Full text: Gesammelte Historien

Sie taugte nichts. 23 
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heute Morgen habe ich weder Essen noch Trinken gesehen! Das 
Fieber steckt mir im Körper. O, Herr Jesus, hilf mir, daß ich 
nach Hause komme! — Mein armes Kind!“ — Und sie weinte. 
Auch der Knabe weinte, und bald saß er allein am Flusse bei 
der nassen Waͤsche. Die zwei Frauen schritten nur langsam 
weiter, die Waschfrau schleppend, schwankend, durch das Gäß⸗ 
chen um die Ecke in die Straße, an dem Hause des Buͤrger⸗ 
meisters vorüber, und gerade vor demselben sank fie auf das 
Straßenpflaster nieder. Es sammelten sich mehrere Leute; die 
lahme Marthe lief ins Haus nach Hilfe. Der Bürgermeister 
und seine Gäste traten ans Fenster. 
„Das ist die Waschfrau!“ sagte er, „die hat ein wenig 
über den Durst getrunken; sie taugt nichts! Schade um den 
hübschen Knaben, den sie hat. Ich mag in der That den Jun⸗ 
gen gern. Die Mutter taugt nichts!“ 
Und die Waschfrau erholte sich wieder und man führte 
sie in ihre armselige Wohnung, woselbst sie zu Bette gebracht 
wurde. Die gute Marthe kochte eine Schaale Warmbier 
mit Butter und Zucker; diese Medicin, glaubte sie, sei die 
beste, und darauf begab sie sich nach dem Flusse, spülte gar 
schlecht, aber meinte es gut, zog eigentlich nur die nasse Wäsche 
ans Land und legte sie in einen Korb. 
Gegen Abend saß fie in dem äͤrmlichen Stübchen bei der 
Waschfrau. Einige geröste Kartoffeln und ein schönes fettes 
Stück Schinken hatte die Köchin des Buͤrgermeisters ihr für 
die Kranke gegeben; daran thaten Marthe und der Knabe sich 
gütlich; die Kranke erfreute sich an dem Geruch, derselbe sei 
sehr nahrhaft, meinte sie. 
Und der Knabe wurde zu Bett gebracht, in dasselbe, in
	        
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