Full text: Geheimlehre und Geheimstatuten des Tempelherren-Ordens

aussprach , und die von ihr erhobenen Anklagen wenigstens hier und da auch schon anfingen , eine bestimmtere , so zu sagen greifbarere Gestalt anzunehmen . Man wird nicht umhin können , die römische Curie in dieser Hinsicht geradezu einer Verletzimg der ihr obliegenden Pflichten zu schuldiget ! — eine Auflassung , die denn auch zur Zeit des Processe« vou mehr als einer Seite nachdrücklich vertreten und geradezu geltend gemacht worden ist , um das auch da noch zögernde , zur Verschleppung der Sache guneigte und Ausflüchte suchende Papstthum endlich zu ernstlicherem Vorgehen zu nöthigen . Diese Haltung der Curie , die freilich mit dem fahren derselben gegen andere und viel unschuldigere Ketzereien in einem befremdlichen Widerspruche steht , erklärt sich jedoch leicht aus einer Erwägung der Gefahren , welche dieselbe für sich und für die Kirche haupt aus einem Inquisitorialverfahren gegen den Tempelherren - Orden wachsen zu sehen fürchten musste . 
Einmal nämlich konnte — wie schon bemerkt — das Papstthum , in seiner gesammten Stellung eben damals von mehreren Seiten zugleich ernstlich bedroht , den mächtigen , seine Zweck« ? vielfach nachdrücklich fördernden Orden nicht gut entbehren : die finanzielle und die militärische Macht des Ordens konnte dem Papstthum als sicherster Rückhalt gegen die ihm entschieden entgegentretenden weltlichen Fürsten leicht von der allerhöchsten Bedeutung werden . Iii jedem Kalle aber hatte die Curie , wenn sie auch nicht mehr der positiven Hülfe der Tempelherren bedurfte , das grösste Interesse daran , sich dieselben wenigstens nicht zu Feiudeu zu machen und es auf einen kirchlich politischen Kampf mit einem über so gewaltige Mittel verfügende . ! ! ehemaligen Bundesgenossen ankommen zu lassen . Vor allem aber scheint die Curie noch durch eine andere , sehr wichtige Rücksicht zu ihrer zuwartenden Haltung bestimmt worden zu sein . Mit Recht nämlich scheute sie das gewaltige Aergerniss , ohne welches eine Enthüllung des im Schoosse des Tempelherren - Ordens borgenen Geheimnisses und die Bestrafung der Schuldigen nicht abgehen konnten , und das ohne allen Zweifel der damals ohnehin schon wankenden Autorität der Kirche nur neuen , schweren Schaden zugefügt haben würde . Bereits Innocenz III . hatte , wie wir sahen , ' ) das Aergerniss , welches durch die Duldung dämonischer Lehren in dem Orden der Kirche gegeben wurde , nachdrücklich betont . Und noch Clemens V . sagt in der Bulle , in der er die Einleitung der Untersuchung gegen deu Ordeu verfügt , * ) und dann 
1 ) S oben S . 16 . 
2 ) Wilckc II , 439 ff .
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.