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|- getroffene Einrichtung“ bezeichnet wird, wiewohl die Mitglieder keine Stipendien genossen, und
nur der nach Einziehung der Schlosspredigerstelle im Jahr 1774 sein Gehalt noch fortbeziehende Schloss-
cantor zur Leitung des Gesangs beim Gottesdienste des Seminars verpflichtet, und später auch einem
Seminaristen des hiesigen, ebenfalls von Cramer gestifteten Schullehrerseminars für das Orgelspiel eine
Vergütung aus dem Oeffentlichen gereicht ward.
Nachdem auf Cramer’s Antrag durch Königl. Resolution vom 6. Decbr. 1780 die Professoren
Geyser und Moldenhauer mit ihm zur gemeinschaftlichen, halbjährlich wechselnden Direction des Seminars
verpflichtet, und die Studirenden zur fleissigen Theilnahme an den Uebungen desselben durch die Zusiche
rung ermuntert waren, „dass ihnen ein darüber beigebrachtes Zeugniss beim Oberconsistorialexamen zur
besonderen Empfehlung gereichen solle“, fiel seit Moldenhauers im Jahre 1782 erfolgten Abgänge und
Cramers im Jahre 1784 erfolgten Tode die Leitung des Seminars zuerst Geysern allein, und bald darauf
ihm und Eckermann zu, der seit 1782 in Kiel lehrte. Unter ihrer Leitung hatten die Uebungen bis zum
Jahre 1806 einen guten Fortgang. Seit dieser Zeit aber wurden sie nicht mehr regelmässig gehalten, und
muss das Institut als öffentliches so gut wie erloschen gewesen sein, da im Jahre 1815 die Studirenden
selbst um Wiederherstellung desselben in seiner ursprünglichen Gestalt bei der Re
gierung einkamen. Die Folge war, dass ein eigener Professor der pract. Theologie mit der
Verpflichtung zur alleinigen Direction des homilet. Seminars berufen, und an die theol.
Facultät unterm 16. Jan. 1816 folgendes Allerh. Rescript erlassen wurde. ,,Es ist unser Aller
höchster Wille, dass zum Resten derjenigen, welche auf Unserer Universität Kiel
Theologie studiren, das dort früher bestandene Predigerinstitut wieder errichtet
werde. — Wir er t heilen Euch demnach den Allergnädigsten Re fehl, diese Unsere
Allerhöchste Entschliessung den Studirenden der Theologie auf die gehörige Weise
bekannt zu machen, und habt Ihr denselben dabei in Unserm Namen zu eröffnen, wie
Wir gewiss erwarten, dass sie dieses von Uns aus landesväterlicher Huld und auf ihren
eigenen Wunsch wieder errichtete Predigerinstitut wenigstens in dem letzten Jahre
ihrer Studien fleissig benutzen werden, und dass denen, welche darüber ein vor
theil hafte s Zeugniss von dem Director bei zu bringen im Stande sind, solches bei
ihrer künftigen Beförderung zur ganz besonderen Empfehlung gereichen solle.“
Der erste, in dessen Hände das so wieder hergestellte Institut gelegt ward, war der Professor
Dr. Johann Christoph Schreiter, ein Mann aus der Reinhardschen Schule, der mit dem gründlichsten
theologischen Wissen eine edle, kindlich fromme Begeisterung für den Zweck der Kirche verband. In
einer Denkschrift vom Jahre 1816 spricht er sich zuerst über die Aufgabe einer gleichmässigen Befriedigung
des Verstandes und Herzens durch die Predigt aus, theilt sodann die von ihm getroffene, und für die da
maligen Verhältnisse gewiss sehr zweckmässige Einrichtung des Seminars, und zuletzt die beim Antritt
seines Amts gehaltene Predigt mit, in der er nach Anleitung von Luc. 8, 18 „von der erhebenden Kraft
der frommen Gesinnung“ zeigt: worin sie bestehe, inwiefern sie uns erhebe, und wozu sie uns verpflichte.
Nach Schreiter's schon 1821 erfolgtem Tode ward an dessen Stelle im Jahre darauf der frühere
Studiendirector zu Loccum in Hannover, Dr. Friedr. Bur chard Köster berufen, dessen einsichtsvoller und
besonnener Leitung sich das Institut reichlich 16 Jahre hindurch zu erfreuen hatte. In seiner Antrittspredigt
vom 31. Novbr. 1822 zeigt Köster nach Luc. 13, 18, 19: „dass unsere Religionserkenntniss erst durch
Achtsamkeit auf die Erfahrungen unseres Lebens fruchtbar gemacht werde.“ Im Jahre 182.5 entwarf er
zur Gedächtnissfcier der damals vor 50 Jahren erfolgten Stiftung des homilet. Seminars in einer über
2. Tim. 4, 5 gehaltenen und darauf gedruckten Predigt das „Bild eines rechtschaffenen evangel. Predigers:
1. er weiss, an wen er glaubt, 2. er glaubt, darum redet er, 3. wie er redet, so lebt er,“ und schrieb