Full text: Sämmtliche Märchen

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Von der Kirche ging es auf den Marktplatz, hier bekam er eine 
Menge Eßwaaren zu tragen; der Weg bis zum Hafen war kein kurzer, 
müde und überwältigt von den wechselnden Eindrücken, ruhte er einige 
Augenblicke aus vor einem prächtigen Hause mit marmornen Säulen, 
Statuen und breiten Treppenaufgängen; hier lehnte er seine Last an 
die Mauer an; da trat ein galonnirter Thürsteher hervor, hob seinen 
silberbeschlagenen Stock gegen ihn und jagte ihn fort, ihn — den Enkel 
des Hauses; aber das wußte Niemand dort; er selbst am allerwenigsten. 
Und nachher ging es wieder an Bord, Knuffe und harte Worte, wenig 
Schlaf und viel Arbeit — so hatte er denn auch das versucht! Und 
es soll gar gut sein, in der Jugend Böses leiden, sagt man, — ja, 
wenn das Alter dann Gutes bringt. 
Seine Verdingzeit auf dem Schiffe war abgelaufen, das Fahrzeug 
lag wieder bei Ringjöbing in Jütland, er kam ans Land und nach 
Hause in die Sanddünen bei Huusby, allein die Pflegemutter war ge— 
storben, während er auf der Reise gewesen war. 
Ein strenger Winter folgte dem Sommer, Schneestürme jagten über 
Meer und Land dahin, man hatte Mühe irgendwohin zu gelangen. Wie 
verschieden war doch Alles in dieser Welt vertheilt! Hier heftige Kälte 
und Schneestürme, während im spanischen Lande brennende Sonnen— 
gluth und starke Hitze war; — und doch, wenn es hier in der Heimath 
inmal einen recht frostklaren Tag gab, und Jürgen die Schwäne in 
Schaaren über das Meer landeinwaäͤrts nach Vosborg hinaufziehen sah, 
schien es ihm doch, als wenn man hier am leichtesten athme, und auch 
hier war herrlicher Sommer! In Gedanken sah er dann die Haide 
blühen und wuchern mit reifen, saftigen Beeren, sah den Hollunder 
und die Linden bei Vosborg in Blüthen stehen; dorthin mußte er doch 
noch einmal. 
Der Frühling kam heran, die Fischerei begann, Jürgen war dabei 
ein thätiger Gehilfe, er war gewachsen in dem verflossenen Jahre, und 
flink bei der Arbeit; er war voll Leben, er verstand zu schwimmen, das 
Wasser zu treten, sich zu wenden und zu tummeln draußen in den Flu⸗ 
then, oft warnte man ihn, sich vor den Schaaren der Makrelen 
hüten; die packen den besten Schwimmer, ziehen ihn hinab, fressen ihn 
auf, und fort ist er; — aber das wurde Jürgens Loos nicht. 
Beim Rachbar in der Düne war ein Knabe, Namens Martin, 
mit welchem Jürgen sich gut vertrug und Beide nahmen auf ein und 
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