Full text: Säcular-Feyer der Stadt- und Landgemeine zu Glückstadt

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eder pflegte sie nicht ihrer zu mißbrauchen : so würden wir hoffen können . Aber wenn noch das grobe Laster neben dem verfeinerten gedeiht ; wenn die Verfeinerung es nur vervielfältigt , und modischer , reizender macht , wieviel laßt denn die Folgezeit besorgen , da , so hock der Grad ist , den das Verderbniß erreicht hat , doch kein Stille - stehen Statt findet ? Und was hangt nicht alles davon ab ? 
Auch in Ansehung des Avisieren ist die Aussicht nicht viel günstiger . Seit einem Jahrhunderte unmerklich , seit zehn Jahren nur allzumerklich , ist der Preis aller Lebensbedürfnisse unerhört gestiegen : was wird dieses Steigen , das bey fort ? gehendem Kriege , und zunehmendem Aufwand unvermeidlich ist , noch wirken ? Wenn — auch Wahrscheinlichkeiten gelten hier — unsre friedliche Lage sich ändert , wenn die Zeitumstände gebieten , daß auch unsre Sensen in Schwerdter verwandelt werden : wie traurig können davon die Folgen sey» ? Endlich , wenn wir aufs Ein« zelne sehen , mit welchen traurigen Aussichten hat wol Mancher unter uns das alte Jahr beschlossen ? Woher haben wir denn Beruhigung zu nehmen ? 
Wohl allen , die auf Gott vertrauen ! Ps . 84 , 1 ? . Auf ihn weiset unser Text Hin . Alles außer ihm ist nur wankende Stühe . Was können wir selbst , was können andere Menschen , auch die Reichsten und Mächtigsten , uns für Zuversicht gewähren ? Wenn z . B . ein allgemeiner Edelsinn erwachte und Weisheit mit Kraft verei - nigte : so könnte die Theurung und manches Nebel sehr gemildert werden ; aber giebt das Zeitalter des Eigennutzes und der U'ppigkeit auch einige Hoffnung dazu ? ' ) Und wenn es nicht am Willen fehlte , würde denn auch das Vermögen da seyn ? Wenn z . E . die schauerliche Frage über Krieg und Frieden beantwortet werden soll : kann da das friedliche System unsers Hofes , können Bündnisse mit den mächtigsten Po» tentaten der Erde uns beruhigen ? Menschen , auf die wir hier sehen , sind , das Ge« lindeste von ihnen zu f'gen , sterblich . Ein tNenfch , fo sagt unser Text , ist m sei« nem leben rvic Gras , er blüher wie eine Blume auf dem Felde . XEenii der VÜirtfc darüber geher , fo »st fte nimmer da : und lhre Srarce kennet ffc nicht mehr . Verlasset euch nicht auf Fürsten , so spricht die Erfahrung mit der Heiligen Schrift einstimmig , Ps . 146 , 3 . 4 : sie sind Menschen , und können ja nicht helfen . D - 'nn des Menschen Geist muß davon — alödenn sind verloren alle feine - Anschläge . Aber wohl dem — deß Hoffnung auf den Herrn feinen Golk stehet , der Himmel , Erde , Meer und alles was drinnen ist , gemacht hat , der Glauben hält ewiglich , V . 5 . 6 . Wer Goktes Eigenschaften , seine Güte , Macht und Weisheit kennet , der bedarf keiner andern Beruhigung als der Versicherung : der Hcrr har 
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' ) Die lezten Zeitungen erzählen , daß im Englischen Parliament ans de» Antrag , man solle , um der Menschheit Brod zn verschassen , den Pferden , die zur Lnst gehalten werden , das Futter beschränken , ein Redner geantwortet habe : Jagdpferde miiß« »en reichlich Haber fressen . Und dies zn einer Zeit , vas Volk nicht einmal Haber genug zum Brvde hat .
	        
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