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also mit der menschlichen Natur steht , lieget in ihr ein Grund von der Fortdauer des Christenthums . Gott hat doch ja seinen Sohn nicht gesandt , daß er die Welt richte , sondern daß die Welt durch ihn selig werde , sagt unser Evangelium . Und von des Sohnes Gedanken über uns sagt der schöne Gesang 495 : O solltest du sein Herz nur sehn , wie das sich nach den Sündern sehnet , — sagt der Gesang 191 : Weil ihm sein Herz vor Mitleid bricht , wir kommen oder men nicht . — Christen , bey dieser Gesinnung Gottes , bey dieser Liebe Jesu , und bey dieser Sündhaftigkeit unserer Natur , bey dieser unserer Hülfslosigkeit und sogar Rathslosigkeit , — die wir doch keine Gefäße des göttlichen Zorns sind , sondern für eine ewige Selig« keit Geschaffene , — sehen wir dabey uns an , sehen wir die Menschheit also an , können wir da nicht sagen : Wenn Golt ist Gott , das ist doch wol eine hohe Betheu - rung ! — wenn Gott ist Gott , und noch dazu , wie er sich vornämlich durch die Sendung Jesu bewiesen hat , ein Vater der Menschen , der sich zum Vater gegeben hat , daß wir seine Kinder werden , sagts , im Ausblick zu Gott , wie zugleich im Hinblick auf die schwache Men - schennatur , ob es zu befürchten sey , was einzig ihr Heil ist , das Christenthum , daß dieß , ihr gegeben einmal , ihr wieder sollte genommen worden ? Es wäre denn , sie stieße es von sich , Apostelgesch . 13 . , und achte sich selbst des ewigen Lebens nicht werth , sonst gewiß