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VISI
19. Kapitel.
Pfarrer Thienel. Gortsetzung.)
Abermals Kriegsnöten, 1778 -1779.
Andere Heimsuchungen.
Des Pfarrers Verhältnis zu Schule und Patronat.
Kaum waren die Wunden, welche die drei schlesischen Kriege
Land und Volk geschlagen, einigermaßen vernarbt, als 1778 ein
neuer Krieg, der bayrische Erbfolgekrieg, ausbrach und die seit
1763 geleistete Arbeit des Wiederaufbaues wieder zu vernichten
drohte. Wohl hat dieser Kampf von allen Kriegen der Weltgeschichte
vielleicht am wenigsten Blut gekostet, aber gerade über das stille
Prudniktal zog das Kriegsgewitter am furchtbarsten auf und goß
über Neustadt und Umgebung Schrecken und Verderben.
Schon vom 10. Juli 1778 ab kam es zu Scharmützeln zwischen
den preußischen Truppen, die in Neustadt, Wiese und Langenbrück
im Quartier lagen und den sterreichern, welche von Zuckmantel,
Johannestal und Hennersdorf über die Grenze vorrückten. Der
Besuch des Königs Friedrich II. in Neustadt, am 20. Oktober, er⸗
mutigte Volk und Militär zum tapferen Ausharren bei allen Gefahren
und Opfern. Am schlimmsten wurde die Lage im Winter. Vom
22. November 1778 bis 27. Februar 1779 brachen ungarische Husaren
vom Regiment Esterhazy aus Johannestal fast jede Nacht ein,
sei es in der Pfarrgemeinde Langenbrück, sei es in Neustadt und
schleppten Gefangene heimlich fort. Doch auch die preußischen
Krieger machten Einfälle in österreichisches Gebiet. Am 14. Januar
1779 tobte sechs Stunden lang ein heißer Kampf um die Ver—
schanzungen auf dem Rochusberge bei Zuckmantel. Der Kanonen—
donner war bis nach Neustadt hörbar. Schließlich behaupteten die
sterreicher das Feld, dagegen gelang es drei Tage später den
Preußen, bei Neudeck elf Feinde gefangen zu nehmen. So schwebten