Full text: Der Dichter und die Welt

AN HENRIETTE HANCK 
Kopenhagen, den 20. September 1837 
Seit ich Sie und all die Ihren gesehen habe, hätte ich 
in der Sumpfstadt Petersburg sein können, hätte die Wasser 
in den Hallen der Alhambra springen hören oder den Feld- 
zug nach Constantine mitmachen können; so lange ist es her! 
Soll es denn zwischen wahren Freunden zugehen wie beim 
Federballspiel: nur wenn der eine geworfen hat, schlägt auch 
der andere seinen Ball ab? — — — Sie und die Ihren sind 
soviel in meinen Gedanken gewesen, daß ich es nicht nötig 
fand, die Brieftaube abzuschicken — Sie waren ja bei mir; 
aber dann fällt mir plötzlich ein: es ist doch nicht so ganz 
recht von den guten Freunden, daß sie Dir nicht schreiben; 
einer von ihnen denkt doch wohl ab und zu ein wenig an 
dich, aber der Gedanke genügt nicht, und er müßte mit 
einer Epistel Leben in die Freundschaft bringen!“ Niemand 
schreibt, also muß ich wohl ein Gedenken senden. Wem 
soll ich nun schreiben? Ihre Mutter hat mir den letzten 
Brief geschrieben, Großmutter ist nicht fürs Briefschreiben, 
Tante ist bei Frau Guldbrand, und die Kinder — nun, da ist 
ja Jette mit Schwanenflügeln geboren, sie hat ein Patent aufs 
Schreiben, also, an Sie ist der Brief, die andern können Sie 
ihn für — ja für zwei Schilling lesen lassen; das geben sie 
doch? Das ist ein hübscher Verdienst; Sie sehen, ich habe 
Sinn für das Pekuniäre. Im übrigen bin ich sehr beschäftigt 
gewesen, seit wir uns gesprochen haben; ich habe meinen 
ganzen Roman ins Reine geschrieben und drei Korrekturen 
davon gelesen; heute abend ist der zweite Teil fertig gedruckt. 
Außerdem bin ich ganz erfüllt von der Idee zu einem neuen 
van. 
FD
	        
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