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Um den Mitgliedern des Seminars die Aneignung der zur Leitung des Gemeindegottesdieustes er
forderlichen musikalischen Bildung zu erleichtern, und sie namentlich zu einer, der Erbauung förderlichen
Ausführung der Responsorien und des recitalivartigen Altargesanges in den Stand zu setzen, wozu früher
immer nur eine einzelne den Unterricht des verst, ausgezeichneten Musikdirectors Apel als privatissimum
benutzt hatten, ward für Redaction eines durch Text und Composition seinem Zweck entsprechenden An-
tiphonariuras unter Benutzung der trefflichen, durch Prof. O. Jahn veröffentlichten Vorarbeiten von Apel
und der nicht minder werthvollen von Naue, so w'ie für mehrstimmige Bearbeitung einer Auswahl aus
dem Schatz unserer evangelischen Chorahnclodien Sorge getragen. Zugleich erreichte ich durch die Ver
mittlung des Curatoriums, dass dem Director des Seminars zur Honorirung eines Gesanglehrers eine jährl.
Summe von DG Rthlr. zur Disposition gestellt ward. So konnten regelmässige Gesangübungen gehalten
werden, und wurden es, wie anfangs unter Leitung des seit 1849 nach Hamburg übergesiedelten Hrn.
Graedener so jetzt unter der des Hrn. Bellmann.
Da nun aber für den Hauptzweck des homiletischen Seminars das Hauptmittel die von den Mit
gliedern desselben auf dem Gebiete der Predigt entwickelte productive und kritische Thätigkeit bleibt, und
diese theils durch das Studium der comparative!) Homiletik, theils durch selbstständige Orientirung über
wichtige Probleme und Fragen aus dem Gesammtgebiet der practischen Theologie nicht wenig gefördert wird,
so erschien, um dazu mit rechtem Erfolg anregen zu können, der Besitz der dahin einschlagenden
literarischen Hülfsmittel und zwar der wichtigsten in mehreren Exemplaren als wünschenswerth, ja noth-
wendig, und musste der Mangel einer eigenen kleinen Seminarbibliothek, wie sie ähnliche Anstalten auf
anderen Universitäten längst hatten, schwer empfunden werden. Aber auch diesem ward abgeholfen, in
dem auf meine desfällige Vorstellung durch Vermittlung des Curatoriums Se. Maj. der König dem Seminar
zuerst eine Summe von 195 Rthlr 19^ Schil. R. M. zur Gründung, und darnach eine jährliche von
4G Rthlr. 39 Schill. R. M. zur Comjdetirung der Seminarbibliothek aussetzte. Diese Bibliothek, wenn auch
noch gering an Umfang, enthält doch jetzt schon theils eine Auswahl des Besten, was namentlich die
neuere homiletische Schulebietet, theils mit den vorzüglichsten neueren Werken über das Ganze und die ein
zelnen Theile der practischen Theologie auch vom Gebiete der speculativen und historischen Theologie
solche Werke, welche vor andern geeignet sind, auf die homiletischen Bestrebungen orientirend, anregend
und befruchtend einzuwirken.
bür die Förderung in der vom Seminar erzielten homiletischen Tüchtigkeit war es von Bedeutung,
dass die auf Kösters Anregung gestiftete Ansgarjus-Prämie jährlich ausgeboten werden konnte. Zu Anfang
jedes Wintersemesters wurde daher vom Director durch einen Anschlag am schwarzen Brett zur Preisbe
werbung mittelst Ausarbeitung einer Predigt über einen von ihm gewählten Text aufgefordc-rt. Die Con-
currenz war verschieden. Meistens gingen 4 bis 5 Predigten ein, in einem Semester stieg ihre Zahl auf 10.
Gefehlt hat es an Bewerbung bis jetzt nie. Leicht aber hätte die Ausbietung der Prämie unmöglich
werden können, da von den beiden Schleswiger Predigervereinen, durch deren Beiträge sie zu Stande kam,
der haderslebener seinen Beitrag dem Gustav-Adolph-Verein zuwandte, und der Bredstedter sich aullöste.
Jedoch gelang es mir, zwei andere Schleswigsche Predigervereine für Beiträge zu demselben Zweck zu
gewinnen. I^s waren die der Probsteien Hütten und Husum. So konnte die Prämie ohne Unterbrechung
ausgeboten werden, bis nicht lange nach dem Ausbruch des Krieges und in Folge der durch ihn eingetre
tenen Verhältnisse die Schleswigschen Beiträge wieder ausblieben. Da ward es mir auf meinen jedes
maligen Antragl vom Curatorio gestattet, den Preis, damit die Bewerbung ungestört fortgehen könne, in
der Summe von 16 Rthlr. den durch Ersparung gewonnenen Ueberschüssen der Jahreseinnahme des Se
minars zu entnehmen, und bin ich eben dazu auch neuerdings für die Folgezeit durch ein Rescript des
Königl. Ministeriums für die Herzogth. Holstein u. Lauenburg d. d. 21. Juli 1854 nach erstattetem Bericht über