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wohnt , wie undankbar ist das ? — Wer das , was er besaß , nicht in Acht nahm , eS verwahrlojete , sich selbst den Geuuß verkümmerte , wie nennen wir ihn anders , als einen Verächter der Güte Gottes ? Und wie Viele triff dieser Vorwurf , sofern sie ihr Vermögen verschwendeten , ihre Gesundheit vernachlässigten , zerstörten , oder ihren V rstand , ihr Herz uiiangebaut liessen . Was ist elender ? Was ? Dieses , was ge - rade die Meisten thaten und thun , die Gelegenheiten , die Aufforderungen zum Guten unbenutzt lassen , ihr wahres Heil , das Heil ihrer Seele versäumen . Schätzen öiefe All . ' die größten Gaben Goireö ? Und hier darf ich euch selbst aus' . usen : wer bat nicht , wo nicht immer , doch oft gesündigt ? 0 ihr alle , d«e ihr lange mcht — die ihr erst spät eure Pflicht einsaget , wie undankbar wäret ihr ! Warum gab euch Gott ti ; schöiren Gaben , warum entzog er sie euch nicht , da ihr sie so schlecht benutzter ? Was soll ich von denen sagen , die ihre Pflicht noch nicht erkennen ? Aber das Uns' würdigste Hab' ich noch nicht genannt ! Wenn so Mancher nur Verstand zu haben scheiur , um Betrug und Lügen , um Einwendungen gegen Wahrheit uno Tug . nd , gegen Gott und seinen Sohn zu ersinnen , oder gar den Schwachen irre zu leiten ? Wenn er nur einen sreyen Willen zu haben »cheint , um sich gegen das Gute , und für das Schlimmste zu entschllessen ? Wenn er nur Güter und Ansehen zn besitzen scheint , um Böses zu stiften , den Redlichen zu unterdrücken , den Gottlos , , der Strafe zu entziehn , die Unschuld zu verderben ? u . s . w . was urtheilt ihr von die , fem undankbaren GescKlechke ? Und ach , daß ich« sage» muß , so handelt d ? r größte Tb il . so handeln Alle , die dem andern G - sitz in ihren Gliedern , ( Röm . 7 , 2 ? , ) dem G t'vt der Lüste gehorchen , und den Vorschriften der Vernunft und Schrift wi'er» streben . Ist das das Bild der Menschheit , wer ruft denn nicht mit David aus , wa« ist der Mensch , daß du , 0 Gott , sein gedenkest ! Ps . 8 , 5 .
Laßt mich euch denn nur hinweisen auf die pflicbcett , welche zu beobachten wir als Menschen schon verpflichtet , als Christen noch mehr verbunden sind . Denkt an die Ehrfurcht gegen Gott , die uns auf allen unfern Wegen begleiten müßte — an das Vertrauen auf Gott , das so heilsam als pfiichtmäßig für uns ist — an die Liebe und den Gehorsam , welche zu beweisen uns als Kindern und Knechten gebührt . Denkt an die Pjlichlen der Menst enliebe , der Uneigennützigkeit , der Gerechtigkeit . Kennen wir sie und ihre Gründe nicht ? strafbar genug , denn wie leicht konnten wir dazu kommen . Kennen wir sie und ihreHe - lsamkeit : so waren wir der Strafe , und keiner Wohlthar werth .
Jedes Alrer hat feine eignen Vorzüge , die Jugend ihre Harmlosigkeit und Biegsamkeit , das Jüglingsalter feine Mumerkeit , das Männliche feine Festigkeit Unc> Vollkraft , das Höhere feine Reife und Erfahrung . Wieviele dieser Stufen wir erstiegen haben , ob und wie wir ihnen Ehre machten , das rufet ins Glicht vor Gott , vor eurem G> wissen . Auch Menschen können über ench uriheilen . Was ihr gethan , gelassen , gelitten , gewollt , gedacht habt , das steht hier vor euren Augen .