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Aber nicht bloß das Vaterland , auch uiifre gute Stadt hat dem Schuß unb Segen des Höchsten Vieles zu danken . Frcylich litt sie heftig um die Mitte des Jahrhunderts . Unfruchtbarkeit des Bodens , Ungefundheit der Luft und des Ge - tränke nack jener verheerenden Flut hat uns hart gedrückt : allein wo ist jezt die Spur der Verwüstung ? Nimmt nicht die Zahl und Schönheit unfrejc Häuser , nicht die Zahl unsrer Schiffe , nicht die Volksmenge jährlich bey uns zu ? Welche bedeu - tende Seuchen haben Uns in yo Jahren heimgesucht ? Wie selten , wie gemäßigt waren Mißwachs und Theurung ! Kurz ! im Ganzen war dies Jahrhundert der Gesegneten Eins ,
Erlasset mir« , thenreste Freunde und Freundinnen , euch umstänk lich das Ein - zelne darzustellen . Ihr wißt ja , hier ist von nichts Geringerem die Rede , als von allem , was wir sind und haben . Ist dieses Jahrhundert nicht der Zeitraum , in welchcm wir Alle , groß und klein , Leben und Freude , Güter und Ehren ans Gottes Vaterhand empfingen ? Genössest und geniessest du einer guten oder erträglichen Ge» suudheit — hattest und hast du wo nicht Ueberfluß , doch wenigstens die nölhigen Bedürfnisse des Lebens — hast du einen liebenden und liebenswürdigen Gatten — siehst du dich in Hoffnung - gebenden oder erfüllenden Kinder» verjüngt — hattest und hast tu Freud« in der Welt , oder Vorzüge mit oder vor deinen Zeitgenossen — ererbtest oder erwarbst du Güter und Vermögen — ward dir das Glück der Freund» fchaft zu Theil — — Was du hattest^ast und botsei ! — olles Iii Werk de» Jahr« Hunderts , das wir heute unter Gottes Segen beschließen . Ja du darfst weiier zu * rückgehen — Wae dein Vater , drin Großvater undAcltervater hatten und genossen — und wie vieles ist davon auch auf dich gekommen ? — alles fällt in diesen Zeitraum»
Zweyter Theil .
So hat der Herr an uns gechan , des sind wir fröhlich . Aber ¥t>ic haben N ? ir uns dagegen rethalten ? Die Beantwortung dieser Frage wird uns die göttlichen Wohlthaten erst in ihrer ganzen Größe zeigen . Allgemein begreift sie unser ganzes Thun und Lassen : denn wir vergessens nicht , daß alle unfte Gaben und Güter , selbst unser Leben , Wohlthaten Gottes sind .
Haben rvir die XVohlrharen Gottes gesthäyr und angcrom' der , wie es die Erkenntlichkeit erfordere ?
Laßt mich euch an die gewöhnliche Unzufriedenheit der Menschen erinnern , nach welcher wir uns öfters zurückgesetzt , oder doch nicht begabt genug dünken , so ungegründet es seyn mag . Wer hat wol Grund gegen Gott zu murren ? ja wer hat nicht alles , was zu seinem wahren Glücke dienet ? Aber wenn derUeberfluß der zufriedenheit nicht wehret , wenn selbst in des Reichen Seele Neid und Mißgunst
wohnt .