12
Callirhoe .
Um diese Seit , ( das heißt zur Zeit des Perseus , des lebten Königes von Macedonien im Jahr , der Welt z8 - ki - Siehe sein Abrege' chro - nol . Tom . I . p . m . 697 . ) saget er , bat Cajus , der berühmte Phi - losöphe , geblüht , welchem nmn diese schöne sinnreiche Rede jti# schreibt : derjenige , welcher die andern regierte , muß kein bloßer Mensch , sondern mehr als ein Mensch seyn ; das heißt , er muß tMtu * gendhafter und vollkommener seyn , als sie sind : denn wie man zur Hütung der Schaafe kein Schaas nimmt ; also muß man auch zur gierung der Menschen keinen Menschen , sondern einen Gott len . Paftor öuium , saget er , nun eft ouis , Paftor boum non eft bos , caprarum Paftor non eft capra , fed homo . Ergo hominum Paftor aliud quam homo esse debet , Quid ergo ? Dens . Anderer Gestalt läuft er Gefahr , sie 5U verderben , und sich selbst mit ihnen ; u verderben . Der Leser mag sich die Mühe nehmen , wenn es ihm beliebet , zu rechnen , wie viel Schnitzer sich in den Worten ses guten Münchs finden .
( L ) i£t Hat andre mit Spöttereien angegriffen « . st» . ] Er war der größte Lasterer unter allen Menschen , und sehr ungestalt von Person . Er war blaß . er hatte lief im Kopfe liegende und wilde Augen , einen rauhen Hals , kahlen Kopf , Füße von ungeheurer Größe , und dünne Schenkel , wie die Spindeln . Ein auf diese Art gebauter Mann hielt sich über die ganze Welt auf , und sagte den Leuten die al - leranzüglichsten Dinge ; als wie er dem Valerius Asiaticus bey offener Tafel die Mangel sagte , die er an seiner Frau gefunden hätte , da er de» ihr geschlafen . 8ucton c . XXXVI . saget , daß Caligula viele von den Vornehmsten in Rom nebst ihren Frauen zu Gaste gebethen , und wenn es ihm eingefallen , mir derjenigen , die ihm am besten angestanden , hin - ausgegangen : und wenn er nach einiger Zeit wieder in das Zimmer ge - treten , die allerverborgensten Vollkommenheiten und Unvollkommen - Heiken des Frauenzimmers erzählet habe , kecentib» , adbuc lafciuiae notis rcuerfut vel laudabat palam , vcl vituperabat , fingula enu - tnerans bona malaue corporis atquc concubitus . Wir wollen den Seneea über dieses noch hören : ( C . Caefar inter cetera vitia , quibus abundabat , contumeliofus mirabiliter ferebatur omnibus aliqua nota feriendis , ipfa materia rifus benigniffima . Tanta il - Ii palloris infaniam teftantis foeditas erat , tanta ociüorum fub fronte anili latentium toruitas , ( Siehe den ©tieton im Caligula L Cap . welcher eine Abschilderung von diesem Kaiser machet , die diesem sehr ähnlich ist , und mit solchen Zügen , die nicht im Seneca sind . ) Tan» capitis deftituti , et emendicatis capillis adfperfi , defermitas . Adii - ce obfefläm l'etis ceruicem , et exilitaten , criirum et enormitatem pedum . Immenfum eft , fi velim fingula referrc , per qiiae in
tres auosque fuos contumeliofus fiiit , per quae in vniuerfos ordi - nes : ea referam , quae illum exitio dederunt . Afiaticum Vale - rium in primis amicis habebat , ferocem virum , et vix aequo animo alienas contumelias laturum . Huic in conuiuio , item in concione , voce clariffima , qualis in concubitu eilet vxor eins , obiecit . Dii boni , hoc virum audire ! Principem feire ! et vsque eo licentiam peruenifle , vt non dico confulari , non dico amico , fed tantum ma - rito Princeps et adulterium fuum , narret , et faftidium ? State * de Conftantia cap . XVIII . p . m . 6yj . Ich habe eine Stelle Suetons angeführet , welche zeiget , daß die Gemahlinn des Valerius Asiaticus noch mehr Gefährtinnen ihres Unsterns gehabt , und daß eS noch viele andere gegeben , deren geheime Mängel der plauderhafte Caligula ent - deckt hat . Diejenigen , welche wissen , was sich Heinrich der III , durch eine solche Unbescheidenheit für einen Nachtheil zugezogen hat , werden sich verwundern , daß die Frauen so wenig Theil an den Verschwörun - gen wider den Kaiser Caligula gehabt ; denn ich glaube , daß zur selben Zeit das römische Frauenzimmer nicht weniger empfindlich bey derglei - chen Fällen gewesen , als das Hoffrauenzimmer in Frankreich im XVI Jahrhunderte : Nun findet man folgendes davon in dem Mezerai : Man hinterbrachte Sem Ronige , daß ihm die L . igue kein ge - ringer Uebel anthun wolle , als ihn jum JTJönche ; u machen , und daß Sie - Herzogin» von Montpensier die Gcheere zeigen sollte , die sie bestimmt hatte , ihn jh scheeren . Dieß gcscliah darum , weil er diese Xvitrve beleidiget , und Reden gehalten harre , die einige geheime Fehler entdeckten , welche sie an sicb hat - te ; eine Bescbimpfuilg , welche , in Ansehung des Frauenzimmers , weniger zu vergeben ist , als diefenige , die man ihrer Ehre erwiesen hat . Mezerai Abrege' Chronol . Tom . V . aufS Jahr 1588 , p . m . zi ; .
( M ) - Hier ist Sie lente Anmerkung . ^ Seine Unterredungen mit der Bildsäule Jupiters , die vorgegebenen Geheimnisse , die er ihm ins Ohr gesaget , seine Brummereyen und Drohungen unter der dieser schönen Unterredung , ( siehe oben die Anmerkung ( G ) sein Beyschlaf mit dem Monde , das für sein Pferd bestimmte Consulat , der wunderliche Einfall , dasselbe mit an feine Tafel zu ziehen , und hundert andere dergleichen Dinge sind unwidersprechlicke Merk - maale der Narrheit . Er ist wohl boshaft gewesen ; allein , zum wenigsten ist er weniger boshaft , als närrisch gewesen . So viel ist gewiß , daß er kein GötteSverleugner gewesen : alle seine Gottlosigkeiten zeigen , daß er Götter geglaubt , und also hat der Verfasser von den Gedanken über die Cometen auf der 344 und 380® . Recht gehabt , ihn zum Beyspiele anzugeben , daß die aller verderbtesten Bösewichter , bereit die Historie nur gedenket , eine Gottheit erkannt haben .
Callirhoe , die Tochter des Flusses Achelous , und Geinahlinn desjenigen Alkmäons , welcher seine Mutter Eriphyle unp gebracht , verheirathete sich mit ihm zu einer Zeit , da er eine andere Frau hatte . Er . hatte dieser andern Frau das berühmte Halsband gegeben , das Eriphyle zum Geschenke erhalten hatte ( A ) , damit sie ihren Gemahl Ampbiarauö vermögen sollte , den Kriegsjug nach Theben mit zu unternehmen . Callirhoe . welche von diesem schönen Halsbande hatte reden hören , sagte dem Alkmaon frey unter die Augen , daß sie nicht mehr bey ihm schlafen wollte ( B ) , wenn er ihr dieses Kleinod nicht schenkte . Diejer unglückliche Mann begab sich zum Phegeus " , dem Vater seiner andern Frau , und machte ihm weis , er habe von dem Orakel erfahren , daß er nicht von seiner Wuth geheilet werden würde h , wenn er dieses Halsband nicht als ein Opfer in dm Tempel zu Delphis lieferte . PheaeuS überlieferte es ihm ; allein da er erfuhr , daß man es für die Callirhoe bestimmt hatte , to gab er seinen zweenen Söhnen Befehl , den Alkmäon umzubringen . Sie thaten es . Callirhoe war empfindlich über diesen Tod ; allein , auf eine solche Art , die sie mehr zur Rache als zur Kreuzigung des Fleisches reute . Sie wünschte begierigst , daß der Mord ihres Gemahls gerachet würde , und unterließ auch nicht . die angenehmen Wollüste der Liebe zu genießen . Sie rief bey dem Liebeögenusse selbst f den Jupiter an , die Kinder , welche sie vom Alkmaon gehabt , und die noch sehr klein waren , in einer Minute zu vollkommenen Menschen zu machen ( C ) . Dieß hieß seine Zeit wohl in Acht nehmen , um keine ab - schlägige Antwort zu erhalten d . Sie verhehlte es nicht , daß sie dieses Wunderwerk dämm gebethen , damit ihre Söhne bald im Stande seyn möchten , den Tod ihres Vaters zu rächen . Ihre Bitte wurde ihr gewahrt , und soaleich machten sich Amphote - ruS und Akarnan , ihre zween Söhne aufden Weg , diese Rache zu unternehmen . Sie trafen aufihrem Weaedie Mörder AlkmäonS an ( 0 ) , welche das Haieband und den Rock der Eriphyle zum Opfer nach Delphos bringen wollten : sie brachten dieselben um , und giengen daraufnach Psophis , wo sie den Phegeus und seine Gemahlinn hinrichteten . Bey ihrem AbziDe wurden sie bis nach Te - gäum verfolgt , wo sie einen guten Beystand antrafen , welcher ihnen Nüttel schaffte , den Feind in die Flucht zu jagen . Nachdem sie der Callirhoe Rechenschaft von demjenigen abgeleaet , was sie auSgesthret hatten , so reisten sie nach Delphos und opferten daselbst das Halsband und den Rock der Eriphyle . Achelous hat ihnen dieses zu thun befohlen . Hierauf giengen sie nach Epi - ruS , und stifteten daselbst eine Pflanzstadt - . Die beyden Kinder betreffend , welche Alkmaon nach dem Vorgeben des Euri - pideö von der Prophetinn Manro gehabt ; so muß man wissen , daß sie ihr Vater dem Creon , Könige von Corinth , zu erziehen gegeben . Eines davon war ein Knabe , Namens AmphilochuS . Ms andere eine Tochter , welche den Namen Tisiphone hatte irnd vollkommen schön war . Die Gemahlin» CreonS , welche befürchtete , es möchte ihr Gemahl dieses schöne Mägdchen hei rächen , und solches verhindem wollte , ließ sie verkaufen . Alkmäon kaufte sie , ohne sie zu kennen . ApollodoruS , aus welchem ich diesen Artikel gezogen habe f , saget uns nicht , wie Tisiphone erkannt worden . Ohne Zweifel ist dieses die Auflösung eines Stücks des Euripides .
Man liest in dem Pausamas , daß Clytius , der Sohn Alkmäons und der Tochter des Phegeus , sich von seinen mütterli - chen Oheimen abgesondert , weil er sich gewiß eingebildet , daß sie seinen Vater ermordet hatten . Er hat sich nach Elie begeben und daselbst Nachkommen hinterlassen . Der Wahrsager Eperastes , welcher den Preis bey den olympischen Spielen gewonnen , ist von ihm abgestainmet * .
« ) Er wohnte zu Psophis in Arkadien , b ) Er wurde von den Furien verfolgt , weil er seine Mutter getödtet hatte . 0 tiJv tcnvMxv fixSucx , aCry ri «Ithtoh . Callirrhoe audito Alcmaeonis interitu , dum fecum rein habet Iu -
piter , ab ipfo flaeitat . Apollod . Libr . III . pag . 199 . d ) Gaudia poft Veneris quae pofeetmunus amantem ; Ipfa fuas nolet pondus habere preces . Ouidius de Arte amandi , Libr . III . fub fin . v . 805 . * ) In Akarnanien . / ) Biblioth . Libr . III . pag . 19g . f » ) ÄuS des Pausanias VI D . i95 0 .
( A ) Das berühmte - Halsband , welches Eriphyle zum Ge - schenke erhalten hat . ] Es ist von Golde gewesen , VenuS hatte eS der Hermione . ihrer Tochter , de« CadmuS Gemahlinn , gegeben , vio . dor . Sicul . Lib . V . cap . VI . Zu gleicher Zeit hat sie ihr ein pepluin gegeben : dieß war eine Art von einem langen Rocke . So wohl das eine , als das andre von diesen zwey Geschenken , war in der Eriphyle Gewalt gekommen : das Halsband war ihr von dem Polyniees . und da« Pe - plum vom Thersander , de« Polyniees Sohne gegeben worden . Das Halsband bewogen sie , ihren Gemahl , und das ? eplu , n ihren Sohn zu verrathen . Allein den Neubegierigen weitläufiger eine Genüae zu thun , muß ich darzu sefcen , daß man verschiedentlich von diesem Halsbande der Hermione geredet hat . Einige baben gesagt , ( Pbereendes benm Apollodor , III B . , 71 S . ) eS seri ursprünglich vom Jupiter hergekom - men ; es habe et Jupiter der Europa gegeben ; diese habe es dem Cad -
mu« ui , d Cadmus der Hermione gegeben . Andre sagen , ( Apollodor , 169 S . ) daß Vulean der Werkmeister davon gewesen , und es dem Cad - muö geschen ket habe . Man setzet darzu , ( 8tatius Theb . Lib . II . v . 971 . u . f . ) daß Vulean dieses Geschenk aus Bosheit gegeben , und sich an der Hermione , welche aus dem Ehbruche der Venus und des Mars geboh - ren gewesen , wegen des Schimpfes zu rächm , den ihm seine Frau wiesen hatte . Er hatte es so zugerichtet , daß dieses Halsband allen un - glücklich seyn mußte , die es trugen : er hatte schädliche Materien und Figuren darzu erwählt , und unter andern Dingen die Asche darunter gemischt , welche auf seinem Ambose nach Scbmiedung der Blitze zurück geblieben war . Siculaque ineude relißos Fidminis extremi cineres . Ebendas . V . 279 . Mit einem Worte , es scheint , daß er daraus einen unglücklichen Talisman machen wollen ; und daher ist es gekommen , daß Hermione , Semele , Zocasta , Eriphyle u . a . m . welche dieses Hals -
band