Jeder Naturforscher wird als solcher die naturwissenschaftlichen Anschauungen und Methoden des Mechanismus an die empirischen Probleme heranbringen müssen und diese nur im Rahmen der mechanischen Gesetze zu lösen versuchen ; das liegt im Begriff des naturwissenschaftlichen experimentellen Arbeitens . Ob er aber den Mechanismus als den Alleinherrscher im Leben betrachten soll , ist eine andere Frage , jedenfalls keine naturwissenschaftliche , sondern eine philosophische , ethische .
In ähnlichem Sinne , wie ihn mein vorletzter Satz enthalt , könnte man zunächst Went verstehen' ) : „ Ateincr Meinung nach haben wir die lebende Natur eben als zwecklos " ) anzunehmen , wenigstens solange wir uns mit wissenschaftlicher Arbeit beschäftigen . " Er fahrt dann aber fort : «Der Dichter oder der Romanschrcibcr mag tun , was er wünscht . * Das ist unrecht , wenn damit gesagt sein soll , die teleologische Naturansicht stehe im Gegensatz zur „ wissenschaftlichen * , sie sei keine logische , verstandesgemaße . Wo Physik aufhören muß , da nimmt sich der Geist „ Flügel zu fliegen da hinein " , wo ihm anatomische und optische Instrumente kein heimnis enthüllen können . Went scheint als „ wissenschaftlicher Arbeiter * Gegner der Metaphysik zu sein ; damit würde er dem Menschen verbieten , Mensch zu sein . Das geistige Gesichtsfeld ist unbeschrankt im gleich zum engen Blickfeld des Mikroskops , die Welt der Gedanken geht über die Sinnenwelt hinaus , die wissenschaft erschöpft nicht den Begriff der Wissenschaft .
Auch ist man berechtigt , zu fragen : 1st Went bloß naturwissenschaftlicher Arbeiter , oder besitzt er auch eine Anschauung über die Dinge , von denen „ wir nichts wissen können * ? Wenn nun diese doch wohl anzunehmende Weltanschauung die mechanistische ist , verkündet er sie als . Romanschreiber " und „ Dichter " oder als Ergebnis der Wissenschaft ?
Jedenfalls hat der Mechanismus kein Recht , das Gebiet der vitalistischen Probleme für sich zu anspruchen , überhaupt gegen oder über den Vitalismus eine Äußerung zu tun . Das verbietet ihm sein stolzer Grundsatz , eine exakte Wissenschaft zu sein .
Es bleibt also dabei : Die mit materiellen Mitteln arbeitende Naturwissensch alt kann weder übcrTranszendcntcs aburteilen , noch viel weniger aberdi e Allein existe nz der Materie und die Alleinherrschaft der materiellen Gesetze erweisen .
Zum Schlüsse folge ich mit Freuden dem Bedürfnis , dem leider inzwischen verstorbenen tlerrn Prof . Dr . L . Busse meinen tiefgefühlten Dank nachzurufen . Ihm verdanke ich die Anregung zu dieser Arbeit , die nötigen ersten Winke über die in Frage kommende Literatur , sowie auch während Ausführung der Aufgabe freundlichste Ermunterung , sie zum Ende zu bringen .
• ) Biol . Centrbl . 1907 , Nr . 9 .
" ) Went kämpft in dem Aufsatz gegen den Zweckggdanken in der Natur .