Herstellung einer unmittelbaren Verbindung der Nordsee mit der W Ostsee durch eine für den Verkehr der Kriegs - und Handelsflotte reichende Wasserstrasse ist seit langen Jahren das Ziel patriotischer Wünsche gewesen . Die ältesten Angaben , welche uns von der Entstehung des Plans einer solchen Verbindung überliefert sind , reichen bis in das 14 . hundert zurück . Von den 16 seit dem 16 . Jahrhundert entstandenen Projekten ist nur eins , in dem 1777 bis 1784 gebauten Eider - Kanal , zur Ausführung gekommen . Obwohl dieser Kanal bei einem Wasser - Spiegel von 31m und einer Tiefe von 3 , 5 m einem Seeverkehr nur in sehr unvollkommenem Maase diente , wies er eine jährliche Frequenz von 4500 Schiffen auf . Der durch ihn mit einem Kostenaufwand von 9044750 Mk . quer durch Schleswig - Holstein geschaffene Seeweg , dessen Länge 172 , 7 km betrug , verband bei Flemhude die in die Nordsee fliessende Eider mit dem Kieler Hafen und bildete während eines Zeitraums von über IOO Jahren eine vielbenutzte Wasserstrasse zwischen den beiden Schleswig - Holstein umspülenden Meeren . Aber die schmale , durch ihre zahlreichen Schleusen und Krümmungen für die moderne See - Schifffahrt nicht geeignete Fahrrinne , sowie die Unvollkommenheiten der Passage durch den nicht immer strömungsfreien Sund und um Skagen Hessen in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts aufs Neue den Wunsch nach einer besseren , grösseren Schiffen zugänglichen Verbindung zwischen den beiden Meeren hervortreten . In den Jahren von 1863 bis 1881 entstanden nicht weniger als 9 Kanalprojekte , welche jedoch infolge der Kriegsereignisse wieder einschlummerten . So lange eben das Vaterland der politischen Einigung entbehrte , lag das ersehnte Ziel in barer Ferne . Erst nachdem das Deutsche Reich neu erstanden , in einer Zeit friedlicher Entwicklung , konnte der Plan zur Ausführung jener Verbindung festere Gestalt gewinnen . Nach Erörterung zahlreicher von anderer Seite ausgegangener fruchtloser Projekte trat im Jahre 1878 der Hamburger Schiffsrheder H . Dahlström mit der Schrift »Die fähigkeit eines Schleswig - Holsteinischen Seeschifffahrtskanals« hervor und kurz darauf erhielt er von der Preussischen Regierung die Erlaubniss , arbeiten für einen Kanal von Brunsbüttel über Rendsburg nach Kiel zuführen . Die im Jahre 1881 dann eingereichten Arbeiten bildeten später die Grundlage des Reichsprojekts eines Nord - Ostsee - Kanals . Nach umfangreichen Untersuchungen und eingehenden Erörterungen wurde durch Reichsgesetz vom 16 . März 1886 die Herstellung »eines für die Benutzung durch die deutsche Kriegsmarine geeigneten Seeschifffahrtskanals von der Elbmündung über Rendsburg nach der Kieler Föhrde« beschlossen . Zu den auf 156 Millionen Mark veranschlagten Baukosten trugPreussen zoMillionen Mark bei .
Der Kanal , ein Durchstich auf Meereshöhe , führt von Brunsbüttel , am rechten Ufer der Unterelbe , in einem nordöstlich gerichteten Bogen Holstein durchschneidend , nach Rendsburg und von dort , in östlicher Richtung , auf der Grenzlinie des Schleswigischen und Holsteinischen
Gebiets in einem s . Zt . vom Eiderkanal benutzten Geländeeinschnitt auf die Kieler Bucht zu , in welche er bei Holtenau , einem unmittelbaren Vororte von Kiel , am Westufer der Föhrde eintritt . Die Ostmündung des Kanals erfolgt also unmittelbar in eine geräumige , tiefe , in nautischer Hinsicht mit den allergrössten Vorzügen versehene bucht ( Blatt 2 ) . Der Mündungspunkt an der Elbe , weit genug von der See gelegen um allen ungünstigen Einflüssen des Meeres , Stürmen und dergl . entzogen zu sein , ist aus strategischen Gründen möglichst nahe an Wilhelmshaven , Bremen und Hamburg gelegt .
Am 3 . Juni 1887 ungefähr an der Stelle wo sich jetzt der thurm in Holtenau erhebt , fand die Grundsteinlegung zum Bau des Nord - Ostsee - Kanals durch Kaiser Wilhelm I . statt . ( Blatt 1 ) . Der Bau des Kanals ist in einer Zeitdauer von acht Jahren ausgeführt .
Die Länge des Nord - Ostsee - Kanals beträgt 98 , 65 km ; davon entfallen 64 , 39 km auf gerade Strecken und 34 , 26 km auf Krümmungen . DerWasser - spiegel ist 65 m breit ; die Sohle hält überall 22 m , bei einer Tiefe von 9 m . Diese GrösSenverhältnisse ermöglichen es , dass ohne irgend welche gefahr zwei der grössten Dampfer der Handelsflotte im Kanal einander vorbeifahren können . Um jedoch in dieser Beziehung auch weitergehenden Anforderungen vollauf zu genügen , sind in bestimmten Abständen sechs Ausweiche stellen von 450 m Länge und 100 m Breite angelegt , welche selbst zwei Kriegsschiffen von grössten Dimensionen ein Vorbeifahren gestatten . — Die Durchführung des Kanals ist ohne irgend welche , durch Schleusen zu bewerkstelligende Hebung oder Senkung seines spiegels von Meer zu Meer erfolgt . An den Mündungen sind anlagen hergestellt um den Kanal in Brunsbüttel gegen die Einflüsse der regelmässigen Fluth - und Ebbebewegung der Nordsee , in Holtenau gegen etwaige außergewöhnliche Veränderungen des Wasserstandes der Ostsee zu schützen , da starke die Schifffahrt beeinträchtigende Strömungen vom Kanal ferngehalten werden sollen .
Beide Endschleusen ( Blatt 17 ) , die grössten bestehenden werke ihrer Art , sind von gleicher Konstruktion und bestehen aus zwei nebeneinander liegenden Kammern von je 25 m Breite und 150 m Länge . Die rechte dient für die Einfahrt , die linke für die Ausfahrt ; es können also zu gleicher Zeit Schiffe ein - und ausgelassen werden . Die Aussenhäfen ( Blatt 3 ) bei der Mündung des Kanals in Holtenau und Brunsbüttel sind durch einfache Verbreiterung zum Zwecke der besseren Einfahrt in die Schleuse gebildet . Durch Dampfkraft werden die Schleusen , wahre Wunderwerke der Wasserbautechnik , in Bewegung gesetzt . Auf Blatt 4 , welches eine Schleusengrube im Bau veranschaulicht , erkennt man die gewaltigen Dimensionen jener Bauten . Am 9 . Juli 1891 , nachdem 26o 000 cbm Erde ausgehoben waren , konnte die Betonlegung in der Holtenauer Schleuse beginnen ; am 29 . September 1894 fand die liche Eröffnung und Durchschleusung der ersten Schilfe statt ( Blatt 5 ) und seit dem 10 . April 1895 sind beide Kammern in Benutzung .