Full text: Der lustige Tag oder: Figaro's Hochzeit

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Vorwürfe , die dem Verfasser gemacht werden , wird daS am wenigsten erwähnt , was uns am meisten beleidigt . 
Es kann vielleicht von einigem Nutzen seyn , diesen doppelten Gesichtspunkt , aus welchem man Lustspiele betrachten muß , öffentlich ju entwikkeln : und ich würde überdem von dem meinigen noch einen guten Gebrauch gemacht haben , wenn ich , durch eine genaueZergliederung desselben in den Stand gesetzt würde , die Meinung des Publikums , was man eigentlich unter den Worten : Ü ? ao erfordert der theatralische Anstand ? zu ver , stehen habe , etwas richtiger zu bestimmen . 
Durch unsre übergroße Delikatesse , stetes Kunst - richtern , und , wie ich schon anderwärts gesagt habe , durch die Ziererei , unsre erschlafte Moral mit Wohlan , siandigkeit ; u übertünchen , werden wir völlig unbedcu , tende Wesen ; unfähig , in irgend Etwas angenehme Un , terhaltung zu finden ; wissen endlich selbst nicht mehr , was sich für uns schickt , und , damit ich es ganz sage , werden übersatte Maulaffen , die nicht mehr wissen , wack sie fordern , billigen oder verwerfen sollen . Die biS zum Ekel wiederholten Worte , guter Ton , gute Ge , scllschaft , die jeder nach den Begriffen feiner ge , schmacklofen Lotterie ausstutzt , und deren Ausdehnung so groß und unbestimmt ist , daß niemand weder den An - fang noch das Ende davon kennt , haben in der That die offne wahre Lustigkeit , die unfern römischen Ton von allen andern Nationen ihrem auszeichnete , ganzlich vernichtet . 
Nun denke man sich noch den pedantischen Miß , brauch jener andern hochklingenden Wörter , wohl - stand und Sittlichkeit , die ein so wichtiges , über» legnes Ansehen geben , daß unsre Echauspielrichler trostlos seyn würden , wenn sie sie nicht bei jedem Thea , terprodukt anbringen könnten : dann weiß man so ziem , jich , was dem Genie Fesseln anlegt , die Schriftsteller zurückschreckt , und der Kraft derIntrigue den tödtlichen 
Stoß
	        
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