Ole Puk-Oie.
Es giebt Niemanden in der Welt, der so viele Geschichten weiß,
als Ole Luk-Oie. — Der kann gehörig erzählen!
So gegen Abend hin, wenn die Kinder noch nett am Tische oder
auf ihrem Schemel sitzen, kommt Ole Luk-Oie. Er kommt leise die
Treppe herauf, denn er geht auf Socken; er macht leise die Thüren
auf und husch! da spritzt er den Kindern süße Milch in die Augen hin⸗
ein, und das so fein, so fein, aber doch immer genug, daß sie die Augen
nicht aufhalten und ihn deshalb auch nicht sehen können. Er schleicht
sich hinter sie, bläst ihnen sanft in den Nacken, und davon wird
ihnen schwer in dem Kopfe. O ja! aber es thut nicht weh, denn Ole
Luk-Oie meint es gut mit den Kindern; er will nur, daß sie ruhig
sein sollen, und das sind sie am ersten, wenn man sie zu Bette
gebracht hat; sie sollen still sein, damit er ihnen Geschichten erzählen
kann. —
Wenn die Kinder dann schlafen, setzt sih Ole Luk-Oie auf ihr
Bett. Er ist gut gekleidet; sein Rock ist von Seide, aber es ist
unmöglich, zu sagen, von welcher Farbe, denn er glänzt grün, roth und
blau, je nachdem er sich wendet. Unter jedem Arme hält er einen
Regenschirm; den einen, mit Bildern darauf, spannt er über die guten
Kinder aus, und dann träumen sie die ganze Nacht die herrlichsten Ge—
schichten; aber den andern Schirm, auf welchem durchaus nichts ist,
stellt er über die unartigen Kinder, dann schlafen sie wie dumm und
haben am Morgen, wenn sie erwachen, nicht das Geringste geträumt.
Nun werden wir hören, wie Ole Luk-Oie an jedem Abende in
einer Woche zu einem kleinen Knaben kam, welcher Hjalmar hieß,
und was er ihm erzählte. Es sind sieben Geschichten; denn es sind
sieben Tage in der Woche.
Montag.
„Höre mal!“ sagte Ole Luk-Oie am Abend, als er Hjalmar
zu Bette gebracht hatte; „nun werde ich aufputzen!“ Und da wurden
alle Blumen in den Blumentöpfen zu großen Bäumen, welche ihre lan—
gen Zweige unter der Zimmerdecke und längs den Wänden ausstreckten,