Kr . Hadersleben . II . ( Törninglehn . ) Witting .
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dem Apsisbogen war nördlich ein Schrank , südlich ist in der Apsis eine rohe Piscin . — Am Schiff ist eine gotische Aenderung getroffen , wodurch die Kirche an die Riper Katharinenkirche erinnert , indem hoch oben ganz niedere breite Spitzbogenfenster in Ziegeln eingebaut sind , wobei der Fries ziemlich voll behandelt ist . Ein hübsches Portal im Norden in Granit zeigt einen oben giebelförmigen Sturz , umgeben von einem Bogenfeld , welches von einem Bogen aus Tuff umzogen wird .
Altar spätestgotisch , Anfang des 16 . J . Höchst interessant , selten und wertvoll , sowol dem Gegenstände und der Idee nach , wie als Beispiel des falls der gotischen Kunst in diesen Landen . Im Schrein , h 2 , 10 br 1 , 60 : betung des Gekreuzigten . Er ist erhöht über alle Völker , verehrt von den Scharen seines Reiches . Ein mächtiger mit 5 Kreuzen gezierter Rosenkranz umgibt die Darstellungen der Heiligen . Er geht von dem ßseitigen Sockel aus , auf dem das Kreuz steht . Der Körper ist sehr durchgebildet , mit weit fliegendem Tuche , herkömmlich spätgotisch . Im Kranze erscheinen in wagrechten teilungen : oben in Wolken : Gott , Maria , und die Menge der englischen
Scharen . Unter dem rechten Arm : Heilige des alten Bundes , links Apostel
und Evangelisten ; in der nächsten Abteilung männliche Heilige aus vielen Berufsarten , als einerseits Christoph , ein Ritter , einer in Mönchstracht , vorn
Eva ; anderseits Geistliche ; in der untersten Abteilung sind weibliche Heilige -
Zu den Seiten des Kreuzsockels ausserhalb des Kranzes Geistliche und Weltliche , anbetend , ein Gewimmel von Personen . In der Staffel stehen die Nothelfer . In den Flügeln sind 4 Reliefs : Engelsgeschichten . Die Ueberhänge sind meist laubwerkumwundene Stäbe . — Der Altar geht aus einer realistischen übung hervor . Er zeigt Gewandtheit in Darstellung von allerhand äusserlichen Erscheinungen . Die Gewandung ist bedeutend angelegt , gross - und weitfaltig , modisch . Besonders gut geraten die Lanzknechte . Am gelungensten sind die wenig bewegten Predellengestalten , auf sie hat der Schnitzer den wenigsten Wert gelegt und am wenigsten vom Seinigen hineingearbeitet . Nicht lerische , sondern geistige Gedanken bewegten ihn im übrigen zu dem Werk . Es wirkt bei allem Reichtum , einer staunenswerten Fülle , anspruchsvoll statt bar dadurch , dass es die Masse giebt ohne Einzeldurchbildung . Zwar verleugnet sich das bedeutende Können nicht in der Darstellung der Trachten , einer zur Porträthaftigkeit gesteigerten Behandlung mancher Gesichter ( so besonders in der Gruppe der irdischen Anbeter ) , aber es tritt zurück vor der Unwahrheit der Körperverhältnisse , der fast unordentlichen Gedrängtheit , der Gezwungenheit der Bewegungen . Im ungeheuren Umfang des Dargestellten begnügt sich die Arbeit oft mit der Andeutung , und eilt weiter zum Ziel wie der Gedanke . Bei weitem am schwächsten sind die Flügel , denn sie sind das Abstracteste . Der Gedanke soll da ganz für die Anschauung , der Geist für das Fleisch entschädigen . So schliesst diess bedeutende Werk für uns in einer würdigen und lehrreichen Weise die gotische Kunst ab . — Der Altar ist , ziemlich in alter Weise , 1678 ( dän . Atl . 7 , 188 wol fälschlich : 1582 ) — nach Inschrift auf Mosis'Buche , bemalt worden .
Kanzel 18 . J . , mit Statuen vor den Seiten , schwach , doch bei ihrer malung nicht ganz wirkungslos .