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Straßen und Wege vernichtet. Ungeheure Holz-, Stein- und Kies—
massen wurden mitgeführt und da und dort abgelagert. Ein grauen⸗
haftes Bild der Verwüstung bot Wildgrund zwischen den beiden
Berglehnen. Nicht viel besser sah es in Oberlangenbrück aus. Hier
hatte sich vor dem Eisenbahndamm ein See gebildet, dessen
Wassermassen in der Bischofsmühle den Heuboden erreichten. Miteinem
fürchterlichen Getöse stürzte der Eisenbahn-Viadukt zusammen, sodaß
die Hochflut sich über die nächsten Häuser dahinter ergoß. Wie
durch ein Wunder blieb die Königsmühle des Alois Heinisch stehen,
während 14 Häuser unmittelbar dahinter wie wegrasiert wurden.
Im ganzen wurden in Langenbrück 30 Häuser gänzlich weggerissen;
einige sind als Ruinen zurückgeblieben und mußten abgetragen werden.
In Wiese wurden nur einige Häuser fortgeschwemmt oder stark
beschädigt. Ganze Familien saßen auf Dächern oder Bäumen und
konnten nur mit großer Mühe herunter gebracht und gerettet werden.
Bei all diesem noch nie dagewesenen Materialverluste war durch
Gottes besonderen Schutz kein einziges Menschenleben zu beklagen.
Natürlicherweise gab es bei dieser entsetzlichen Katastrophe ein
Weinen und Händeringen, wie es seit Menschengedenken noch nicht
geschehen. Angesichts des Zusammenbruchs ihrer Häuser waren
manche wie versteinert vor Schmerz und irrten wie sinnlos umher,
bis sie mitleidsvolle Nachbarsleute aufnahmen. Es mußte selbst
Männer zu Tränen rühren, als sie Mütter mit dem Säugling auf
den Armen vor der hereinbrechenden Flut fliehen sahen. Die Feuer—
wehr und viele beherzte Männer und Jünglinge arbeiteten aus Leibes⸗
kräften, um das Unglück möglichst zu verringern. Mitten unter
ihnen zeigte sich Pfarrer Baumert, der als guter Hirt die Schwer—
geprüften tröstete. Ebenso tat er es öffentlich am darauffolgenden
Sonntage in der Kirche. Als er da auf der Kanzel erschien und
dem Evangelium des sechsten Sonntags nach Pfingsten den Vor—
spruch entnahm: „Mich erbarmet das Volk,“ Marc. 8,2, begannen
viele zu weinen. Das Schluchzen wurde immer lauter und heftiger,
je mehr der Prediger auf die furchtbare Heimsuchung einging und
je deutlicher er sein innigstes Erbarmen zeigte. Er stellte die
Katastrophe als schwere Prüfung hin, die Gott über seine Lieblinge
verhängt habe. Sie sollten unerschütterlich auf denjenigen vertrauen,
der viele Tausende wunderbar gespeist. Der Allgütige werde sie
nicht verlassen und ihnen für ihre Geduld und ihre Opfer den