Full text: Säcular-Feyer der Stadt- und Landgemeine zu Glückstadt

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und Andern zum Beweise , wie gnädig Du in diesem großen Zeitraum unsernl Lande wärest ? Ja unaussprechlich , unzählig sind deine Wohlrhaten für Secl'und Leib , an uns und unser« Vätern und Kindern ! Auch an väterlichen Züchtigungen zu miserm Besten hat e» nicht gemangelt : woran könnt'es deine Treue wohl fehlen lassen ? 
Wären wir doch stets recht dankbar gewesen ! Aber unser Gewissen bezeu - get uns , daß wir oft deine Güte nicht erkannt , deine Züchtigungen nicht benutzt , deine Aufforderungen zum Guten nicht treu angewendet haben . Wir haben oft dein Wort und deinen Dienst , deine Gnade und deine Gebote verachtet ; haben uns Dein und deines Sohnes geschämet ; haben unser wahre« Heil versäumet ; haben unö , v wie manchen , wie strafbaren ! Thorheiten , Lüsten und Lastern ergeben ! Reden sie nicht laut wider uns — die Beweise der Ungerechtigkeit und der Unzucht , de« Geizes und der Verschwendung , des Hasses und Neides , welche uns von allen Sei» »en in die Augen fallen . Sehen wir nicht noch in unfern Tagen Ehebruch und Ehe ? fcheidung . Betrug und Meineid häufiger werden ? Nunmt nicht Aergerniß und Verführung immer mehr Ucberhand ? Sind nicht Gehorsam gegen Aeltern . Lehrer und Obrigkeit ; Zucht und Ordnung ; Zutrauen und Redlichkeit sichlbar im Abneh - men ? Was findest Du denn . Allwissender , an uns , das die Eigenliebe uns nicht bemerken läßt , oder das Dunkel der Mitternacht bedecket ! Ist das das Volk des Herrn , über welchem Gottes Güte mit jedem Morgen neu wir'v ? O tief beugt es uns , daß wir und - nfr - uno «ttiver uus so oft , fo hart an Dir versündigt haben' . ! ! 
Bey diesem traurigen Bewußtseyn unsrer Schuld — wie trübe wirb uns da die Auesicht in die Zukunft ! Ein Jahrhundert beginnt : was kann und wird uns darin widerfahren ? O wenn Du , gerechter Gott , des Erbarmens müde , dein undankbares Volk heimsuchtest ! Wehe uns , wenn Du mit uns handeln wolltest nach unfern Sünden ! Müßte denn nicht deine Ruche , die uns schon traf , ' ) noch schärfer werden ? Müßte nicht der Friede von unsern Grenzen weichen ? Müßten nicht Flammen und Fluthen unser Erblheil v . rschlingen , und Seuchen und Plagen uns mit unsern Lieben hinreißen ? Müßren nicht ungerechte Obern über uns Herr« schen , und untreue Lehrer uns irre führen ? Müßte nicht deine Leuchte für uns ver ? löschen , und dein Reich von uns genommen werden ? Welches Loos für uns und unfre Nachkommen ! 
Herr ! wir fallen Dir zu Fuße . Gedenke daran , daß wir Skaub sind . Um der Gerechten willen unter uns , die nicht leiden sollen mir den Golklosen * ) — 
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' ) Die Thenrung . ' ) i , Mos . lö , 23 .
	        
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