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indem man das Christenthum aufgäbe ? Ist das zu denken , sagt'6 , wird man auch nur versuchsweise daS thun ? O , sind denn nicht Probe genug die Einzel - nen , und ists nicht in schrecklicher Helle zu schauen an diesem und jenem , was da werd' aus ihnen , und wie unsicher sie die menschliche Gesellschaft stellen , wie eine Saat des Verderbens diejenigen seyen , welche sich vom Christenthum lossagen ? — Aber eine andere Religion , möchte man einwenden , die dasselbe leiste ? Welche andere Religion ? Der Menschengeist hat im Lauf der Zeit ja alle Heiligthümer durchwandert , durch - sucht , und seit man es bey unserer Zeit auch mit der eigengemachten Religion eine Weile versucht hat , da die Menschen nicht mehr wollten Kinder des Lichts , sondern Väter des Lichts seyn , und geriethen darüber selbst in eine Finsterniß , aus der sie nicht wieder herausfinden konnten , und thaten Werke der Finster - niß am hellen Mittag , — seitdem wird keine neue Religion mehr zu erdenken seyn . Eine andere Reli - gion ? noch einmal . Denkt man auch an die schreck - lichen Tage , da man zwischen der einen und andern steht , welche Geister alsdann Hausen und die arme Menschheit zerreißen würden , wie das uns Frankreich gewiesen hat ? Jndeß , die Predigt geht zu weit von ihrer Bahn ab , indem sie die bürgerlichen Vortheile des Christenthums aufweist . Es sey geschehen der Vollstän - digkeit halber , und aus Rücksicht auf solche , die , ob sie
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