Full text: (Theil 2)

Vorrede des zweyten Bandes . 
stelliget hatten . Es kann also leicht seyn , daß die Herren Uebersetzer , irgend hm und her eine fran - zösische Redensart nicht in ihrem ganzen Nachdrucke eingesehen , oder sie nicht mit dem rechten deutsche ! : Ausdrucke übersetzet haben . Es kann auch seyn , daß ich selbst , ungeachtet der doppelten Prüfung , die ich mit aller Sorgfalt angestellet , dennoch eins und das andre übersehen hatte ; ches indessen gewiß so gar oft nicht erweislich zu machen seyn wird : Muß man denn deswegen das ganze Buch so unbarmherzig herunter machen , und es durch das lieblose tlrtheil zu Boden schlagen : Es wimmele von Fehlern ! Wenn doch diese grundgelehrten Manner , denen es belie - bet hat , sich dieses Ausdruckes zu bedienen , nach ihrer sonst bekannten Belesenheit in den Alten , sich der güldenen Worte Horazens erinnert hatten : 
Nam vitiis nemo fine nafcitur . Optimus ille cft , 
Qui minirais vrgetur . 
und anderswo : 
Verum uli plura nittnt in carmine , 720« ego paucis 
Offendar maculis , quas aut incuria fudit , 
Aut humana parum cauit natura . 
Wie würde es ihnen selbst gefallen , wenn man ihre eigenen Schriften und Ausgaben alter und neuer Schriftsteller , mit einer so critischen Unbarmherzigkeit durchsuchen , und bey Wahrnehmung des geringsten Versehens , davon sie gewiß nicht frey sind , den Machtspruch anwenden wollte : Das Buch wimmelt von Fehlern ! Wie leicht ist doch bey so vielen Namen , Büchertiteln , Zah - len , und angeführten Stellen aus fremden Sprachen etwas übersehen ? Und da man viel Mühe hat , in einem kleinen Buche von etlichen Bogen , alle Schreib - und Druckfehler , alle kleine Unachtsamkeiten in der Schreibart , und dergleichen , ganzlich zu vermeiden : wie will man es doch fordern , daß in einem Folianten von zehn Alphabethen , die in Ansehung der kleinen Schrift , wohl fünfzehn bis zwanzig andern die Wage halten , gar kein Zeugniß einer menschlichen Unvollkom - menheit anzutreffen seyn solle ? Wer sich das getrauet , der gebe uns selbst eine Probe davon . Wenigstens hat Herr Bayle es uns an den größten Mctmtmt , und rechten Lichtern der gelehr - ten Welt gewiesen , daß sie sehr oft Gedachtnißfehler , Sprachschnitzer , falsche Übersetzungen , rechte Zahlen , u . d . m . gemacht und begangen . Ia eben dieser scharfsichtige Bayle , der so vielfrem , de Splitter entdeckt hat , ist selbst davon nicht frey geblieben . Der Verfasser der critischen An - Merklingen , die in den neuern hollandischen Auflagen so vielen Artikeln beygefüget worden , be - weiset dieses zur Gnüge . Und auch wir waren im Stande gewesen , hin und her dergleichen Kleinigkeiten anzumerken , wenn er irgend in der Anführung poetischer Stellen , falsche Wörter eingeschoben , die den : Urheber nie in den Sinn gekommen , und manchmal den Vers falsch und fehlerhaft machten . Allein wir haben uns mit solchen Kleinigkeiten nicht breit machen wollen , und dergleichen Versehen cittctn Manne nicht zurechnen mögen , der bessere Proben von seiner Wissenschaft und Einsicht abgeleget hatte , als daß man ihm Quartanerschnitzer zutrauen sollte . 
Doch so gern wir uns der Möglichkeit zu irren und zu fehlen unterwerfen , zumal bey so großer Eile der Arbeit , bey t>eti langen Winterabenden , und sonderlich bey so augenzehrender klei» ner Schrift ; vieler andern Geschaffte nicht zu gedenken , deren ich mich in meinen Umstandeil möglich entschlagen kann : von so geringer Anzahl , und von so schlechter Erheblichkeit sind doch al - le diejenigen Fehler , die uns bisher von unsern luchsaugigten Richtern bekannt gemacht worden . Wir wissen in der That , aller heftigen Beschuldigungen und hitzigen Vorwürfe ungeachtet , unter die Mangel des ersten Bandes , noch nicht mehr , als zween oder drey Fehler zu zahlen , die dasje , nige wirklich sind , was man ihnen Schuld giebt Alles übrige , was man angemerket haben will , ist entweder gar nicht falsch , oder doch im französischen Texte selbst nicht anders gewesen : oder wenn es ja an sich falsch ist , so hat mall uns noch in dem Buche selbst die Stellen nicht angezeiget ; so , daß wir noch zur Zeit im Zweifel stehen , ob ihr Vorgeben gegründet sey , oder nicht ? Ein lustiges Exempel von der Sache zu geben , kann folgendes dienen , womit sich wohl schon ein Jahr her , hier in Leipzig selbst , Mlzahlige gar feine und gelehrte Manner herumgetragen haben , um den Werth dieser Übersetzung zu verkleinern . Man hat nämlich vorgegebenes wäre in dem ersten Bande , jufte Lipfe , wie die Franzosen den Lipfius allezeit nennen , durch ein gerechter Leipziger , über - setzet worden . Und diese Sage ist so fleißig wiederholet und in allen Gesellschaften ausgebreitet worden , daß sie endlich bis auf die Schulbänke gerathen , und manchem kleinen Geiste zu einer großen Freude Anlaß gegeben . Man hat sich , so bald man davon Nachricht bekommen , von Sei - ten des Verlegers , und selbst von meinetwegen , erbothen , demjenigen , der die Stelle , wo dieser Feh - 
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