XII
Vorrede und Nachwort.
Umfang von vielen hundert oder tausend Bänden zielenden Inventare Deutsch
lands in irgend einer Hinsicht benutzen will, darf man es nicht zumuten, dass
er sich die Auszüge selber fertige. Unser Buch durfte sich der Verpflichtung
um so weniger entziehen, da schon das trefflichste Vorbild in den Lotzischen
Inventaren, besonders in den dem 2. Bande (Wiesbaden) beigegebenen Registern
Fr. Schneiders vor Augen gestellt war. Leider bleibt immer noch eine dem
philologischen Gewissen schmerzliche Lücke; noch fehlt das, allerdings nur wol für
die Landesforschung sehr erwünschte geschichtliche Register, das besonders
auch alle Personennamen zu umfassen und zu behandeln hätte. Aber es war
unmöglich, Jemanden zu finden, der dafür den Drang hatte, und mir unmöglich,
es selbst herzustellen. Schon von den vorhandenen Registern verdanken wir
mehrere ausser dem schon erwähnten Künstlerverzeichnis der treuen Mithilfe
meiner Amtsbrüder hierselbst, Karl Ahrens aus Kotzenbüll und Georg Göring
aus Göttingen. Vielleicht findet sich nachträglich einmal Jemand, den Thaten-
drang und Arbeitslust dazu reisst, jene Lücke zu füllen; es ist eine schöne und
Freude versprechende Aufgabe.
So stehe ich denn am Schlüsse einer vieljährigen Bemühung, erfreulich durch
die reiche Fülle persönlicher Anregungen und geistiger Bewegung, durchlebt
freilich zugleich im Zwange, vorwärts zu müssen, auch wo freundliche Einladung,
lockende Aussicht zum Bleiben und Weilen vorlag. Einmal habe ich Halt ge
macht und den Versuch unternommen, für die ältere Kunstgeschichte Wagriens
einen festen Boden zu gewinnen; anderen Aufgaben, auch eigener Verteidigung
gegen Hinderliches, habe ich entsagen müssen, wie Allem, was nicht geradewegs
zum Ziele führte, auch Allem, was auf Ausbeutung und Verarbeitung des Ge
wonnenen hinausgieng. Diese Früchte mögen andere pflücken.
Wer wissenschaftlich arbeiten mag, wird ermessen, welches Opfer ich mir
damit auferlegte, und wer billig ist, wird einsehen, dass, wenn ich mich so der
Hauptsache zu Gefallen beschränken musste, auch keine anderen Früchte ge
boten werden konnten, als die so zu gewinnen waren. Doch möchte ich mich
noch dagegen verwahren, als sei das Alles nun so wie ich gewollt, oder auch
nur wie ich gekonnt hätte. Neben dem Uebrigen habe ich auch mit dem Zu
fall zu rechnen gehabt; er ist mir nicht selten günstig gewesen, hat aber auch
in anderer Richtung Einfluss geübt. Schlechte Witterung, ungünstige oder unter
brochene Verbindungen, Ueberschwemmungen, zerbrochene Leitern, verlegte
Schlüssel, verdorbene Schlösser, mangelndes Verständnis, übele Launen haben auch
ihre Rolle gespielt; manche schön gelungene und unersetzliche Platte ist nach
träglich verunglückt. Zur erneuten Besichtigung Sylt im gefrorenen Meer zu
erreichen gelang erst dem dritten Anlaufe, Föhr war gar nicht mehr zu erlangen,
und den Klanxbüller Bildern (1649!.) hat das salze Wasser seine untilgbaren
Spuren aufgedrückt, da der grundlose übereiste Marschgraben den Wanderer mit
Stab und Ranzen in sich schlang. Doch bleibt mir auch im Bewusstsein der so