Full text: (Teil 1)

LXXXIV 
fitfurij in dcr tjeima ! . 
selbst das fehlende stieschirr angeboten , und sie sandte noch mehr , als begehrt war . Die Art der Bewirtung in echt mecklenburgischen Gerichten wich sehr von der holsteinischen ab . Zum Beschluß kamen noch auserlesene Stücke vom vorjährigen Schwein und eine mächtige Schiissel selbstgedörrter Pslaumc» , ganz weist mit Zucker überstreut . Diese stellte die Mutter für mich hin , weil der Sohn ihr gesagt , ich äße sie gern . Der alte Vater , der seinen Play zwischen Boß und mir gewählt , wußte alles durch seine Heiterkeit zu beleben . Zuweilen saß er ganz still ; und die Thränen rollten ihm über die Wangen ; dann nahm er meine Hand und legte sie in die seines Sohnes . Boß hatte seiner Schwester aufgetragen , zum Schlüsse der Mahlzeit zwei Flaschen Wein hinzustellen , und holte nun seine Mutter , die sich ungeachtet alles Sträubcns im Küchcnanzug zu uns setzen mußte . Abends , als die Gäste fort waren , schloß der alte Bater die Hausthür zu , um , wie er sagte , seine Kinder allein zu haben . 
Unvergeßlich ist mir auch der Besuch in Neubrandenburg , wo mir Boß alle die alten Orte zeigte und zu allen hinführte , die ihm durch Freundlichkeiten seinen dortigen Aufenthalt als Schüler erleichtert hatten . Ein alter , fast erblindeterAademacher , bei dem er einen Freitisch gehabt , wollte nichts davon wisse» , daß er ihm je Wohlthaten erzeigt hätte , aber wie fröhlich ward der alte Mann , als ihm das Gedächtnis ein wenig aufgefrischt wurde ! Ebenso ging es bei der freundlichen Frau Engel , bei der er gewohnt , und die oft des Abends mit für ihn gekocht hatte . Allenthalben , wo wir hinkamen , wurde »ach mecklenburger Sitte auf - getischt , und hungrig oder satt , wir mußten das Nnsrige leisten . 
Brückners Liebe gegen Boß glich fast der Zärtlichkeit einer Braut . Dieser edle Mann hat sein ganzes Leben hindurch einen siechen Körper getragen . Er war sehr weicher Natur , lebte in einem dumpfigen , feuchten Hause , hatte stets mit drückenden Nahrungssorgen zu kämpfen und fand in seiner nahen Umgebung nicht die Aufheiterung , die seinen Geist hätte frisch erhalten können . Auf seiner Studierstube richtete Boß sich gleich häuslich neben ihm ein , wo denn an der Odyssee gearbeitet ward , auch gemei»schaftlich Verse geseilt wurden . Auch machten wir eine schöne Fahrt zu Brückners Vater und seiner herrlichen Familie miteinander . 
Gegen Ende Oktobers traten wir unsre Rückreise an . Ein sehr ver - ständiger Bauer war willig , uns in fünf Tagen nach Wandsbeck zu bringen . Er halte herrliche Pferde , aber nur einen schlechten Bauer - wagen ohne Sitzstühle . Weil in den DorswirtShäusern nicht viel zu haben war , hatte uns die Mutter eine schöne Gans gebraten und Kasfee gemahlen , welchen ich jeden Morgen lochte . Der alte Bater ka»i schon vor Tagesanbruch mit den» Fuhrmann bei uns an und ordnete selbst alles zur Bequenilichkeit . Seine letzte Bitte war , nächstes Jahr wieder - zukommen : sie sollte nicht erfüllt werden . Sehr weich waren wir am ersten Tage gestimmt , wo noch so mancher Gegenstand eine Jugend - erinnerung auffrischte . Allmählich wurden wir heiter und durchlebten
	        
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