Full text: Beiträge zur Volkskunde

23 
Vorbei sind die Zeiten , da noch keine Wanderbücher bräuchlich waren lind der Handwerksgruss , das gespräch zwischen dem zugewanderten und dem Altgesellen , die Zugehörigkeit zur Zunft erwies . 
So lautete der Gesellengruss der Schmiede in Jauer ( nach mündlicher Mitteilung ) : 
A . Mit Gunst ! Griiss dich Gott , mein Schmied . — B . Mit Gunst ! Dank dir Gott , mein Schmied . — M . G . , mein Schmied ! Wo streichst du hin , dass deine Schuhe so staubig , dein Haar so krausig , dein Bart von beiden Seiten ausstreicht wie ein zweischneidiges Schwert ? Mein Schmied , du hast eine feine meisterliche Gestalt , bist weder zu jung noch zu alt ; bist du schon Meister gewesen oder denkst du mit der Zeit Meister zu werden ? — A . M . G . , mein Schmied ! Ich streiche deshalb über das Land wie der Krebs über den Sand , wie der Fisch über das Meer , dass ich erst ein guter Geselle werd' . Ich bin noch nicht Meister gewesen , ich denke aber mit der Zeit Meister zu werden , ist es nicht hier , so ist es anderswo ; ist es leicht eine Meile von Rom , da wo die Hunde über die Stadtmauer springen , dass die Zähne knacken — dort ist es gut , Meister zu werden ! — B . Aber in . G . , mein Schmied , wie tust du dich nennen , wenn du hier oder anderswo auf der Gesellen - Herberge kommst , wenn [ der Gesellen - Kreis geschlossen , die Gesellen - Lade offen steht , Brief und Siegel , Geld und Gut genug drin und draussen liegt und eine feine Stille herrscht und man fragt dich , wie hier geschieht ? — A . M . G . , mein Schmied , ich tue mich nennen Fritz Radebaum . Das volle Blut , Essen und Trinken mir wohl tut , Essen und Trinken hat mich ernährt , dadurch hab' ich manchen Groschen verzehrt , meines Vaters Gut bis auf diesen alten Filzhut ; der liegt jetzt in der Königlichen Residenzstadt Berlin unter Vater und Frau Mutter Dache . Wenn ich vorübergehe , muss ich jedesmal lachen , der Hut hatte keinen Wert , wie ein fauler Apfel keinen Wert hat . Den nimmt man
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.