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in Spiel treibt . Auch andere religiöse auf äussere Religionsgebräuche sich stei - fcude Vorukcheile sind bey dein grossen Haufen bey weiten noch nicht ben . „ Der Missethäter geht bey seinem Todesgange zwischen Predigern einher , die ihn nnterstüßen , für ihn beten , und ihn cinseegnen : alsogeht er desto sichc - rer und desto gewisser in den Himmel ein . " ES würde vergeblich seyn , diesen Aberglauben und diese Vorurtheile durch vernünftige Belehrungen angenblicklich ausrotten und vertilgen zu wollen . Wird man also nicht Gednld haben müssen , bis die Vorsehung mir der Zeit alles näher dazn einleitet , daß bessere ten über Aberglauben und Vorurtheile allmählig siegen und die Oberhand behal - ten können ? Wird es aber nicht weise nnd wohlgethan seyn , indessen all : s zu vermeiden , wodurch Aberglauben uud Vorurtheile bcy der Hiurichtuug eines Missethäters iuuner neue Nahrung , und , so zu sagen , mehr Spielraum be - kommen ? Muß man nicht bcy andern Dingen , die von unlängbaren Nutze» und von entschiedenen Werthe sind , dem Aberglaube» und den Vorurtheile» der Schwachen noch oft nachgeben , nnd jene zurücksetzen , weil diese noch zu wirk - sam sind ? Die Geschichte der Welt , besonders in katholischen Ländern , liefert hiervon unzählige Beyspiele . Da nun diePredigerbegleitnng nicht einmahl von der Beschaffenheit ist , daß sie einem wesentlichen und in aller Absicht zweckmäs - sigen Nutzen für den Missethäter haben kann ; wird es denn nicht um fo viel - mehr vollkommen weife und sehr wohlgethan seyn , - sie lieber ganz zu unterlas - sen , da Aberglaube und Vorurtheile , die doch nun einmahl da sind , und nicht auf einmahl dnrch einenMachtfpruch sich vertilgen lassen , nur einen ganz Zwecke widrigen , und in mehr als einer Absicht wirklich schädlichen Gebrauch davon in machen gewohnt sind ? Daß dieß weise und wohlgethan sey ; ist wohl weiter keinemZweifel uuterworfeu . Demi diePredigerbegleitnng hat zwar eine fchein - bar gute Seite ; aber sie hat auch dagegen eine wirklich schlechte Seite . Sie hat die scheinbar gute Seite , daß sie dem Missethäter vielleicht noch wohl zur Beförderung seiner Bekehruug und feiueS Seeligwerdens nützlich werden , oder doch wenigstens seinen Hingang zum Tode , ihn , erleichtern kann . Aber auch diese scheinbar gute Seite'verschwindet sogleich wieder , wenn man etwas genauer sie beleuchtet . Denn dann findet sich , daß sie auf die wahre Bekehrung eines zum Tode . nun schon hingehenden MissethäterS , und auf sein wirkliches See - ligwerden , keinen wesentlichen ihm unentbehrlichen Einfluß hat , nnd daß sie also weder in dieser noch in irgend einer andern Absicht einen wesentlichen und bleibenden Nutzen für ihn haben kann . Ihre angeblich gute Seite ist also im Grunde nur bloß scheinbar , , weil sie ans keine Weise als ein wahres wirkliches moralisches Bedürfniß für den Missethäter angesehen werden kann . Dagegen «ber hat sie auch eine wirjkjich schlechte Seite . ' Denn sie ist unleugbar in vieler
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