Full text: Säcular-Feyer der Stadt- und Landgemeine zu Glückstadt

IZ 
O ich schließe mich nicht aus , ich stehe vielmehr mitten unter euch , mich selbst zu richten , damit ich nicht Andern predige , und selbst verwerflich werde . Laßt mich denn reden mit meinen Zeilgenossen , die die Hälfte des Jahrhundert« durchlebt haben . Welcher Schauplatz von Thorheilen und Schwachheiten , von Sünden und Misse . ' thaien ist vor uns geöffnet ! Ach um Gottes Barmherzigkeit willen , verschliesser eure Augen nicht . 
Wer waren wir in der sogenannten unschuldigen Jugend ? unsere Gottes Ehre , unsrer Aelrein und Lehrer Freude ? Wie mancher trägt an sich , oder erblickt an Andern die Spuren lassen was er damals war , als er unter dem Schutz der Engel Gottes den leichten W . g der Kindheit wallet ? . Wir erwuchsen unter s . umn Segen , es entwick'lten sieb unsre Kräfte : woran zeigten sie sich zuerst und am men ste» ? In jenen glücklichen Jahren , wo man so lcichr alles wird , was sind wir da geworden ? Jene unschätzbare , unwiederbringliche Saatzeit , wie haben wir sie an - gewendet ? Fühlen wir nicht die Folgen unftrS Leichtsinne , unsere MuchwilienS , und werden fl wol zeitlebens fühlen ? ? l ! ö unser Gefühl erwachte , wohin neigte sich unser Herz ? Welche Flammen loderten in unserm Busen ? Ware Liebe Gottes und der Tugend , oder warens Lüste , welche wider die Seele streiten ? Thülen wir viel» le , ch ? eben das . wodurch sich Mancher früh ins Grab stürzte ? Bei ? unsrer stärkeren G stt " dheit tödtete es uns nicht , aber spüren wir nicht vielleicht längst die Folgen davon in der Abnahme unsrer Seelen - und Leibeskräfte ? Gehören wir etwa zu denen , 
von welchen es heiße : 
Wie blühte dieses Jünglings Jugend ? 
Doch er verließ den Weg der Tugend Und seine Kräfte sind verzehrt : 
Verwesung schwebt ob dem Gesichte , 
Und predigt schrecklich die Geschichte Der Lüste , die den Leib verheert ? 
Ich frage , was wir geworden sind : aber laßt mich fragen , was wir hätten werden könne» , wenn Gottes Barmherzigkeit nicht so groß gewesen wäre . So ginaen wir ins männliche Alter über , stellten uns dar , und wurden angenommen als vorbereitet zum Dienste d ? r Gesellschaft . Man bekleidete uns mit Aemtern , wir wurden Gatt ten , Väter , Mütter : wie viele Fragen möchte ich hier rhun» wenn die Zeit mir nicht geböte ? Welche Arbeiter , Haueväter , Gatten , Aeltern waren wir ? nicht träge und untreu , nicht eigennützig und ehrsüchtig ? täuschte» wir Nicht das Vr» trauen , das man in uns setzte ? Verletzten wir nicht Eid und Pflicht ? auch nicht , wo es ungeahndet geschehen konnte ? Wer ehelos blieb , frage sich : war es anch Schuld deiner Ueppigk it cler Zügellosigkeit ? Wer ehne Kinder blieb , muß erS «lw« seiner Thorheit , ferner Ausschweifung zuschreiben 1 Wer Gatten und Ki - idec 
b»r .
	        
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