110
VII . Die Grundrechte .
schneiden , nachdem wir die Vorrechte , in so fern sie andere Stände be - drängen können , ihnen unter den Füßen weggeschnitten haben , das wäre Unbarmherzigkeit .
Ich habe gesagt in meinem Antrage : wegen der Ehre unserer Ge - schichte soll man es nicht thun . Mau mag das scherzhaft oder ernsthaft nehmen , es ist aber etwas Wahres daran . Wer Geschichte gelehrt hat in den letzten zwanzig , dreißig Jahren , weiß , was die neuen Eintheilnngen der Länder für ein Ding sind , in den Schulen und Gymnasien , wie fjc ans dem Mittelalter , aus allem richtigen Verständnis , desselben geschnitten sind . Das sage ich gleichsam scherzweise , aber die Ehren der Namen sind — von einem guten Theil unsers Adels kann man es sagen — seit Jahrhunderten mit unserer Geschichte verbunden , sie sind ein Glanz der Geschichte' zugleich . Warum wolle» wir diese Namen nicht durchgehe» lassen ?
Dieses erinnert mich an eine Anekdote , — aber nicht eine Anekdote , sondern eine wirkliche Geschichte — die sich zur Zeit der zösischen Revolution begeben hat . Es war ein Jüngling in Straßburg , ein Caudidat der Theologie , der machte in einem demokratischen Club den Vorschlag : „ Herunter mit dem verfluchten Münster ! Er sieht wie ein Aristokrat auf alle anderen Kirchen , und Häuser herab . Brecht ihn ab ! " , und sie brachen am nächsten Tage die Köpfe der Kaiser , Bischöfe , Heiligen herunter , - - so weit sie mit Leitern reichen konnten — die man später wieder aufgestellt hat . Dieser arme Kerl , der nicht gnillotinirt wurde , ist im Jahre 1810 im Irrenhaus zu Straßburg gestorben .
Diese Anwendung will ich nicht machen , sondern nur warnen , das ; wir nicht tabula rasa machen bei einem Volk wie das deutsche Volk .
Ich bin gewiß ein Repnblieaner : darauf kann ich mich be - rufen , wenn ich an meine Jugend , mein Leben und meine Sitten zurück - denke . Ich bin gewiß ein Repnblieaner , und zwar ans dem innersten Herzen , aber vor einer allgemeinen , ungeheuer große» Re - publik mit einem gewählten verantwortlichen Präsidenten an der Spitze , davor habe ich ein Grauen , nicht , weil es an sich gefährlich wäre , sondern weil es eine große Uniformität , eine große Gleichheit machen würde , wobei unser Volk nur verlieren könnte . Ich bin nicht derjenige , der im Leben und in Büchern nicht erkannt hätte , wie die Vielerleiheit , die Vielgestaltigkeit unseres deutschen Lebens , besonders die politische Vielgestaltigkeit uns vielfach geschadet hat ; ich bin nicht derjenige , der sich nicht erfreut hat , daß wir auf kleinere Zahlen heruntergekommen sind , und nicht wünschen muß , daß noch einige kleine Zahlen