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muss der neue Geselle Meister und Gesellen mit Kräntzen bescliänken / in Leipzig aber nur mit Bändern alleine .
Dann muss der neue Geselle mit denen andern an dem Tische die Würfel spielen / wenn er nun nach solchen greifet / wird er mit den Ruthen auf die Hände geschlagen ( zur Erinnerung daran , dass das Spielen den Handwerkern in ihrer Nahrung ein sehr nachteiliges Ding sei ) .
Wie der Täufling erhielt der Junggeselle auch einen Namen , der gewöhnlich dem Handwerksleben entlehnt isty7 So heissen die Schmiede , wie der aus Jauer mitgeteilte Handwerksgruss zeigt , Hufnagel , Klotzhammer , Triffseisen , andere Radkamm , Hasper , oder auch allgemein feld u . s . w .
Ein anschauliches Bild von den bei der Freisprechung üblichen Gebräuchen gibt der Tauf - oder Schleifakt der Böttcher , den Stalli a . a . O . S . 239 ff . aus dem „ nicht häufig mehr zu erhaltenden " Werke von M . Fridericus Frisius , Schol . Altenb . Conr . , Ceremoniel der Handwerker und Künste . Leipzig 1708—1704 mitteilt . Davon gibt es aber einen älteren Bericht , dessen Wortlaut von dem bei Frisius an vielen Stellen nicht unerheblich abweicht . Das Sclileiffen des Bötticher - Handwerckes . Gedruckt Im Jahre 1693 . ( Auf der Breslauer Stadtbibliothek1 ) mit der schriftlichen Bemerkung auf dem Titelblatt : Dieses ist mit der Zunft grossem Widerwillen gedruckt worden , dar - umb sie auch dawider protestirt und alle Exemplaria zu nehmen geboten , quod est factum . ) Daraus erfahren wir :
Sind die geladenen Meister und auch die Gesellen auf der Herberge versammelt , dann tritt der Schleifpfaffe , den der Böttcherjunge sich erkoren hat , mit dem Täufling oder dem Ziegenschurz an die Stubenthür und klopft
l ) Ebendaselbst befindet sieh im Liber Definitionum IV p . 97a bis 98a ein Ratserkenntnis vom 20 . April 1599 , wonach auf eine Beschwerde der Kleinbinder zu Breslau verfügt wurde , dass , wenn zu Görlitz oder sonstwo ein Junge ausgelernt hätte , „ er niemals ohne eines Kleinbinder - Gesellen Beisein mehr geschliffen werden solle . "