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Tochter die Wendung hinzufügt „ wenn sie auch vom Gerüche des Flachses sterben sollte . " Die Verletzung , die den Scheintod bringt , erfolgt durch die Flachsagen , und eine alte Frau verleitet das Mädchen absichtlich zu der verhängnisvollen Berührung des Flachses , um seinen Besitz einem liebenden Prinzen zu verschaffen , der dann die wie im Perceforest in einem wasserumgebenen Schlosse Schlummernde durch Ausziehen der Agen weckt . DieseVer - sion geht augenscheinlich auf eine Basiles und Pitrès zählungen entsprechende« vielleicht dem Perceforest noch etwas näher stehende Fassung zurück . Ihre Fortsetzung ist dann aus einem ganz anderen Märchen herübergenommen , das für uns nicht in Betracht kommt .
Die Frage , ob indogermanisches Gemeingut , ob lehnung von Stamm zu Stamm , ist für die Mythen - und Märchengeschichte niemals principiell , sondern nur von Fall zu Fall zu entscheiden . Was die Dornröschentraditionen angeht , so liegt den nordischen und griechischen Mythen vermutlich ein Stücklein indogermanischer Gemeinschaft zu Grunde , während die märchenhaften Fassungen von einem Volke zum andern gewandert sind . Und es ist wichtig , als Ausgangspunkt für diese Wanderung hier in einem unzweideutigen Falle nicht die indische literatur , sondern einen antiken Mythus kennen zu lernen , der in dei' Gegend , an die er sich geheftet hatte , als chen in die mittelalterliche Überlieferung eintrat . Aber auf die Weiterverbreitung des überlieferten Stoffes schränkt sich nicht die Tätigkeit der späteren Generationen . Die poetische Umgestaltung der Ereignisse und nungen des Naturlebens nach dem Bilde des Menschen bleibt in der Märchenbildung so lebendig wie in der Mythenbildung . Bürgen doch auch genug Volksrätsel und so manche Äusserungen des Volksglaubens für die dauer dieser schaffenden und nachschaffenden Tätigkeit der Phantasie des Volkes . Ihre Gänge und ihre Com - binationen scheinen uns oft fremdartig genug , und doch