- 43 —
Drews behauptet , Rcinke die Frage der Urzeugung ganz im Sinne Hartmanns beantwortet , bestreite ich . Wenigstens in der Philosophie des Unbewußten ist v . Hartmann anderer Meinung . Nach ihm durchseelt das Unbewußte die Arterie , sobald sie lebensfähig ist . Deshalb muß eine Urzeugung stattgefunden haben . Heute kommt sie wahrscheinlich nicht mehr vor ; denn die Elternzeugung stellt einen die Urzeugung mit ungeheurer Kraftersparnis ersetzenden Mechanismus dar ( s . 14 , A , VII . ) .
3 . Lotze .
Mit Lotze beschäftigen wir uns kurz , weil Keinke selbst meint ( 3 , 4 . A . , 290 ) , daß . Lotzes Kräfte zweiter Hand sich mit seinem Begriffe der Dominanten decken . In den von Reinke ( I . c . ) wiedergegebenen danken lotzes ( Mikrosmos I , Hl ) bedeuten die . unmittelbaren Anziehungen und Abstoßungen der Elemente " , . 1 estigkeit , . Kollusion , . Elastizität Kräfte erster Hand — heute würden wir wohl molekulare Kräfte sagen . . Die scharfsinnige Verflechtung einzelner Teile " . durch Nagel , Bolzen , Reifen und Schrauben " , . durch Drehung um feste Achsen " bedeutet die Kräfte zweiter Hand . Reinke würde heute die genannte . Verflechtung " als Ausdruck für Systembedingungen bezeichnen , und und es ist klar , daß die Gcstaltungsdominanten Uberhaupt nicht unter den Kräften zweiter Hand verstanden werden können . Kein Wunder , daß aus . Welt als Tat " kein deutlicher und klarer Begriff der Dominanten geschöpft werden kann , wenn ihr Vater seine Geisteskinder selbst nicht richtig unterscheidet !
Wenn Reinke sich trotz der notwendigen durchgreifenden Änderungen doch endlich zu der seit 1902 vorgenommenen , für das Verständnis so wohltatigen Spaltung des Dominantenbegriffs auch in der nächsten Auflage der . Welt als Tat verstehen wollte ! Manche Dunkelheit , manches Mißverständnis und manches — behagen würde schwinden , das Buch aber durch Klarheit an Wert gewinnen .
4 . Busse .
Auch L . Busse beschäftigt sich ( 25 , 240—242 Anin . ) mit Reinkes Dominanten . Mit Recht hebt er den schwankenden Begriff hervor , den sie in den beiden altern Werken Reinkes ( 1 und 3 ) gefunden haben . Doch scheint er sich von ihrer Natur ein klareres Bild gemacht zu haben , als damals Rcinke vielleicht selbst . Er vermutet , daß Reinke sie von bewußten psychischen Kräften unterscheidet , ebenso wie sie sich über die Energien erheben . Hatte Busse 1903 schon die spatern Schriften Reinkes zu Rate ziehen können , so hatte er seine Vermutung glänzend bestätigt gefunden .
Vorlauf ig sind die Dominanten zwischen mechanischen und physischen Kräften stehend , als sondere organische Kräfte aufzufassen — womit denn ein Gegensatz zwischen Reinke und Busse , der solche sondere organische Kräfte nicht anerkennt ( 25 , 237 , 238 unten , 239 , bes . Anm . ) , festgestellt wäre .
Was aber das Wesen dieser Kräfte ist , bleibt Reinke selbst verschlossen . Sein öfters hervorgehobenes Bestreben ist ja , sie mehr und mehr auf Systemkräfte zurückzuführen , d . h . auf die durch Energie belebte figuration . Ihr einziges nichtenergetisches Moment wäre dann das durch das Gefüge der Teile bedingte , also , wie Busse sagt , . kausalmechanisch * erklärbare Prinzip der Richtung , und es wäre Busses Ahnung erfüllt , daß sie nur noch ein symbolischer Ausdruck für ihrem Wesen nach noch nicht genügend erforschte physische0 Kräfte zu sein scheinen " . Freilich ist die Erklärung sämtlicher Dominanten als Systemkräfte so ziemlich ausgeschlossen .
Die von Busse vorgefundene Unklarheit wird allerdings dadurch verstärkt , daß damals , als Busse schrieb , der Dominantenbegriff auch noch den Begriff der Systemkräfte in sich schloß ; es gab . Maschinen - dominanten " usw . . die freilich nur im bildlichen Sinne eine Beseelung darstellen konnten . Bütschlis Annahme , Reinke lasse die Intelligenz des Ingenieurs . als unbewußte hyperphysische Macht in der Maschine wirken " , wird durch Reinke selbst unmöglich gemacht .
Die . Maschinenseele " ist , wie gesagt , nur ein Bild , desgleichen die . Beseelung " durch Systemkräfte . Dann stellt Reinke doch als Unterschied zwischen Organismen und Maschinen auf , daß bei diesen die Intelligenz außerhalb , bei jenen innerhalb wirkt . Ein solcher Geisterseher und - beschwörer ist Reinke nie gewesen .
Die Spaltung der früheren Dominanten in Systemkräfte und Dominanten war immerhin durch die von Busse anscheinend nicht hinreichend beachtete Unterscheidung in Arbeits - und Entwicklungsdominanten durch Reinke schon vorbereitet .
Die Arbeitsdominanten sind von der Struktur abhängig , die Entwicklungsdominanten bewirken die