bekriegen , wenn der wahre Sinn von diesen Worten nicht dieser wäre : Er hat mit seinen Schwestern zu thun gehabt , und er hat sich auch für den Varer einer Tochter erkannt , die eine von ihnen ; ur VVelr gebracht . Ich weis wohl , man kann mit Beyspieleu beweisen , daß das lateinisch» Wort , cognofcere foeminam , manchmal für bey einer Frau schlafen , genommen wird ; allein außer daß diese Bey - - spiele sehr selten sind , so ist es wider alle Wahrscheinlichkeit , daß sich Eutropius , an einem solchen Orte , dieses Wortes in dieser Bedeutung bedienet haben sollte . Es war hier nicht der Orr , solche ehrbare und so zweydeutige Worte zu gebrauchen : er hatte das Wort ftuprum braucht , da er von Bruder und Schwester handelte , und sollte er wohl in eben demselben Sähe , da er von Bater und Tochter handelt , gelindere Ausdrucke gesucht haben ? Casaubon sage , was er wolle , ( er versteht den Eutropius , wie ihn derAbt von MarolleS verstanden hat : siehe ihn in Sue . ton . Calig . c . XXIV . Conrad DietericnS , im Leben de« Caligula , ? ? S . steht ihn eben so . ) so sehe ich keine Wahrscheinlichkeit dazu . Ich setze darzu , daß die gewöhnliche Bedeutung von cognofcere den Worten desEutro - pius einen ganz guten Verstand giebt ; denn dieß tst ein neuer Grad der Un - Verschämtheit , ein Kind , von seiner eignen Schwester , für seine Tochter zu «kennen . Man beobachtet einige Mäßigung gegen das gemeine We . sen , wenn man einen blutschänderischen Umgang verheelet : man beob - achter dieselbe mehr oder weniger , nachdem man aus diesem Umgange mehr oder weniger Geheimniß gemacht hat : allein , dieß heißt gar keine beobachten , wenn man sich als Vater der Kinder aufführet , die aus dieser Blutschande gebohren worden . Ich will wider den Abt Marol - leS nicht anführen / daß niemand dem Caligula die Schändung seiner «ignen Tochter vorgeworfen hat : denn die Art , womit ich diese Worte des Eutropius überseht habe , hat feinen mehrern Grund in den andern Geschichtschreibern , als die Uebersetzung dieses AbtS . Eutropius ist der einzige , so viel ich weis , der entweder von dieser Erkennung , oder von dieser Blutschande redet ; und dieses machet mir seine Beobachtung der Falschheit sehr verdächtig . Ein Kaiser , der vor seinem neun und zwan , zigsten Jahre gestorben , der von seiner eignen Schwester eine Tochter qehabt , und der diese Tochter in mannbaren Jahren gesehen und ge - schändet hat ; oder der dieselbe , ohne solche zu erwarten , gleich von der Wiege an für seine Tochter erkannt hat . dieß ist eine viel zu seltsame Sacke , als daß man sie sonst nirgends als im Eutropius finden sollte .
Man merke , daß nach aller Wahrscheinlichkeit der Umgang des Ca - ligula mit seinen Schwestern nicht eher geschehen , als bis er in seiner Großmutter Haus gekommen ist : weil er nur achtzehn Jahre alt gewe - sen , da er dahin gekommen ! Siehe die Anmerkung ( B j bey dem tikel Drusille ( Julie ) , ) so ist es nicht möglich , daß er Töchter in ihren mannbaren Jahren gesehen , die er aus dieser Blutschande gehabt . Will man mir einwenden , daß das Wort cognofcere in dem Sinne uneigentlich sey , den ich ihm gebe , »veil das Wort agnoscere diesen Sinn angenommen zu haben scheint : ( S . den Pitiscus in Sueton . in IuI . c . I . lI . nnm . ? . ) so antworte ich , daß Eutropius ein Schriftsteller ge - Wesen ist , der nicht alle diese Richtigkeit in Acht genommen hat .
( ? ) tLr glaubte , daß ein Gott wäre , und erbitterte davor , u . s . t» . ] Hier ist eine Stelle Calvins . die nicht ungeschickt angeführt seyn wird . Nemo in audaciorem aut etfraenatiorem nuniinis con - tenitum prorupiflfe legitur , quam C . Caligula : nemo tarnen mife - riiis trepidaiiit , cum aliquod irae cliuinae indicium fe profcrebat : ita Dcum , quem ftudebat ex profeffo contemnere , inuitus ex hor - refcebat . Caluin . Inftit . Libr . I . cap . I . Alles dieses ist aus deu Sue» ton gegründet , welcher uns berichtet , daß eben derselbe Caligula , der so viel Verachtung gegen die Götter bezeuger , sich unter ein Bette verkrochen habe , wenn er einen großen Donnerschlag gehört . Qiii Deos tantope - re contemneret , ad minima tonitrua et fulgura conniuere , caput ©buoluere , ad vero maiora proripere fe eftrato , fub leöumque «ondere folebat . Sueton . in Cal . cap . LI . Allein wir wollen bemer« ken , daß er diese Furcht nichr allezeit gehabt ; denn zu manchen Zeiten hat er sich vielmehr unternommen , den Jupiter so wohl mit Donnern , als Blitzen , zu übertreffen : er beantwortete durch das Lärmen seiner Maschinen den Donner , und wenn der Blitz aus den Wolken brach , so warf er mit Steinen gegen den Himmel , und schrie dem Gotte zu , der blitzen ließ : entweder nimm mich aus der vvelt , oder ick ? jage dick , perau» . Ttut T« ßgotrait ix tjv«c lar^ivra , lyif ruif
ifgKKXit kvrwgKxlt . fjt / } nirt IMgauvit Koerxrhei avnfK«Vli< ? «v , inatyn tp i . t« tb i p hing i ) lyü ei . Machinam
bat , qua tonitribus obftreperet , ac contra fulgura fidguraret , ac quoties fulmen decidiflet , lapidem eiaculabatur , femper Homericum illud addens , tollito me , vel ego te . Dio , Libr . LIX . pa» 761 . Siehe auch Senec . de Ira , Libr . I . cap . XVI . Torrentius findet in dielen Worten mehr Furcht , als Drohungen , und gleich darauf führet er das - jenige an , was Sueton von der Furchtsamkeit des Caligula vordem Donner saget . Non tarn comminantis quam timentis eft etiam , aut me occidt , »ut ifo tt . Expauifle autem Caium fiilmina auttor eft Suetonius . Torrent . in Sueton . Caligul . cap . XXII . Das heißt den Endzweck der Sachen nicht erkennen ; das heißt beo den Haaren herzu - Lezogen . Die Worte , davon die Rede tst , geben keinen Menschen zu «kennen , der Furcht hat ; sie enthalten eine Ausforderung zu einem Kampfe auf Leib und Leben , ohne Quartier , und welcher sich nichr cl>er , als mit dem Tode eines oder des andern Kämpfers endigen soll Dieß ist die klare und deutliche Erklärung , die Seneca , de Ira Libr . I . c . XVI . giebt : Ad piignam vocauit Iouem , et quidein'fine Million ? , ricum lllum exclamans verfum . ( ES ist der 724 des XXIII B . der ZliaS . A>as saget diese Worte zum Ulysses , mit welchem er >itv flet . Sit haben daselbst feinen mörderischen Sinn , ) Abermal eine Gottlosigkeit des Caligula ! Er näherte sich am bellen Tage der Bild - seule des kapitolinischen Jupiter , als wenn er ein Gespräche mit ihr hal - ten wollen ; bald redete er mit lauter Stimme , bald sachte , und bald ins Ohr ; und nach diesem hielt er sein Ohr an den Mund des Jupi - ters . Dieses Gespräche gieng nicht ohne Streit ab . Man hörte eines Tages den Caligula dem Jupiter drohen , daß er ihn wieder nach Grie - chenland schicken wolle , - 'c r«<«» ^Er hat sich ge , rühmet , Jupiter habe durch sein Bitten die Wirkung dieser Drohung abgewendet , und die Gnade erhalten , ben ihm zu wohnen . Ich habe dieserwegen , sagte er , eine Brücke zwischen meinem Pallaste und dem Capitol machen lassen . Sueton . in Calig . cap . XXII . r SG ? c maßte sich göttlicher Ehre hochmüthig an . ) Er hat sich 'kyr öfters zwischen die Bildseulen deÄ CastvrS und des Pollux gestellt U Sand .
Caligula . 11
und daselbst von allen Ankommenden die Anbethung angenommen . Er hat sich einen Tempel bauen lassen , wo man ihm alle Tage die sei - tensten Thiere geopfert . Ebendas . Jmgleichen Dio , Libr . LIX . p . 761 . Er hat sich eine Zeitlang Jupiter genennet , und zwar dieserwegen , sehte er dazu , weil er bey so vielen Frauen und bey seinen eignen Sch»ve - stern geschlafen . Ein andermal hat er sich Juno , Diana , Venus , Bar - chuö qenem , er , und sich mit dem Ausputze dieser Gottheiten bekleidet . Ebendaselbst . Er hat sich eine Gemeinschaft von Priestern erwählen lassen . Seine Gemahlinn , Cäsonia , und sein Vetter , Claudius , sind Mitglieder dieser Gemeinschaft gewesen ; es sind nur sehr reiche Leute darein ausgenommen worden , welche diese Würde sehr theuer bejah - len mußten ; er wollte sein eigner Priester seyn , und deswegen hat er sich auch in diese Gemeinschaft ausnehmen lassen . Er hat auch sein Pferd darein ausnehmen lassen . Ebend . 761 S .
( tt ) fit liebte die Cäsonia heftig u . f . rv . Z Balzac wird diese Worte auslegen : Die Schonen , saget er in einem von seinen fen , welche von Tyrannen gelieber werden , sind nicht in Si - cherheit - - - - poopäa ist erstlich Seyschlaftrinn , nach diesem Gemahlinn und beständige - Hoftneistcrinn des VTeto ge , toejert . Sie hatte diese« Ungeheuer besänftiget und * ahm ge , macht : nicht» destowcniger ist er ihr ; uleyc entwischet , und hat sie in einer zornigen Stunde gegen sie , mir einem Fußstoße umgebracht , den er ihr wider den Leib gegeben . Sein Vetter Casus is ? Osornen nicht so hart begegnet . Jedoch in der größten - Hnze seiner Brunst , hat er seine Liebe mit diesen ten bezeuger : O du schöner Kops ! wie bald wirst du abaehauen seyn , wen« ichs befehlen werde ; er hat auch tri Andymal zu ihr gesager , daß er Lust hatte , sie auf die Folter legen , u lassen , um von ihr zu erfahren , warum er sie so heftig lieb ham . Dieß ist dem ton abgeborgt . Quotic« vxoris vel amiculae Collum exofcularetur , addebar , sam ben» ctrvix ßmul de iuffero demetur . Quin et fub . inde iactabat exquLTiturum le vel fidiuuis de Caefonia fua , cur eam tantopere diligeret . Sueton . in Calig . cap . XXXIII . Es ist seltsam , daß diese Frau , welche weder schön , noch jung gewesen , und schon drey Kinder von ihrem Ehmanne gehabt , dieftm Barbaren eine so feurige und beständige Liebe hat einflößen können ; allem man mag die erste Blüche der Jugend rühmen , wie man will , so wird man sehen , wenn man genau Achtung darauf glebt , daß die Geschicklichkeit und Ersah , rung einer Frau von dreyßig oder vierzig Jahren ihre Herrschaft besser behauptet ; wenn sie die Beyjchläferiim eines Prinzen ist . als die bloße Schönheit mies jungen Mägdchens . Ueberdieß hat die Beyschläserinu des Caligula , und vermutlich auch viel andere von diesem Prädiea , mente . vielmehr Stärke durch die Erfahrung erhalten , welche dasjenige mit Wucher erletzt , was die Jahre den Annehmlichkeiten des Gesichtes entziehen . Dem fei ; , wie ihm wolle , so scheint Sueton zu sagen : daß die Beyschläferinn des Caligula sich durch ihr hitziges Temperament in Werth gebracht habe . Siefer Prinz war so närrisch verliebt in sie , daß er sie seinen Freunden nackend zeigte . Caefoniam neque fade infigni ne - que aetateintegra , matremq\ie iam exatioviro tri um filiarum , l'ed lu - xuriac ac lafciuiae perditae etardentius et conftantius amauit , vtlaepe chlamyde peltaque et galea ornatam et iuxta adequitantem nulitilxM oftenderit , amicis vero etiam nudain . Ebendas . XXV Cap . Er hat sie nicht eher für seine Gemahlinn erkannt , al« bis sie niedergekommen war . Sie kam miteiner Tochter nieder ; er hat diese Tochter zärtlich geliebt , und an derselben sein Geblüte vornehmlich an diesem Merkmaale er - kannt , daß sie den kleinen Kindern da« Gesichte zerkratzt , mit welchen sie gespielt hat . Nec vllo firmiore in diclo fui feminis efle crede - bat , quam feritatis , quae illi quoque tanta iam tunc erat , vt infefti« digitis ora et oculos fimul ludentium infantium incefleret . Ebendas . Man urtherte , ob derjenige , der sie mit eben derselben Todesart hinge - richtet , die der Psalm ist den Töchtern Barons angewünftlit , nicht Ur - fache zu sagen gehabt , daß er eine ausgekrochene Schlange zertreten be , mali corui maluin otium . Pcriit vna et vxorCaefonia , gladio a Centurione confoflä et filia parieti illifa . Ebendas . LIX Cap . Dieß sind die Worte des 137 Psalms : Wohl dem , der deine junge Kinder nimmt , und zerschmettert sie an dem Steine .
( l ) Lollia Paulina , eine von seinen andern Gemal'linnen , ist nicht mit dem Casus Casar vermählt gewesen , tuie Usjcciue qeglaubet hat . ] Dasjenige , wa« den UsseriuS betrogen hat , ist , daß er geglaubt , es uiüß - ten diese Wort» Suetons im XXVI Cap . von dem Leben des Kaisers Clau - dius , D^que LoIliaePaullinae , quae C . Caefari nup ( a fucrat , vou Enkel des Auqustus verstanden werden : allein , wenn er auf ziom Dinze Acht gegeben hatte , so würde er nicht in dieses kleine Versehen gefallen seyn . Er hatte betrachten solle» : I . daß Sueton , im XXV Cap . von dem Leben des Caligula , versichert , «S habe sich dieser Kaiser mit der Lovia Paulina vermählet , und sie kurz darauf wieder verstoßen ; IL daß Ta - citus , im XL Cap . des IV B . feiner Jahrbücher , uns belehret : es habe Cajus Cäfar , des Augustus Enkel , die Livia , des Drusu« Tochter und des Germanicu6S6 ) wester , geheirathet , und sey vor ihr gestorben , wor - aus sie sich mit dem DrusuS , de« Tiberius Sohne , wieder vermählet . Ich mache diese Anmerkungen nicht , es ist der gelehrte P . Noris . Ce . notajih . Pifan . pae . 189 .
( X ) philo erzählet einen Gedanken des Caligula , welcher Aus , merksämkeir verdienet . 3 Wir wollen sehen , wie ihn einer von un - fern neuem Schriftstellern anbringt . M ? " darf es sich nicht bestem - den lassen , saget der Abt von S . Real , Cefarion , p . m . 202 . daß alle Prinzen nicht die Verdienste haben , die ihnen jufommen , ich wollte mick'vi' lm hr vcrwundern^aß sie nicht eben den Schluß mack>en , den Caligula gemacht dar , und daß unsere blinde Lrgebenbeil gegen ihren ungerechtesten Uvillen , ihre Sinbildnng von sich nicht allezeit bis ; ur Ar^ . scinvejfung treibt . Weil diejenigen , welche die Heerde» Vieb hut - n , saget dieser Stocknarr , Philo der de , in seiner Gesandtschaft , nicht Thiere wie sie , sonder» ven einer weit vortrefflicher» Natur sind , so müssen wehl diejenigen , die den Menschen so unbedingt befehlen , und welchen alle andere »'eichen , nicht bloße Mensch ? » , wie diejenigen , dem» sie befehlen , senden , Götter seyn . - Hier ist die Mrkung welche unsere Sckimeichelej' natürlicher se in dem Gemürhe der prin ; ? n hervorbringen sollte , und dieß ist auch die meiste Zeit in dem Heidenrhnme geschehen Damit man sehen könne , was für ein Un'erschied zwischen einem Schriftsteller und dem andern ist , so will ich anführen , auf was für Art der Franeisea - nerbarfüßer St . Romuald dieses alles untereinander geworfen hat .
B - Um