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Ueberhaupt sind es der practisch-pädagogische Blick und die Conduite, auf die in einem pädago
gischen Seminar hingearbeitet wird, und daher wird eine Beschreibung eines solchen immer etwas Unzu
reichendes enthalten. Diese im Vorstehenden gegebene sollte auch nur dazu dienen, in den allgemeinsten
Umrissen ein Bild vom Kieler pädagogischen Seminar vorzulegen; vielleicht wird es dem Unterzeichneten
erlaubt, ein anderes Mal ausführlicher zu berichten und das Kieler Seminar mit den an anderen Universi
täten bestehenden zu vergleichen.
Kiel, im December 1854. G Thaulow.
11) Botanischer Garten der Christians-AIbrechts-Universität.
Der botan. Garten der hiesigen Universität ist im Jahre 1669 bei der ersten Anlage der Univer
sität durch Joh. Dan. Major, Prof. Med. errichtet worden, er nahm einen Theil des jetzigen Schlossgartens
ein und führte den Namen:
Hortus botanicus.
ln den 20ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde er nach dem kleinen Kiel verlegt und
führte den Namen:
Hortus medicus,
sank aber allmählig zum Apothekergarten herab und war nicht mehr im Besitz der Universität. Der Be
sitzer hatte das Officium, die erforderlichen Gewächse und Kräuter zu den Vorlesungen und Prüfungen
der Aerzte herbeizuschaffen, wofür aus der Med. Facultät-Casse 10 jährlich vergütet wurden.
180.3 wurde unter Sr. Maj. Christ. VII. im Curatel des Grafen F. Reventlow vom Prof. Gconj
Ileinr. Weber der jetzt bestehende botanische Garten in der Prime angelegt, der in den Urkunden bald
Hortus botanicus bald medicus genannt wird.
Prof. Friedrich Weber, der Sohn des Vorigen, war der erste Vorstand von 1804—1823.
Der Etat mit Einschluss der Besoldung des Gärtners beträgt 900 Cour.
E. F. Nolle,
Director des bot. Gartens.
12) Das mineralogische M u s e u m.
Als im Jahre 1840 der Anfang gemacht wurde, eine geordnete Mineraliensammlung aufzustellen,
ebenso als in den folgenden Jahren diese Sammlung in einem andern geräumigeren Locale sich erweitern
konnte, fanden sich in verschiedenen Localitäten des Universitätsgebäudes Mineralien vor, welche zeigten,
»lass man schon in früheren Zeiten bemüht gewesen war, für die Universität eine Mineraliensammlung an-
züschaffen. Diese Bestrebungen würden von bedeutendem Erfolge begleitet gewesen sein, wenn nicht der
Mangel eines zur Aufbewahrung passenden Locals allmälig den Verfall jener älteren Sammlung herbeigeführt
Hütte, so dass von derselben bei der erneuten Aufstellung nur ein Theil noch brauchbar befunden werden
konnte.
Die Geschichte des Entstehens und Wachsthums unserer mineralog. Sammlung sei durch die
folgenden Angaben, die sich in den Acten auffinden Messen, angedeutet.
Im Jahre 1777 waren auf den Wunsch des Prof. Fabricius zur Anlegung eines Naturaliencabinets
oinige Doubletten aus der Sammlung der Kopenhagener Academic, so wie einige Kisten mit Mineralien aus
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