Full text: Lebenserinnerungen von Christoph Heinrich Pfaff, Doctor der Philosophie und Medicin ...

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Staatsrath und Professor in Kiel Pfaff sich auf der Insel Nonnenwerth hart am Siebengebirge in einer großen fröhlichen sellschaft befand . Da , als der Wein Herzen und Lippen erweitert und geöffnet hatte , hat Pfaff mir und andern Gepreßten ein lautes Vivat , und einigen Namen , welche man als die Haupt - anzettler der Gegenumtriebe glaubte , ein noch lauteres Pereat gebracht . Dies ist in Berlin angemeldet , in Kopenhagen ange - klagt , und der König von Dänemark ist freundlich angegangen worden , besagten frechen Kieler Professor deswegen gehörig zur Verantwortung zu ziehen . Der König aber hat abgelehnt und geantwortet : aus solchen Kleinigkeiten mache man sich in seinen Landen nichts , wo man an freie Rede und Schrift und an lustige Vivats und Pereats gewöhnt sei . « 
So genau , wie Arndt die Umstände dieser Begebenheit an - sührt , erinnere ich es jetzt durchaus nicht mehr ; nur das weiß ich bestimmt , daß einige damals erschienene ministerielle Wer - sügungen , die in gewisse Rechte und Freiheiten der Universität eingriffen , mich aufgeregt hatten , und daß ich eraltirt durch den trefflichen Rheinwein , der eine solche Wirkung besonders auf mich ausübt , mich stark darüber äußerte und auch nach Tisch , da ich mit meinem Freunde Bischof — der mich zu beschwichtigen suchte — längs dem Strome wandelte , den vaterländischen Strom beklagte , daß ihm neue Fesseln angelegt würden . Damals war man überall von Spionen umgeben , und die Sache wurde ohne Zweifel noch vergrößert ; der preußische Gesandte in Copen - Hagen bekam den Austrag , in einer besonderen Audienz auf eine gehörige Ahndung gegen mich anzutragen . Die Antwort , wie Arndt sie dem König in den Mund legt , war übrigens nicht in seiner Art , sondern es wurde bei uns allgemein versichert , der König habe nach seiner einfachen immer treffenden Weise dem Gesandten geantwortet : Mein lieber Graf , Sie müssen das dem guten Pfaff nicht weiter anrechnen — er glaubte in meinem Lande zu fein — . Damit war denn auch die Sache zu Ende , ich bin niemals zur Verantwortung gezogen , es wurde mir viel - mehr versichert , der König habe Lust geäußert , mir selbst die scherzhafte Geschichte zu erzählen . Ich kann diese Gelegenheit nicht vorüber zehn lassen , ohne dem Andenken Friedrich VI . /
	        
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