Aufbaues der Spätrenaissance hervortreten,
leicht und anfangs unmerklich. Am Ausgange
der Periode finden wir neben ganz besonderer
Lust am Ornament und dessen unbändigem
Leben, das denn auch, um 1610—20, in
manchen Beispielen auf das Pflanzenornament
zurückfällt, einige Zurückhaltung und Ein
schränkung im Architektonischen, und es steht
dann, da man durch keine gleichzeitige Uebung
der Baukunst an die Einhaltung strenger
Regeln erinnert wird, der vollständigen Auf
lösung des Aufbaues, willkürlicher Behand
lung und Vereinzelung der Glieder, nichts im
Wege. Vgl. weiter Barock. — Ren.- Malerei
s. Manieristen.
Rendsburger Kanzelart S 95.
Reparaturzahlen Jahreszahlen, welche auf eine
Herstellung deuten.
Resignation 530, 32 Verzichtleistung auf ein
Amt.
Richtgerät, -schwert S 131. — -(Normal-)
mass S 131.
Riemenwerk 292,9. Bänder in mannigfacher
Verschlingung sind dem Cartuschestil der Ren.
eigen, der bisweilen das Ornament wie aus
zerschnittenem Leder gefertigt erscheinen lässt ;
in geistloserer, aber für den Stil scharf be
zeichnender Weise finden sich einfach ver
schlungene und gekreuzte Riemchen im Stil
der Régence 503, 42.
Riffelbild, Culissenbild : Malerei auf einem un
ebenen Hintergründe, der gewöhnlich aus
senkrechten Stäben gebildet ist, die sämtlich
3 seitige Prismen sind ; dann sieht man von
der einen Seite nur die rechten, von der
anderen die linken Flächen, die dann ver
schiedene Bilder enthalten, meist Kreuzigung
und Auferstehung. Man kann auch auf flachem
bemaltem Hintergrund in rechtem Winkel
ganz dünne beiderseits bemalte Leisten vor
treten lassen; dann wird das Bild drei Ge
mälde zeigen. Es gibt im Schleswigschen
ziemlich viele solcher Bilder, meist aus dem
18. Jahrh., von denen im Texte nur wenige
erwähnt sind, z. B. 241,11. 338,34. 357,43.
Ring unter einem Säulenknaufe: Wulst, der den
Säulenschaft abschliesst.
Ringelhaus 2, 358.
Ringgraben 2, 230, 2 der statt einer Ringmauer
die Stadt umringende Graben.
Rippe S 78, ein Bogen im Gewölbe, der den
Feldern oder Kappen des Gewölbes, die
zwischen die R. gespannt werden, zum Halt
dient. Die R. tritt nach unten in der An
sicht des Gewölbes fast immer in einem Pro
file vor (rechteckig, wulstig, birnstab-, klee
blattförmig u. dgl.), bisweilen ist sie nur von
Haupt, Baudenkmäler d. Prov. Schl.-Holstein. III.
oben bemerkbar (182,11. 2,91,10). Nach
der Richtung unterscheidet man Diagonal-
(Haupt-) und Quer-, sowie Längsrip
pen (Hilfsrippen), Kreisrippen 126,15.—
Sind die Rippen nur zum Scheine vorhanden,
indem dem Gewölbe nur die Profile angefügt
sind, so nennt man das Schein-, Zier
rippen, Abb. 182. Rechteckiges R.-profil
ist im Süden, wo es selten vorkommt, Kenn
zeichen des Uebergangsstils, im Norden aber
ist es in der Spätgotik fast allgemein.
Uebrigens herrschen im Romanischen und
im Uebergang rippenlose Gewölbe mit Zu
schärfungen (Graten) statt Rippen, dann
Rippen in Wulst-, Kleeblatt- und Spitzbogen
profil ; in der Gotik herrscht das Birnstab-
profil, meist zwischen Wülsten, Platten,
Kehlen, zuletzt folgt, hierlandes nur ganz
vereinzelt, ein einfach neben zugeschrägtes
(trapezförmiges) oder angekehltes. Später
finden sich R. nur noch ausnahmsweise, in
verschiedener Gestalt (vgl. Abb. 1252). —
R. eines Kreuzes 536, 16 Erhöhung, die
auf demselben längs läuft.
Roccoco s. Louis XV.
Rohrdach S68.
Roland. Abb. 973. 1256. So heissen die in
vielen Städten, soweit Sachsen gekommen
sind, aufgerichteten Steinbilder eines Ritters
mit gezogenem Schwerte. Sie sind ursprüng
lich Bild des Kaisers, auf dem Markte zum
Wahrzeichen davon aufgerichtet, dass er der
Stadt wichtige Rechte, besonders Markt und
Gericht betreffend, verliehen haf. Auch wo
keine Verleihung vom Kaiser unmittelbar
nachzuweisen ist, sind sie wenigstens Sinn
bilder dafür, dass alles solche Recht von ihm
ausgeht und unter seinem Schutze steht. Die
gerüsteten Kaakstatuen (s. d.) sind als
eine Verdunkelung des ursprünglichen Ge
dankens anzusehen.
Rolle 2, 17,23 s. v. a. Schriftrolle.
Rollfüllungen ein Ornament der spätesten Gotik
43, 19 und des Ueberganges zur Ren., ver
wandt zum Schmuck von Füllungen. Am
häufigsten im nördlichsten Schleswig. Abb.
209. 622. 1154. 1264. — 87, 1. 212, 45.
213, 2. 229, 10. 360,44. 396, 27.
Romanischer Stil. Die grosse Masse unserer
Landkirchen ist aus der Zeit des romanischen
Stils S 54 — 6; sie bezeugt aber diese Her
kunft nur durch die ausschliessliche Herr
schaft des Rundbogens. Der Grundriss ist
entweder der »einfachste« von quadratischem
oder rechteckigem Chore an rechteckigem
Schiffe, oder der »eigentlich romanische«,
der noch eine Apsis hinzugibt. Die folge
richtigst ausgebildete Form, die einen West
turm hinzufügt, sind die Vizelinskirchen
(s. d.). Die Granitkirchen sind entweder aus
unbehauenem oder aus behauenem Stoffe.
Jener bietet wol die ältesten Beispiele; doch
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