Full text: Beiträge zur Volkskunde

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mal an . 1 ) Ein Junggeselle kommt heraus und fragt , was sein Begehr . — „ Es ist ein Schleifpfaffe hausseu mit einem Ziegenschurze und lasset fragen , ob er kann eingelassen werden vor ein ganz ehrbar Handwerk , er hätte etliche Worte vorzubringen , ob es ihm möchte vergönnt sein . " Nach erteilter Erlaubnis bringt er seine Worte mit scheidenheit an : „ Guten Tag , Glück herein ! Gott ehre ein ganz ehrbares Handwerk . Günstige liebe Meister und sellen ! Ich sage mit Gunst , günstige liebe Meister , des - selbigen gleichen auch aller Gesellen . Ich komme daher ohn allen Gefähr , es tritt mir einer nach , ich weiss nicht wer , ein Ziegenschurz , ein grobes Klotz , ein Holzbock , ein Pflastertreter , ein Meister - und Gesellenverräter . Er tritt auf die Schwell und verachtet Meister und Gesell , er tritt wieder davon und spricht , er hat dasjenige nicht getan , 1er tritt mit mir herein und spricht , nach diesem seinem Schleifen will er auch ein ehrlicher Gesell mit sein . Wilt du auch ein ehrlicher Geselle mit sein ? „ Ja . " Ei , wenn du so viel ausstehst , was ein ander vor dir hat gestanden , so kannst du auch ein ehrlicher Geselle mit sein . Was wäre wohl ein solcher wert , man steckte ihn in ein Esel oder Pferd und zöge ihn wieder heraus und machet einen ehrlichen Gesellen daraus , er will sich kehren und bedenken Meister und Gesellen gleich zu werden . " — Darauf beteuert der Schleifpfaffe , dass er ihm nichts mehr vorsagen werde , als was ihm selbst sein Schleifpfaffe vorgesagt hat , und stellt dreimal die Umfrage , ob etwan ein Meister oder Geselle auf ihn oder auf den gegenwärtigen Ziegenschurz etwas wüsste ; der wolle jetz - under aufstehen und solches mit Bescheidenheit anmelden . „ Weil aber keiner vorhanden , so wollen wir mit unserm Schleifen fortfahren , denn der Tag wartet unser nicht , Zeit und Stunde noch viel weniger . 
' ) Dieses dreimalige Anpochen wird heute noch von manchem Wandergesellen beobachtet .
	        
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