7
aufzustellen , der die Locbter heiratkiet , und mit sternem Blick die Frau begehrt ? ein Glücksritter , ohne ihn einen weiten Cirkel von galanten Frauenzinu mern umlaufen zu lassen ? ein lüderlicher Spieler , ohne ihn mit Betrügern , wenn er nicht etwa schon selbst einer ist , zu umgeben ?
Alle diese Charaktere sind freilich nichts weniger , als tugendhaft : der Verfasser giebt sie aber auch nicht dafür aus ; er redet keinem das Wort ; er schildert nur ihre Laster . Und also , weil der Löwe wild , der Wolf raubgierig und gefräßig , der Fuchs listig und verfchla - gen ist , wäre die Fabel ohne Moral ? Richtet der Dichter sie gegen einen eitlen Thoren , den Lobsprüche aufblasen , so läßt er den Käse aus dem Schnabel der Rabe dem Fuchs in den Rachen fallen , und sein moralischer Zweck ist erfüllt . Griffe er den kriechenden Schmeichler an , so würde er seine Erzählung etwa so schließen : der Fuchs ergrif den Räse , verschlang ihn , aber der Räse war vergiftet . Man kann die Fabel als eine leichtere Gattung des Lustspiels ansehn , und jedes Lustspiel ist nichts anders , als eine lange Fabel . Der ganze Unter , schied besteht darin : In der Fabel haben die ThiereVer« stand , und in unsern Komödien sind die Menschen oft Thicre , und was noch das Aergste ist , boshafte Thiere .
Wenn alfo Moliere , dem alle Narren zu Leibe gingen , dem Geizigen einen verfchwendrischen und lasier - haften Sohn giebt , der . ihm seinen Geldkasten stiehlt , und ihn ins Angesicht schimpft ; nimmt er da seine Moralität aus der Tugend oder dem Laster ? was kümmerten ihn diese Phantome ? Euch wollte er bessern . Freilich er< mangelten die gelehrten Zettelausträger und Auskehrer seiner Zeit nicht , das ehrliche Publikum zu benachrichti - gen , wie das alles so ganz erschrecklich wäre ! Es ist auch bekannt , daß große Neider und lneidische Große Wider ihn zu Felde zogen . Hier trat der strenge Boileau
A 4 ans .