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Graf zu Flandern . Durchlauchter Fürst , liebster Oheim und Freund . Un - fern Gruß und waö wir Liebs und GutS vermögen zuvor . Wie hoch uns die trübselig Botschaft - Verkündigung und Anzeigung des tödtlichen Ab - gangS kaiserl . Majestät unsres liebsten Großvätern und Herrn hat trüben und bekümmern sollen , kann E . Lieb aus dem leichtlich abneh - men , daß wir an ihm nicht allein einen frummsten Vater verloren ha - bcn , sondern auch ein einigen und sonderlichen Schutzherrn und Handha - ber aller unsrer Königreiche und Herrschaften . Dieweil sich aber nicht geziemen will , stets wider Gottes Willen zu setzen , so haben wir uns fürgrnommen . diesen allerschwindesten Fall mit Geduld zu überwinden und das zuthun , das von einem frummen freundlichen getreuen Sohn sei - nem verstorbenen Vater nach geschehen mag , das ist , was wir sehen und merken werden dienstlich und forderlich sein zu seiner Seelen Heil und Seligkeit und zu einem ewigen Gedächtniß seiner ehrlichen grossen herrlichen Thaten . Nachdem aber numals mehr nach seinem tödtlichen Abgang ein neuer römischer Kaiser oder König erwählt soll werden , und wir niemandS wissen wer billicher gewählet soll werden denn wir , nicht allein darum , daß wir von deutschem Blute und Stammen geboren sind , sondern auch daß unsre Vorfordern römische Kaiser das hei - lige römische Reich wol und glücklich regiert und verwaltet haben . £tt dem so wir neben unsren so vielen und so großen Königreichen auch diese Ehr und Würden erlangen würden , so könnten wir der ganzen Christenheit , die jetzt in grosser Fahr vor dem schwinden Feind dem Türken , weil er Asien und Afrika überwunden und erobert , rathen und
So könnten wir auch nach Erlangung solcher Würden gemeinen Landfrieden , Ruhe und Gemach der deutschen Nation , in dero wir be - reit an so viel Herrschaften haben , dester baß fördern , und alleS ande - res verschaffen , das zu Mehrung und ewiger Ehre des heiligen römi - scheu Reichs und ganzer deutscher Nation , dero wir mit höchstem guten Willen wie billich gewiß dienstlich förderlich und von Nöthen .
So begehren wir daß man unser Person zu solchen Ehren erwäh - let , und dieweil E . L . als des heiligen römischen Reichs Churfürsten einer uns darzu wunder sehr förderlich und behülflich sein konnte , so bitten wir dieselben E . L . mit hohem Fleiß , daß eben wie E . L . uns und bevor kaiserliche Majestät auf dem Reichstag zu Augsburg freund - lich gewest , also auch uns itzt wolle ihre Stimme in der königlichen Wahle geben . Denn wir gereden E . L . bei königlichen Worten , Glau - ben und Treuen , uns gegen E . L . so dankbar zuerzeigen , daß sie mit der That und Werk erkennen und befinden soll , daß sie einem wunder danck -