Full text: (Band I.)

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heisst es schon ,,es solle die theologische Facultät regelmässig Sonnabends unter ihrer 
Aufsicht die Studirenden predigen lassen“ und „es sollen die Studirenden wöchentlich 
in der Klosterkirche als in templo academico unter Aufsicht eines theolog. Professors 
predigen.“ Zufolge dieser im Spenerschen Geiste und auf Anregung des damaligen Generalsuperinten 
denten und ersten Professors der Theologie Muhlius erlassenen Verfügung wurden sie zuerst von Dassow 
und nach dessen Abgänge von dem trefflichen Albert zum Felde regelmässig Sonnabends in der 
Klosterkirche gehalten. Seit 1715 aber trat besonders infolge des Krieges und seiner Nachwirkungen 
für unsere Universität eine Zeit traurigen Verfalles ein, die unter andern auch dadurch characteristisch ist, 
dass ein Mann wie Lorenz v. Mosheim, der hier als Assessor der philos. Facultät Vorlesungen hielt und 
predigte, sich vergebens um eine Anstellung in der theolog. Facultät bemühte. Doch fanden die practisch- 
theologischen Bestrebungen seit 1730 wieder ihre Pflege unter Hosmann, der nicht nur zum erstenmal 
"ieder seit Kortholt Katechetik las, sondern auch ungeachtet der Aemter eines Procanzlers der Universität, 
Hcrzogl. Generalsuperintendenten, Hof- und Stadtpredigers, welche er neben seiner Professur bekleidete, 
noch im Stande war, eine Erklärung der altkirchlichen Pericopen in den Kreis seiner Vorlesungen auf 
zunehmen, und zur Entwertung und Ausarbeitung von Predigten Anleitung zu ertheilen. 
Ihm zui Seite stand als ausserordentl. Professor der Iheologie der später durch seine „alte und einzige 
Richtschnur überzeugend und erwecklich zu predigen“ rühmlichst bekannte Oporin. Nach Hosmanns Tode 
Int) verschwindet jede Spur homiletischer Hebungen, und Märks Anerbieten von demselben Jahre „eine 
socictatem fheoretico-practicam privatam zu eröffnen, si unus alterve commilitonum suffragetur“ bezeugt 
das verschwundene Interesse. Da nahm ungeachtet der, der practischen Theologie wie der theologischen 
Praxis wenig günstigen Zeit, in welcher der erwachenden historischen und philosophischen Kritik gegen 
über das Erringen einer haltbaren Auffassung der christl. Heilswahrheit die erste, bald auschliessliche, und 
jedes andere Interesse absorbirende Aufgabe der theologischen Lehrer und Schüler geworden war, das 
Studium der Iheologie überhaupt, und das auf die Mittheilungsgabe im geistl. Amte gerichtete Streben 
einen neuen Aufschwung auf unserer Universität durch die Berufung von Johann Andreas Cramer zum 
ersten Prof, der 'Iheologie und Procanzler der Universität. Seit dem im Jahre 1773 erfolgten Austausch 
des Grossfürstl. Antheils von Holstein gegen die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst war einer 
Per ersten Acte der König). Regierung die Hebung der Universiät Kiel, und schwerlich 
konnte das Ministerium Bernstorff zu diesem Ziel einen besseren Weg eiuschlagen, als die Berufung 
Cramers hieher im Jahre 1774. Als Lramer’s Stiftung steht schon im Jahre 1775 das homiletische 
Seminar da. Eine Stiftungsurkunde liegt freilich in den Acten des Seminararchivs nicht vor. Nur eine 
Bestimmung über die Einlieferungszeit der Predigt, und die Übertragung der Predigt an ein anderes Mit 
glied des Seminars vom 1. Mai 1770 findet sich hier, und darunter die Namen von 14 Mitgliedern. Aber 
nach einer im ‘2ten Hefte der hoinil.-kritischen Blätter von 1792 von einem früheren Mitglicde des Semi 
nars gegebenen Nachricht über dasselbe standen schon im Jahre 1775 die Zahl von 12 Mitgliedern als 
•lie gesetzliche, und der Ruf eines sittlich reinen Wandels, das Zeugniss über gehörte Dogmatik und Moral, 
und die Einlieferung einer Probepredigt als Bedingungen der Aufnahme fest, und wurden die Predigten in 
her Schlosskapelle gehalten. Dadurch wird die Vermuthung Kösters bestätigt, dass die am 2ten Ephiph. eben I 
‘lasolbst über das Sonntagsevangelium von Cramer gehaltene erste Predigt „von der christlichen 
Wo h I thä tigkei t, die der Wohlthätigkeit Gottes ähnlich zu werden sucht“ auch diejenige 
gewesen sei, mit der er das Seminar eröffnet habe, als dessen Stiftungstag demnach der 2te Epiph.-Sonntag 
177.) anzusehen wäre. Dass diese Anstalt schon unter Cramer's Leitung den Charakter eines öffent 
lichen Instituts hatte, erhellt aus einer späteren Verfügung vom 0. December 1780, in welcher das 
homil. Seminar als eine „aus huldreicher Fürsorge für das Wohl unserer Landeskinder
	        
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