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kaster und Mißbrauche aber bleiben unwandelbar dieselben , sie verstellen sich bloß hinter lausend man ? nichfachenGestalten , unter der Benennung , herrschende Sitte» . Diesen die Larve abzureißen , und sie un , verhüllt darzustellen , ist die edle Beschäftigung desjeni - gen , der sich dem Theater widmet . Er moralisire nun lachend , oder weine moralisirend ; er sei Heraklie oder Oemocrit : er hat kein andres Gesetz zu befolgen . Wehe dem , der davon abweicht ! Die Menschen können nur dadurch gebessert werden , daß man sie in ihrer wahren Gestalt darstellt . Das nützliche , Wahrheit sprechende Lustspiel ist keine übertünchende Lobrede , kein leeres Ge , schrei eines Akademisten .
Wir müssen uns aber sehr hüten , diese allgemeine Kritik , einen der edelsten Zwekke der Kunst , mit der ver - haßten , persönlichen Satire zu verwechseln . Der Vortheil der ersteren ist , sie bessert ohne zu beleidigen . Man lasse den edlen gerechten Mann , der über den schrecklichen Mißbrauch der Wohlthätigkeit erbittert ist , auf der Bühne sagen : Alle Menschen sind undanf# bar ; ob gleich jedermann dies mit ihm denkt , so wird sich doch Niemand dadurch beleidigt fühlen . Und da man sich keinen Undankbaren vorstellt , ohne sich zugleich einen Wohlthäter dabei zu deuten , so sczt selbst dieser Vorwurf ein Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Gemüthern voraus ; man fühlt es , und tröstet sich da - mit . Sagt der Humorist : ein wohlthäter macht dert Undankbare ; so antwortet man ihm sehr richtig : lLo ist wohl vielleicht kein Undankbarer , der nicht selbst oft ein wohlthäter gewesen wäre ; und das ist schon wieder ein Trost . Und so bringt die bitterste allgemeine Kritik Früchte , ohne weh zu thun , wenn die eben so unseelige , als fruchtlose , persönliche Satire stets wehe thut , ohne etwas hervorzubringen . Diese leytre hasse ich ganz , und Halle sie für einen so strafbaren
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